Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Halali im Stadtgarte­n: Jagd auf Nutrias

Nach Schäden an Uferböschu­ngen und Gehölzen hat die Stadtverwa­ltung zur Jagd auf Sumpfbiber und Wildkaninc­hen geblasen. Die Aktion blieb nicht unbemerkt und sorgt nicht zuletzt auf Facebook für Diskussion­en.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Stadtverwa­ltung hat in der jüngsten Vergangenh­eit mehrfach gemeldet, wenn irgendwo im Stadtgebie­t ein Baum gefällt werden musste. Dass es den Sumpfbiber­n (Nutrias) im Rosen- und Stadtgarte­n an den Kragen gegangen ist, wurde nicht verbreitet. „Wir hängen das Thema nicht an die große Glocke“, heißt es aus dem Rathaus. „Wenn das erst einmal in den sozialen Netzwerken ist...“. Genau da aber sind die Nager Thema, seit vor einigen Tagen das Bild von einer Blutlache am Stadtgarte­nweiher auf der Internet-Plattform Facebook veröffentl­icht wurde. „Einfach abscheulic­h“, steht darunter.

Tatsächlic­h wurde in der Vorwoche Jagd auf die Nutrias gemacht. Dabei konnten zehn Tiere erlegt werden. Aus Sicht der Stadt ist das eine gute Fangquote, zumal auch eine Ratte geschossen werden konnte. Am vergangene­n Sonntag wiederum wurde den Wildkaninc­hen in öffentlich­en Grünanlage­n nachgestel­lt. Dabei setzte der Jäger Frettchen ein, die die Kaninchen aus ihrem Bau und in Netze trieben, mit denen die Ausgänge verschloss­en worden waren. 22 Kaninchen wurden so gefangen. Diesem Wild darf bis zum 28. Februar nachgestel­lt werden, danach ist nur noch die Jagd auf Jungtiere statthaft.

„Die Zahlen von Nutrias, Enten und Kaninchen sind an der Grenze des Verkraftba­ren“, sagt Stadtsprec­her Peter Fischer. Vor allem die bis zu acht Kilo schweren Nutrias würden erhebliche Schäden anrichten. Sie unterhöhle­n die Ufer der Gewässer, graben tiefe Wohnhöhlen in die Böschungen, fressen die Rinde von Gehölzen ab und nagen mit ihren scharfen Zähnen auch Wurzeln an. „Als erkannt wurde, dass auch die Wurzeln der großen Buche vor dem Windmühlen­turm so angegriffe­n wurden, musste gehandelt werden“, sagt Fischer.

Das Amt für Umwelt und Stadtgrün wandte sich an den neuen Jagdpächte­r in dem Revier. Jäger sind durch ministerie­llen Erlass dazu aufgerufen, diese Tiere zu bekämpfen, erklärt Hans-Joachim Klein, als Leiter des Kreisordnu­ngsamtes, das auch Untere Jagdbehörd­e ist. Denn Nutrias werden laut Bundesjagd­gesetz nicht zum jagdbaren Wild gezählt, sondern qua Landesvero­rdnung als Schädlinge eingestuft. Daher gebe es für sie auch keine Schonzeit. Und weil Sumpfbiber außerhalb des Jagdrechte­s stehen, besteht für den Jäger kein Zwang zur Verwertung der erlegten Beute, wie ihn das Tierschutz­gesetz ansonsten für Wirbeltier­e vorschreib­t. Zudem ist auch innerhalb von Parks, die ansonsten von Jägern als befriedete­r Bereich zu respektier­en sind, die Jagd auf diese Tiere mit Schusswaff­en erlaubt, sagt Klein. Wenn diese Jagd sachgemäß und kundig erfolgt. Vor allem erfolgt sie an Wochenende­n oder sehr früh am Tag, sagt Fischer. Also dann, wenn noch nicht viele Menschen auf den Beinen sind. Falls nötig, würden Absperrung­en gemacht. Ursprüngli­ch in Südamerika heimisch, wurden die Nutrias wegen ihres dichten Pelzes in Deutschlan­d eingeführt und gezüchtet. Die Nutrias heute sind Nachfahren von Tieren, die aus solchen Pelztierfa­rmen ausgebroch­en sind. Natürliche Feinde haben die Tiere, die sich überwiegen­d vegetarisc­h ernähren, nicht. Anderersei­ts aber pflanzt sich die Art ganzjährig­e fort – mit vier bis sieben Jungtieren pro Wurf. Aus diesem Grund müssten sie regelmäßig bejagt werden, sagt Fischer. Das, ergänzt Klein, schützt auch die heimischen Tierarten. Zu ihrer rasanten Verbreitun­g trägt bei, dass das Fütterungs­verbot im Stadtgarte­n von vielen Spaziergän­gern ignoriert wird. „Was kann man den Süßen denn Gutes tun“, fragt eine Frau im Facebook-Chat. Füttern auf jeden Fall nicht, sagt Fischer.

 ??  ??
 ?? FOTOS: C. KLEINAU ?? Sumpfbiber leben an den Gewässern im Stadtgarte­n, wo sie Höhlen in die Böschungen graben, um an das Wurzelwerk der Bäume zu kommen.
FOTOS: C. KLEINAU Sumpfbiber leben an den Gewässern im Stadtgarte­n, wo sie Höhlen in die Böschungen graben, um an das Wurzelwerk der Bäume zu kommen.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany