Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vince Ebert erklärt die Welt

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KAARST (barni) „Zukunft is the Future“heißt das neue Programm von Vince Ebert, dem Erfinder des Wissenscha­fts-Kabaretts. Der studierte Physiker langweilt aber nicht mit Formeln, Statistike­n und Thesen. Er poliert zwar im Schnelldur­chgang die naturwisse­nschaftlic­hen Kenntnisse seiner Zuschauer auf, wissenscha­ftsgläubig ist er trotzdem nicht. Und die Zukunft ist für ihn nicht berechenba­r, weil sie unter anderem von Emotionen geprägt ist. „Die Zukunft liegt nicht vor uns, sonst müssten wir sie ja sehen können“, erklärte er.

Vince Ebert hält es da eher mit den alten Griechen: „Für sie kam die Zukunft von hinten angerausch­t.“Der Mann, der zwölf Semester Physik studiert hat, erklärte 522 Zuschauern die Welt, machte Rech- nungen auf: „Wenn die Erde seit 24 Stunden existieren würde, gäbe es die Menschheit seit 77 Sekunden.“Was sie in dieser Zeit geschafft habe, sei enorm: „Und man darf gespannt sein, was in den nächsten 77 Sekunden alles passieren wird.“

Typisch für Ebert ist es, dass er seine Beweise im Alltag findet. So habe ihm Amazon sein eigenes Buch empfohlen. Hochintere­ssant war sein Exkurs in die Genetik: „Wir sind genetisch zu 99,9 Prozent identisch.“Ein Bankräuber, der sich vor Angst in die Hose gemacht habe, habe deshalb nichts zu befürchten. Zwillinge wie die Klitschko-Brüder hätten zwar dieselbe DNA, aber deshalb nicht zwangsläuf­ig auch dieselbe Persönlich­keit: „Die wird von vielen anderen Faktoren geprägt.“Vince Ebert ging darauf ein, dass Online-Partnerbör­sen gerne mit einer Computeran­alyse werben. Sein Credo: „Beziehunge­n sind hochkomple­x, sie folgen nicht linearen Strukturen.“Und zudem werde die Welt immer komplizier­ter. Vince Ebert machte diese Entwicklun­g an der Partnersuc­he fest: „Trotz – oder gerade wegen der großen Zahl an Möglichkei­ten – bleiben wir allein.“Und er zitierte seinen Großvater: „Je größer der Heuhaufen, desto schwerer findet man die Magd.“

Der Kabarettis­t stellte immer wieder einen Bezug zwischen Wissenscha­ft und seiner Biografie her. Wissenscha­ftlich eindeutig nicht zu beweisen ist übrigens, so erklärte er, dass in seiner Heimat, dem Odenwald, die Uhren anders gehen – auch wenn ihm das immer nur so vorgekomme­n sei.

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