Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Qual der Wahl beim Kostüm
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Gespräch in der Nachbarschaft über den nahenden Karnevalshöhepunkt. Gisela freut sich schon und ist ganz aus dem Häuschen. Nach der gelungenen Damensitzung vor ein paar Wochen – Wahnsinn, welche tollen Bands da auf der Bühne standen! Und die Rede von Guido Cantz erst... – plant sie nun den Feier-Marathon an den jecken Tagen: Wo wird Altweiber gefeiert, welche Kneipe ist angesagt, wo läuft die beste Musik? Und wo gibt es beim Rosenmontagszug die meisten Kamelle? Vor allem aber: Welches Kostüm soll es sein? Die Piratin ist für drinnen super, aber für den Straßenkarneval aus Temperaturgründen gänzlich ungeeignet. Das flauschige Ganzkörper-Einhorn-Kostüm hingegen hält schön warm – aber wehe, man muss mal... Nachbarin Regine hört sich den wasserfallartigen Monolog ungerührt an. „Was ziehst du denn an?“, fragt Gisela schließlich. „Meine dicke Jacke und ’ne warme Mütze“, antwortet Regine. „Wir fahren jedes Jahr über Karneval Ski.“arr NEUSS Die Zahlen sind alarmierend und werden an den bevorstehenden Karnevalstagen, wenn die Ansteckungsgefahr durch große Menschenansammlungen und das traditionelle Bützen besonders groß ist, sicher noch steigen: Mehr als 200 Fälle der „echten“Grippe (Influenza) seien seit Jahresbeginn im Kreisgebiet bereits gemeldet worden, berichtet Dr. Michael Dörr, der Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2016 wurden im Rhein-Kreis Neuss 175 bestätigte Influenza-Erkrankungen registriert.
Auch die Zahl der durch das Norovirus ausgelösten Brech-Durchfallerkrankungen ist in die Höhe geschnellt. Bis Mitte der vergangenen Woche sei bei 168 Personen aus dem Kreis eine Norovirus-Infektion festgestellt worden. Das seien schon über 100 bestätigte Fälle mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilt die Kreisverwaltung mit. Insgesamt waren dem Kreisgesundheitsamt 2016 exakt 509 Fälle von nachgewiesenen Norovirus-Infektionen gemeldet worden.
Das Risiko, dass sich die Infektionen über Karneval weiter „vermehren“werden, hält auch der Leiter des Kreisgesundheitsamtes für sehr wahrscheinlich. Wer sich wirksam schützen wolle, dürfe eigentlich keine der närrischen Veranstaltungen besuchen. „Aber wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen. Man kann schon einiges tun, um vorzubeugen“, sagt Dörr. Er rät zu vitaminrei- cher Kost, ausreichend Bewegung, zu Handhygiene – und zum „richtigen“Niesen, in die Armbeuge, nicht in die Handfläche. Eine Grippeschutzimpfung macht aus Dörrs Sicht auch jetzt noch Sinn. „Im Moment grassiert vor allem der Influenza-Typ A in der sogenannten H3N2-Variante. Zum Schutz davor ist derzeit noch genügend Serum verfügbar“, sagt der Mediziner.
Einem Patienten des Neusser Allgemeinmediziners Dr. Walter Pater hat die Schutzimpfung nicht geholfen: Er liegt momentan im Krankenhaus. „Die Impfung kann jetzt noch helfen, aber es kann auch sein, dass sich der Erreger schon verändert hat, und der Impfstoff nicht mehr hilft“, erklärt Pater. Sein Wartezimmer ist derzeit voll. „Das ist aber jedes Jahr im Februar und März so“, sagt der Mediziner. „Die meisten haben eine Atemwegsinfektion, ausgelöst durch Bakterien und nicht durch Viren. Da helfen dann Antibiotika.“Einige Patienten litten auch an Magen-Darm-Grippe.
Auch Christoph Napp-Saarbourg von der Einhorn-Apotheke stellt fest: „So schlimm wie vor ein paar Jahren ist diese Grippewelle in Neuss nicht“, sagt er. „Aber diejenigen, die sie bekommen, liegen richtig flach. Das Virus ist deutlich stärker.“
Im Lukaskrankenhaus sieht es dagegen anders aus. Dort gibt es derzeit 14 Fälle des Influenza-Typs A. In diesem Jahr gab es schon 66 Fälle, im gesamten letzten Jahr nur 43. „Es ebbt nicht ab“, stellt Ulla Dahmen vom Lukaskrankenhaus fest. 19 Personen mit Norovirus seien seit Anfang Januar stationär aufgenommen worden. 2016 gab es insgesamt 124 Fälle. Auch im Johanna-Etienne-Krankenhaus ist der Norovirus nicht so stark vertreten. „Die Influenzafälle sind aber im Vergleich zum Vorjahr gestiegen“, erklärt Pressesprecherin Katharina Märkle. „Die Lage ist stabil. Wir gehen auf das Ende der Grippewelle zu.“