Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Südring ist neuer Unfallschwerpunkt
Gleich drei Kreuzungen gehören zur Top Ten der Stellen, an denen es am häufigsten kracht. Die Zahl der Verkehrstoten ist von 14 auf neun gesunken. Großes Problem: Smartphones lenken Autofahrer massenhaft ab.
Der Verkehr in Düsseldorf nimmt stetig zu. So wie die Zahl der Autos auf den Straßen steigt und Baustellen den Platz eng machen, wächst auch die Zahl der Unfälle. „Wir stagnieren auf hohem Niveau“, sagt Polizeidirektor Frank Kubicki. Der Leiter der Direktion Verkehr verkündete gestern die Bilanz 2016. Danach gab es im vorigen Jahr insgesamt 30.372 Verkehrsunfälle, ein Plus von 0,5 Prozent. Beide Jahre stehen für ein deftiges Plus. In den Jahren zuvor waren es mindestens 2000 Unfälle weniger. Die Fakten: Zahl der Toten sinkt Sechs Senioren starben 2016 auf Düsseldorfs Straßen, drei von ihnen waren zu Fuß unterwegs, zwei mit dem Auto, einer mit einem Pedelec. Zudem starben drei Kradfahrer. 2015 waren es noch 14 Verkehrstote gewesen.
Seit acht Jahren ist kein Kind mehr bei einem Verkehrsunfall gestorben. „Mit Verkehrswacht, Kitas und Schulen tun wir viel dafür, dass dies so bleibt“, sagt Kubicki. Aber: 234 Kinder wurden verletzt.
Während die Zahl der Leichtverletzten nahezu konstant blieb (plus 16 auf 2734), ging die der Schwerverletzen um 45 auf 337 zurück.
Es wurden weniger Fußgänger verletzt (minus 30 auf 502). Südring ist Problem Die Polizei geht auf die Stadt zu, um mit ihr über die Situation am vermutlich überlasteten Südring zu reden. Gleich drei Kreuzungen befinden sich in der Top Ten der Unfallschwerpunkte, die sich dort zuvor nicht befanden. Von Platz 15 auf 5 kletterte etwa die Kreuzung Südring/Völklinger Straße mit 91 Unfällen (siehe Kasten). Die Smartphone-Seuche Immer mehr Menschen telefonieren im Auto, schreiben eine What’sApp oder checken Facebook. Im vorigen Jahr wurden dabei in Düsseldorf fast 10.000 Autofahrer erwischt, rund 2000 mehr als im Vorjahr. Im Drei-Jahres-Schnitt ist die Zahl der geahndeten Verstöße um 67 Prozent gestiegen. Heute gibt es für die Autofahrer einen Strafzettel über 60 Euro, dies soll auf mindestens 100 Euro steigen. Beim Verkehrsgerichtstag in Goslar wurde im Januar ein Fahrverbot für Verkehrsgefährder und Wiederholungstäter angeregt. Kubicki wäre dafür, er spricht wie NRW-Innenminister Jäger von einer „Smartphone-Seuche“und verweist unter anderem auf die hohe Zahl von Autobahnunfällen, bei denen Fahrzeuge in Stauenden rasen. Ihre Zahl nahm rund um Düsseldorf im vergangenen Jahr um 29,1 Prozent auf 926 zu. Diese Zuwächse könne man sich nicht anders erklären. Mehr Unfallfluchten Steht schon die Ablenkung am Steuer nicht gerade für eine angemessene Verkehrsmoral, sind Verkehrsunfallfluchten kriminell. Dies kam in der Landeshauptstadt 6679 Mal vor, ein Plus von 2,5 Prozent. „Es lohnt sich nicht, nach einem Unfall zu flüchten“, sagt Kubicki, „die Aufklärungsquoten sind hoch.“Die Quote lag 2016 insgesamt bei 46,3 Prozent, bei Unfällen mit verletzten Personen sogar bei 68,3 Prozent. Autobahn Das Polizeipräsidium ist auch für die Autobahnen rund um Düsseldorf zuständig. Hier ist die zahl der Unfälle auf 14.343 gestiegen (plus 9,2 Prozent).
Wenn Menschen bei Unfällen ums Leben kommen, können neun Tote in einem Jahr kein Grund zum Jubeln sein. Dennoch: 2015 zählte man in Düsseldorf 14 Verkehrstote. Auch dass seit acht Jahren kein Kind mehr im Verkehr ums Leben kam, kann als Erfolg verbucht werden. Düsseldorf hat eine gute Präventionskultur, die Kinder bekommen die Regeln beigebracht, machen ihre Fußgängerund Fahrrad-Führerscheine. Was besorgt stimmen muss, ist die hohe Gesamtzahl der Unfälle. Die vielen Baustellen und die wachsenden Pendler- und Bevölkerungszahlen müssen bei der Ursachenforschung eine Rolle spielen, aber auch die sinkende Verkehrsmoral. Es gibt immer mehr Unfallfluchten, was beweist, dass eine zunehmende Zahl an Menschen auf einem Ego-Trip ohne Rücksicht auf Verluste ist. Beim Thema Smartphone helfen nur noch härtere Strafen. Für viele Menschen ist das Gerät kein Mittel oder Werkzeug mehr, sondern Teil ihrer selbst – mit verheerenden Folgen.
uwe-jens.ruhnau @rheinische-post.de