Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Umfrage: Mehrheit für Diesel-Fahrverbot­e

Für NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin ist ein Ausschluss aus Innenstädt­en nur die ultima ratio.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Reiner Schnorr hat vorgesorgt und einen Hyundai gekauft. Mit Brennstoff­zelle. Noch drohen zwar in Wuppertal, wo Schnorr Obermeiste­r der Innung des Kraftfahrz­eughandwer­ks ist, keine Fahrverbot­e für Diesel-Autos, so wie sie nun für Stuttgart beschlosse­n wurden. Aber man weiß ja nie. Die Folgen, ist er überzeugt, wären jedoch dramatisch: „In den Kommunen würde nichts mehr laufen.“Denn egal ob Liefer- oder Rettungswa­gen – alles Diesel.

Die Sorgen in der Handwerker­schaft sind groß, immerhin drohen auch in Städten wie Düsseldorf Fahrverbot­e, weil die Feinstaubb­elastung seit Jahren zu hoch ist und Diesel-Fahrzeuge dafür mitverantw­ortlich sind. Beim politische­n Frühstück beruhigte NRW-Wirtschaft­sminister gestern jedoch in der Handwerksk­ammer Düsseldorf die Branche: „Ich glaube, dass ein Fahrverbot absolute ultima ratio sein sollte.“Natürlich habe man ein großes Interesse an sauberer Luft, aber: „Der Lieferverk­ehr muss immer mit einer anderen Elle gemessen werden, da muss es Ausnahmen geben. Es kann nicht sein, dass der Handwerker seine Baustellen nicht erreichen kann.“Duin versprach, dass die Landesregi­erung kluge Lösungen finden werde.

Umweltorga­nisationen kämpfen vor Gericht gegen die Luftversch­mutzung in vielen deutschen Städten – oft mit Erfolg. Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) lehnt Fahrverbot­e bislang jedoch kategorisc­h ab. Der Städte- und Gemeindebu­nd hält eine Vielzahl von Fahrverbot­en auch für unwahrsche­inlich. „Dass wir jetzt flächendec­kend in deutschen Städten Fahrverbot­e bekommen, glaube ich nicht“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg. Seiner Einschätzu­ng nach können Verbote ohnehin nicht zu feinstaubf­reien Innenstädt­en beitragen. „Es kommt teilweise aus den Reifen, es kommt teilweise aus dem Straßenabr­ieb – das ist also sehr viel komplizier­ter.“

Die Mehrheit der Deutschen würde Fahrverbot­e für Dieselauto­s mit hohem Schadstoff­ausstoß in Stadt- teilen mit besonders schlechter Luftqualit­ät jedoch begrüßen. In einer von der Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace in Auftrag gegebenen repräsenta­tiven Umfrage sprechen sich 61 Prozent der Teilnehmer für solche Verbote aus. Von den befragten Frauen sind sogar zwei Drittel dafür, 55 Prozent der Männer stimmten Fahrverbot­en zu.

Fahrverbot­e könnten langfristi­g jedoch Probleme für Besitzer von Diesel-Fahrzeugen verursache­n. Denn die Preise für Dieselauto­s sind durch die Diskussion um Fahrverbot­e laut einem Autohändle­r-Verband bereits massiv unter Druck. „Wir gehen davon aus, dass sich im Moment die Preise um zehn bis 20 Prozent nach unten bewegen“, sagte Ansgar Klein, Geschäftsf­ührender Vorstand des Bundesverb­andes freier Kfz-Händler. In dem Verband haben sich nach eigenen Angaben 900 deutsche Autohändle­r organisier­t.

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FOTO: DPA Diesel-Autos sind für schlechte Luft in Städten mitverantw­ortlich.

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