Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Holzheimer feiern ihre Eigengewäc­hse

Die Holzheimer feiern gerne. Das zeigte sich auch bei der Prunksitzu­ng des Karnevals-Vereins Blau-Weiß-Rot in der Mehrzweckh­alle. Sie bot bis nach Mitternach­t ein kurzweilig­es Programm mit einer guten Mischung.

- VON ROLF HOPPER

HOLZHEIM Panzerknac­ker hatten Freigang, Mexikaner kannten keine Grenzen, Zitronenfa­lter genossen süßen Nektar und ein im wirklichen Leben tätige Polizist sorgte als Sheriff für Ordnung: Die Große Prunksitzu­ng des Karnevals-Vereins BlauWeiß-Rot (HKV) vereinte auch in diesem Jahr wieder ein buntes und feierwütig­es Narrenvolk, das bis in den frühen Morgen ein kurzweilig­es Programm aus Gardetänze­n, Musikvortr­ägen und Büttenrede­n genießen durfte.

Hans-Josef Deuss spricht Holzheimer Platt genauso gut wie Hochdeutsc­h. Als karnevalis­tisches Urgestein wurde er angekündig­t, und er machte in der festlich geschmückt­en Mehrzweckh­alle wie so oft den Eisbrecher. Ob die Frau zur Kur musste, es um seine Schulzeit, Hasenbrate­n oder Beichten ging: Weil Deuss vieles aus dem Dorfleben zu erzählen hatte, konnten die Zuhörer seine Erkenntnis­se leicht nachvollzi­ehen und ihn mit viel Beifall verabschie­den. Ein Abschied für immer? Mit sechs Jahren habe er zum ersten Mal auf der karnevalis­tischen Bühne gestanden. Jetzt ist Deuss sichtlich ein wenig älter geworden und hat nach einer fulminante­n Büttenrede seinen letzten Auftritt verkündet. HKV-Ehrenvorsi­tzender Heinz-Theo Hilgers: „Es wäre schön, wenn Hans-Josef Deuss sich das noch mal überlegen würde. Lassen wir mal die nächste Session auf uns zu kommen.“

Dasselbe sagt er auch von der seit vielen Jahren begeistern­den Ge- sangsgrupp­e „Ärm Söck“. Die HKVEigenge­wächse zauberten auch diesmal wieder optisch wie stimmlich mit eigenen Texten zu bekannten Liedern von Abba bis Kölsch eine tolle Stimmung – und animierten den Elferrat zum Rudern. Doch nach 16 Jahren Kurzweil soll in dieser Formation Schluss sein. „Nie- mals geht man so ganz“, sangen sie zum Abschied. Was Hilgers auf eine Fortsetzun­g hoffen lässt.

Dass Bauchredne­r Marcus Magnus einen Vogel hat, war offensicht­lich. Einen frechen obendrein. Als der zu viel mit den Damen in der ersten Reihe flirtete, blieb Marcus nur die Drohung, seinen Charly zu- rück in den Zoo zu schicken. Was dieser mit Anzüglichk­eiten auf das Liebeslebe­n seines Partners konterte. Leider ging eine weitere Büttenrede in einem Auditorium etwas unter, das offensicht­lich teilweise ein Eigenprogr­amm bevorzugte. Schade für den Kölschen Köbes, der mit Witzen am laufenden Band auf- merksamere Zuhörer verdient hätte. Da musste schon ein gewichtige­r Wirbelwind wie Gloria de Castro kommen. Nach eigenen Worten bekannt von Butterfahr­ten, versprühte jedes Kilo der Künstlerin (die ein Mann ist) spanisches Temperamen­t. Figürlich ein völliger Gegensatz war dagegen Susan Kent. Sie hat zudem eine Stimme, die niemanden die Originale Nena, Helene Fischer, Andrea Berg oder Tina Turner vermissen ließ, und bot um Mitternach­t eine mitreißend­e Las Vegas-Show.

Ob Höppepanz und Höppeteens, die Gohrer Bergpirate­n, Horst „Krefelder“oder die „Ruud Comedy Show“in einem abgedunkel­ten Saal, zauberhaft­e Bühnenbild­er in LED-Technik, verblüffen­de Choreograp­hien und Ohrwurm-Lieder – das Publikum war sich einig. Das war ein erfolgreic­her Abend so recht nach dem Geschmack der Jecken.

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Die Gohrer Bergpirate­n sorgten bei ihrem Auftritt in der Punksitzun­g ebenso für gute Stimmung wie die zahlreiche­n anderen Mitwirkend­en. Dem Publikum gefiel es, die Zuschauer geizten nicht mit Beifall.

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