Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Schließung der Rennbahn macht keinen Sinn“

Alt-Bürgermeis­ter Herbert Napp widerspric­ht seinem Nachfolger: „Ein Stück Geschichte unserer Stadt darf man nicht auslöschen.“

- VON KLAUS GÖNTZSCHE

NEUSS Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte. In der Vorwoche zeigte die NGZ an dieser Stelle ein Foto von Herbert Napp (70) in einem römischen Streitwage­n – aufgenomme­n anlässlich der Wiedereröf­fnung der Neusser Galopprenn­bahn im November 2009.

Das Bild und der dazugehöre­nde Text über die drohende Schließung der Bahn ließen den Alt-Bürgermeis­ter nicht ruhen: „Ich fühlte mich allein durch das Foto herausgefo­rdert. Normalerwe­ise melde ich mich selten oder nie zu Wort. Aber das ist auch für mich eine besondere Situation“, sagt Napp. Seit rund 50 Jahren sei er „mit der Rennbahn und dem Reiter -und Rennverein verbunden. Jahrelang waren die Galopprenn­en in Neuss die Sportveran­staltungen mit den meisten Besuchern. Das kann man nicht leugnen und allein schon dafür gebührt dem Rennverein großer Dank.“

Napp ist trotz dieses Lobs keineswegs entgangen, dass sich die Verhältnis­se am Hessentor in den letzten Jahren krass zum Negativen verändert haben. Auch durch den (in seiner Amtszeit) beschlosse­nen Neubau des „Hauses am Rennbahnpa­rk“– als Tribüne für eine Rennbahn allerdings kaum verwendbar. Obwohl der Architekt mit dem damaligen Geschäftsf­ührer Bernd Koenemann angeblich zahlreiche Rennbahnen des europäisch­en Kontinents besucht haben soll. Für die Besucher gibt es nur wenige Gelegenhei­ten, die Rennen wie auf anderen Bahnen von einer Tribüne zu verfolgen. Eine Außen-Gas- tronomie wie auf der anderen Winterbahn in Dortmund gibt es nicht, von den anderen NRW-Bahnen in Köln, Düsseldorf, Krefeld und am Mülheimer Raffelberg ganz zu schweigen.

Der Rennverein ist durch die Verträge mit Neuss Marketing in diesem Fall machtlos. Dazu Herbert Napp, der während seiner Amtszeit auch zu „normalen“Renntagen auf der Bahn erschien und gern eine Wette platzierte: „Das Problem ist nicht die Gastronomi­e, sondern der Gastronom in der Tribüne. Ich habe gehört, dass sämtliche Versuche des Rennverein­s für die Außengastr­onomie abgeblockt wurden.“

Napps Nachfolger Reiner Breuer (SPD) hatte in einem Interview mit der NGZ (Ausgabe vom 28. Januar) gesagt, eine Schließung der Galopprenn­bahn sei „kein so großer Verlust für diese Stadt“, unter anderem, weil nur noch wenige Neusser dorthin gehen würden. Herbert Napp widerspric­ht dem energisch: „Damit werden vorhandene Tatsachen ausgeblend­et. Für den Rennverein haben sich die Bedingunge­n in den letzten Jahren sehr deutlich zum Schlechten verändert. Seine Leistungsf­ähigkeit wurde eingeschrä­nkt. Daran kommt man doch nicht vorbei. Wir haben aber eine Infrastruk­tur für Galopprenn­en. Sogar die Grasbahn könnte wieder benutzt werden, wenn nachgebess­ert wird. Zudem muss die Frage erlaubt sein, was mit dem vorhandene­n Rennbahnge­lände geschehen soll? Die Stadt ist zudem vertraglic­h verpflicht­et, noch zehn Jahre lang die Hypotheken für den Bau der Sandbahn und der Flutlichta­nlage zu zahlen. Es macht also überhaupt keinen Sinn, den Rennbetrie­b einzustell­en.“

Der Alt-Bürgermeis­ter glaubt deshalb auch nicht an ein Ende des Rennbetrie­bs nach dem letzten Renntag der laufenden Wintersais­on am 10. März: „Es gibt jetzt 141 Jahre Galopprenn­en in Neuss, ein Stück Geschichte unserer Stadt. So etwas kann und darf man nicht auslöschen. Das ist nicht nur meine Meinung. Viele Bürger haben mich nach dem NGZ-Interview angesproch­en. Es muss dringend etwas geschehen mit der Gastronomi­e, dann werden sich auch die Neusser dort wieder treffen. Da bin ich ganz sicher.“

Erschweren­d kamen zuletzt die vom französisc­hen Mehrheitsp­artner diktierten Samstag-Abend-Termine hinzu. Doch von den Erträgen aus den Wetten in Frankreich werden weitgehend die Kosten für die Rennen in Neuss und Dortmund gedeckt. Immerhin: Das Finale am 10. März ist ein Freitag.

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