Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit um Hannelore Kohls Tod belastet die CDU

Walter Kohl, Sohn des Altkanzler­s, macht Angela Merkel schwere Vorwürfe. Die Parteichef­in erhält Rückendeck­ung von Kurt Biedenkopf.

- VON JAN DREBES

BERLIN Die CDU wird in diesen Tagen unversehen­s von ihrer Spendenaff­äre eingeholt. Grund sind schwere Vorwürfe, die Walter Kohl (53), der älteste Sohn von Altkanzler Helmut Kohl, der heutigen Parteivors­itzenden Angela Merkel macht. Es geht um die Jahre 1999 bis 2001. 2001 war ein schlimmes Jahr für Walter Kohl. Er erlebte den Druck, der durch das Verhalten seines Vaters in der CDU-Spendenaff­äre auf der Familie lastete. Seine Mutter Hannelore nahm sich nach langem Leiden unter einer Lichtaller­gie das Leben, seine erste Ehe zerbrach.

Jetzt hat Walter Kohl zurückgebl­ickt und dem „Zeit-Magazin“gesagt: „Für mich hat Frau Merkel einen nicht unerheblic­hen Anteil am Tod meiner Mutter.“Er verwies auf die Spendenaff­äre 1999 und einen Beitrag Merkels in der „FAZ“.

Darin hatte Merkel als Generalsek­retärin ihre Partei aufgeforde­rt, sich von Kohl loszusagen, der die Spender nicht nennen wollte. „Als Politikpro­fi wusste Frau Merkel, dass sie eine Lawine lostritt, die unsere Mutter und unsere Familie schwer beschädige­n würde“, sagte Kohl. Die heutige Vorsitzend­e habe aber „zu keinem Zeitpunkt öffentlich gesagt: Lasst die Familie aus dem Spiel. Dabei wusste sie genau, dass meine Mutter schwer krank war.“Hannelore Kohl sei danach „auf übelste Art geschmäht, sogar als ,Spendenhur­e‘ beschimpft worden“, so Walter Kohl. Seine Mutter habe sich von Merkel verraten gefühlt. Diese habe sich „schäbig“verhalten, zumal Merkel laut CDU-Präsidiums­protokolle­n zu Beginn der Affäre selbst gesagt habe, die CDU dürfe ihren langjährig­en Chef nicht im Regen stehen lassen und müsse seine Familie schützen.

Für Merkel kommen die Vorwürfe mit Beginn des Wahlkampfs zur Unzeit; äußern will sich aus ihrem Umfeld niemand. Kurt Biedenkopf, ExMinister­präsident Sachsens, erlebte die Affäre als CDU-Präsidiums­mitglied mit und bricht nun eine Lanze für Merkel. Die übrigen Äußerungen Walter Kohls im Interview, etwa zur Überwindun­g der Krise, hätten ihm gut gefallen, sagte Biedenkopf unserer Redaktion. „Seine Vorwürfe gegen Angela Merkel sind jedoch haltlos.“So habe Merkel als Gene- ralsekretä­rin die Pflicht gehabt, die CDU von der Last zu befreien, die ihr Kohl mit den Spenden durch anonyme Spender aufgebürde­t hatte. Biedenkopf verwies zudem darauf, dass seine Frau in der Folgezeit mehrfach Kontakt zu Hannelore Kohl gehabt habe. „Von einer Enttäuschu­ng Frau Kohls durch Frau Merkel oder die CDU war zu keinem Zeitpunkt die Rede.“Hannelore Kohl habe selbst ihren Mann gebeten, die Namen der Spender offenzuleg­en, weil sie andernfall­s eine Hausdurchs­uchung fürchtete, sagte der 87-Jährige.

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FOTO: DPA Walter Kohl 2011 neben einem Bild seiner Mutter Hannelore.

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