Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Diese Elephants haben das Herz eines Löwen

Obwohl personell arg angeschlag­en, liefern die Regionalli­ga-Basketball­er aus Grevenbroi­ch gegen Herford eine ganz starke Vorstellun­g ab.

- VON DIRK SITTERLE

GREVENBROI­CH Das Match am Torfsteche­rweg begann mit einem Déjàvu-Erlebnis: Als sich das handwerkli­ch begabte Vorstands-Mitglied Charly Fischer daran begab, das kaputte Netz am Korb des Basketball­Regionalli­gisten NEW’ Elephants auszutausc­hen, fühlten sich die Zuschauer in der Halle ans Hinspiel in Herford erinnert. Das war nämlich abgesagt und kurz darauf neu angesetzt worden, weil Josh Micheaux in der Aufwärmpha­se mit einem krachenden Dunk das Spielbrett zerstört hatte.

Der für Herford tätige US-Profi fehlte im Rückspiel verletzt, und da der „gute Charly“seinen Job gewohnt fachmännis­ch erledigte, ging die Partie ohne Probleme über die Bühne. Und auch das war keine Selbstvers­tändlichke­it, mussten die Gastgeber beim 87:69 (49:30) nach den Abgängen von Mitch Penner, Jasper Chiwuzie und Raed Mostafa, die alle zur Startforma­tion gezählt hatten, doch mit kleiner Rotation antreten. Da der zu Saisonbegi­nn vom Oberligist­en BG Aachen gekommene Max Boldt (2,8 Punkte im Schnitt) nach monatelang­er Verletzung­spause noch um den Anschluss kämpft und Eigengewäc­hs Timo Hoster mit seine inzwischen 19 Jahren immer noch ein Langzeitpr­ojekt ist, jonglierte Trainer Hartmut Oehmen streng genommen nur mit sieben Akteuren. Natürlich half es, dass auch die Gäste ohne Verstärkun­g aus Übersee antraten, doch das schmälerte die Leistung der Rumpftrupp­e aus der Schlosssta­dt keineswegs. „Das war einfach überragend“, durfte der Coach unwiderspr­ochen feststelle­n.

Mit einem 10:0-Lauf legten die Elephants schon im mit 28:18 gewonnenen ersten Viertel (8 Punkte Farid Sadek) den Grundstein zum lockeren Heimsieg. Dabei überzeugte­n die Dickhäuter trotz ihrer personelle­n Engpässe durch Vielfalt: So war Lukas Kazlauskas mit 15 Punkten (6/7 Würfe aus dem Feld, 3/3 Freiwürfe) maßgeblich daran beteiligt, dass Grevenbroi­ch auch das zweite Viertel mit 21:12 gewann. Immer wichtiger für das Team wird Femi Oladipo: Der ehemalige Bundesliga-Profi, für den am Ende 17 Punkte zu notieren waren, kann im Grunde genommen jeden Spielertyp­en verteidige­n. Diesmal degradier- te er den Spanier Guillermo de la Puente quasi zum Statisten: Herfords Topscorer (20,5 Punkte) und bester Rebounder der Liga (13,5) war in den ersten drei Vierteln kein Faktor (6 Punkte/6 Rebounds). Belastet mit vier Fouls tat er erst im Schlussdur­chgang etwas für seine persönlich­e Statistik, schloss die Partie noch mit 15 Punkten und elf Rebounds ab. Da war die Begegnung freilich längst entschiede­n. Obwohl der gute Center Lennard Jördell im dritten Abschnitt bereits nach sechs Sekunden (!) sein viertes Foul kassierte (bei fünf ist Schluss), machten die Elephants in diesem Durchgang alles klar. Rund um die Dreier von Marko Boksic (19 Punkte und gefühlte 20 Rebounds), Lukas Kazlauskas (18 Punkte) und Farid Sadek (15 Punkte/10 Assist) zimmerten sie ab der 21. Minute (49:32) eine Serie von 17:8-Punkten auf 66:40 (26.) zusammen. Zu viel für die Gäste, die im Engländer Jordan Whelan (29 Zähler) ihren erfolgreic­hsten Punktesamm­ler hatten.

Natürlich ist auch Oehmen bewusst, dass die Rechnung nicht immer so prächtig aufgeht, dass seine erste Fünf, ergänzt durch die beiden Routiniers Simon Bennett und Bastian Becker so problemlos durch ein Match kommt. Fürs Erste jedoch zeigte sich der Coach, der schon jetzt mit großem Elan an der Mannschaft für die nächste Saison feilt, überaus zufrieden mit dem Auftritt seiner gut aufgelegte­n Jungs, die einmal mehr das Herz eines Löwen gezeigt hatten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany