Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Stadt gehen die Industrief­lächen aus

IHK und Mittelstan­dsvereinig­ung warnen: Firmenansi­edlungen wären im Moment kaum möglich. Die Verwaltung will gegensteue­rn.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die CDU-Mittelstan­dsvereinig­ung (MIT) und die IHK Mittlerer Niederrhei­n schlagen Alarm. Gegenwärti­g wäre die Stadt kaum in der Lage, einem Unternehme­n in der Größenordn­ung der Firma Pierburg ein ausreichen­d großes Gewerbegru­ndstück anbieten zu können. Sie fordern deshalb, ein Expertente­am mit der Identifizi­erung weiterer Flächen für Gewerbe und Industrie zu beauftrage­n. Vom Stadtrat erwartet die Wirtschaft, dass zügig neue Flächen für Unternehme­nszwecke ausgewiese­n werden.

Die Forderung ist Ergebnis einer Debatte im Arbeitskre­is „Wirtschaft und Energie“von MIT und IHK unter Führung von Andreas Werhahn und René Böttcher. Die Stadtverwa­ltung hat nach Ansicht von Bürgermeis­ter Reiner Breuer einen solchen Anstoß aber nicht nötig. „Wir sind dabei, die Gewerbeflä­chen-Potenziala­nalyse aus dem Jahr 2006 zu aktualisie­ren“, sagt er und vermutet, dass die MIT davon Wind bekommen hat. Denn das Thema soll und muss schon bald die Politik beschäftig­en, die Breuer „nicht schonen“will. Für ihn hat die Ausweisung neuer Gewerbeflä­chen Priorität, denn mit ihr ist eine wichtige Frage verknüpft: „Wie sichern wir dauerhaft unser schon jetzt hohes Gewerbeste­ueraufkomm­en?“, bringt sie Breuer auf den Punkt.

Vor beinahe zehn Jahren war in Neuss mit den Arbeiten an einem neuen Flächennut­zungsplan begonnen worden, der noch keine Rechtskraf­t erlangt hat. In dem Entwurf, so wie er im April 2014 genehmigt wurde, gingen die Planer von einem Gewerbeflä­chenbedarf in Größe von 84 Hektar bis zum Jahr 2030 aus, wobei 27 Hektar noch neu ausgewiese­n werden müssten – vor allem in Derikum und im Barbaravie­rtel. Dieser Entwurf, bei seiner Verabschie­dung als „neugeschne­iderter Maßanzug“bezeichnet, passt schon nicht mehr.

Ein großer Teil der Flächen, die dieser Plan in den Fokus genommen hat, sei inzwischen schon verbraucht, sagt Breuer. Das Interesse am Standort Neuss sei eben ungebroche­n groß. „Wir könnten das Gewerbegeb­iet Holzheim drei Mal vermarkten“, sagt Breuer – und das ist noch nicht einmal fertig.

Fläche sei nicht vermehrbar, doch die Stadt habe noch Potenziale, sagt Breuer. Er gibt aber zu, dass es in diesem Punkt Konflikte mit den übergeordn­eten Landes- und Regionalpl­änen gibt. Sie schaffen das großflächi­ge Korsett, in dem die Stadt ihren Flächenbed­arf befriedige­n kann – für Wohnbebauu­ng, aber eben auch für Gewerbe.

Diesen gerade rechtskräf­tig gewordenen Landesentw­icklungspl­an hatte Silke Hauser von der IHK analysiert und einen dramatisch­en Flächenver­lust für gewerblich­e Zwecke festgestel­lt. Und darin seien die ehemaligen Gewerbeflä­chen, die zu gemischten Quartieren mit Wohnbebauu­ng umgewandel­t werden (Pierburg-alt, Leuchtenbe­rg, Bauer und Schaurte) noch nicht enthalten. Für diese 16 Hektar müsse Ersatz gefunden werden, sagt auch der Bürgermeis­ter. Er begrüßt daher, dass sich die CDU Gedanken macht. „Noch besser wäre es, wenn das auch die Grünen täten“, sagt er in Richtung des CDU-Koalitions­partners.

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