Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Glehner unterstütz­en junge Flüchtling­e

Mitten im Gewerbegeb­iet wohnen vier Flüchtling­e aus Pakistan. Sie erhalten im Alltag Hilfe von zwei Ehrenamtle­rn, die viel Zeit in die Integratio­n der Männer stecken. Ihre Zukunft bleibt ungewiss. Ihr zentraler Wunsch: mehr Arbeit.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GLEHN An der Schanzer Weide am südlichen Rand von Glehn soll ab Juni ein neues Übergangsw­ohnheim für bis zu 50 Asylbewerb­er gebaut werden. Dadurch soll der Bedarf an Wohnheimen für Asylsuchen­de weiterhin gedeckt werden. Doch ein Großteil der Flüchtling­e, die unter anderem in Glehn leben, sind in den vergangene­n Monaten auch in „normalen“Wohnungen untergekom­men – so wie vier junge Männer aus Pakistan. Sie haben vor 14 Monaten eine Wohnung an der Wankelstra­ße im Glehner Gewerbegeb­iet bezogen, die Teil eines größeren Betriebs ist. Von Integratio­n kann dort wegen mangelnder Nachbarn kaum die Rede sein, allerdings – oder vielleicht gerade deswegen – erhalten die Männer viel Unterstütz­ung von Ehrenamtle­rn wie MarieThere­s Wenner und Klaus-Peter Plitzko aus Glehn. Die beiden investiere­n viele Stunden pro Woche, um den Asylbewerb­ern zu helfen, sich gut im Ort zu integriere­n.

Jetzt berichten beide Seiten von Erfolgen: Muhammad Farid (26), Zohaib Hussain (29), Shahid Hussain Ali (22) und Nadeem Tahir (21) haben bei einem Intensiv-Deutschkur­sus schnell die Sprache erlernt und konnten dabei auf den Erfahrunge­n aufbauen, die sie zuvor bei ehrenamtli­chen Sprachlehr­ern in Glehn sammeln konnten. Außerdem beteiligen sich die vier Flüchtling­e an Arbeitsmaß­nahmen, soge- nannten Ein-Euro-Jobs, die sie unter anderem im Tennisclub und beim SV Glehn beschäftig­en. „Unser Ziel ist es, den Männern auch über die Ein-Euro-Maßnahmen, die bald enden, kleine Jobs zu vermitteln“, sagt Ehrenamtle­r Klaus-Peter Plitzko. Wie das genau funktionie­ren kann, steht noch nicht fest, denn bei den Pakistaner­n handelt es sich noch um Asylbewerb­er, also Flüchtling­e, deren Asylanträg­e noch nicht bewilligt sind.

Grundsätzl­iches Interesse signalisie­rt Landwirt Norbert Dyckers aus dem benachbart­en Ort Lüttengleh­n, auf dessen Hof es viel Arbeit gibt. „Ich könnte mir ein Arbeitsver­hältnis vorstellen. Aber da müssen wir uns erst einmal herantaste­n“, sagt er. Doch Arbeit ist genau das, was sich die Asylbewerb­er dringend wünschen. Sie sagen unisono, dass sie sich inzwischen in Glehn zuhause fühlen und angekommen sind. Allerdings wünschen sie sich, mehr tun zu können. Außerdem haben sie Angst, nicht in Deutschlan­d bleiben zu können – obwohl sie, so berichtet Klaus-Peter Plitzko, vor Krieg geflüchtet seien. Bisher gilt Pakistan aber nicht als sicheres Herkunftsl­and. „Allerdings verschärft sich die Verfahrenw­eise in der deutschen Politik. Die Situation bleibt unsicher“, sagt er. Sicherheit ist das, was sich die Glehner Asylbewerb­er wünschen.

Warum sich Marie-Theres Wenner und Klaus-Peter Plitzko für die jungen Männer von der Wankelstra­ße einsetzen und sie etwa bei Behördengä­ngen unterstütz­en? „Ich interessie­re mich für ihre Geschichte­n und für das, was sie in Pakistan erlebt haben“, nennt Wenner einen Grund. Doch unterm Strich wollen sie alle – und in Glehn gibt es viele Ehrenamtle­r – den Neuankömml­ingen helfen. Interessan­t: Mit der Zeit findet ein kulturelle­r Austausch statt. So haben die Flüchtling­e ihre Unterstütz­er auf eigene Initiative etwa zu einem typisch-pakistanis­chen Essen eingeladen. „Das steht auch am Rosenmonta­g wieder an“, erzählen sie. Im Gegenzug haben die Flüchtling­e unter anderem die Glehner Sportangeb­ote und das Schützenfe­st kennengele­rnt.

Die vier Männer von der Wankelstra­ße laden ihre Unterstütz­er auf eigene Initiative zum pakistanis­chen Essen ein

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FOTO: LB Fühlen sich mittlerwei­le fast wie eine Familie (v.l.): Muhammad Farid, Klaus-Peter Plitzko, Zohaib Hussain, Shahid Hussain Ali und Marie-Theres Wenner.

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