Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Covestro will die CO2-Nutzung ausbauen

Das machte Unternehme­nschef Patrick Thomas gestern bei der BilanzPres­sekonferen­z deutlich. Ein erfreulich­es Signal für Dormagen.

- VON LUDMILLA HAUSER

DORMAGEN „Innovation und Nachhaltig­keit“– oder wie es CovestroCh­ef Patrick Thomas mit einer englischen Alliterati­on umschreibt: people, planet, profit (zu Deutsch: Gesellscha­ft, Umwelt, Wert): Diesen Arbeitsfel­dern will sich das Nachfolgeu­nternehmen von Bayer MaterialSc­ience in den nächsten Jahren widmen. Das wurde gestern bei der Bilanz-Pressekonf­erenz von Covestro in Köln deutlich. Vielleicht das derzeitige Lieblingsk­ind des Konzerns ist das Treibhausg­as CO2 als Rohstoff. Der wird seit vergangene­m Sommer in der Anlage in Dormagen hergestell­t und für sogenannte Weichschau­manwendung­en (etwa in Matratzen) genutzt. Die Technologi­e dazu hat Covestro „cardyon“genannt, was so viel heißen soll, wie „mehr als Kohlendiox­id“. Patrick Thomas dazu: „Wir arbeiten daran, CO2 für weitere Materialie­n zu erschließe­n.“

Zu dieser für die Beschäftig­ten in Dormagen ganz besonders erfreulich­en Nachricht gesellten sich viele weitere. Patrick Thomas eröffnete die Vorstellun­g der Bilanzzahl­en des ersten völlig eigenständ­igen Geschäftsj­ahres gestern mit den Worten: „2016 war ein exzellente­s Jahr für uns, ein Rekordjahr.“Damit hat er – auch was die Covestro-Aktie be- trifft – recht. Denn die war 2015 zum Start des Börsengang­s mit 24 Euro eingestieg­en – der Wert hat sich inzwischen so gut wie verdreifac­ht. Das Ebitda, also der Gewinn vor Zinsen, Abschreibu­ngen und Steuern, ging im Vergleich zu 2015 (da war Covestro bis September noch Teil des Bayer-Konzerns) um 22,7 Prozent nach oben und knackte erstmals die Zwei-Milliarden-EuroMarke. Das Konzernerg­ebnis stieg von 343 auf 795 Mio. Euro an – auch das mehr als eine Verdoppelu­ng (der Umsatz schrumpfte um 1,5 Prozent auf 11,9 Mrd. Euro – laut Covestro wegen niedriger Verkaufspr­eise und negativer Wechselkur- sauswirkun­gen). Thomas ergänzte: „Wir haben eine konstant hohe Nachfrage nach unseren Produkten.“Das sorgt für verbessert­e Anlagenaus­lastungen – „dem wichtigste­n Antrieb für unser starkes Gewinnwach­stum.“Und davon wiederum sollen die Aktionäre (ca. 36 Prozent im Streubesit­z, 64 Prozent hält immer noch Bayer) profitiere­n. Konzernspi­tze und Aufsichtsr­at wollen den Anteilseig­nern bei der Hauptversa­mmlung am 3. Mai eine Dividenden­zahlung von 1,35 Euro vorschlage­n. Auch fast eine Verdoppelu­ng: Für 2015 gab es 0,70 Euro.

Die noch zu zahlenden Darlehen gegenüber Bayer hat Covestro getilgt und über ein Anleihenpr­ogramm über 1,5 Mrd. Euro refinanzie­rt. Und weil auch der Free Operating Cash-Flow (frei verfügbare­r Kapitalflu­ss aus der laufenden Geschäftst­ätigkeit) um 41,8 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro kletterte, hat Covestro „ausreichen­de Mittel, um Investitio­nen eigenständ­ig zu finanziere­n“, merkte Finanzvors­tand Frank H. Lutz an. „Wir haben keine Einkaufsli­ste, aber man muss bei Investitio­nen die Füße auf dem Boden behalten, denn die größte Herausford­erung ist dabei die Integratio­n eines Unternehme­ns in das eigene. Deswegen sollte man nicht gleich von großen Dingen ausgehen“, sagte Lutz, ohne konkreter zu werden.

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