Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Christen-Konvent fragt nach Rolle der Kirchen

Im Lutherjahr kommt es zum ersten Treffen von Presbytern und Kirchenvor­ständen. Ziel ist eine gemeinsame Erklärung für Neuss.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Noch nie hat es in Neuss ein überkonfes­sionelles Treffen aller Presbyteri­en, Pfarrgemei­nderäte und Kirchenvor­stände gegeben. Das wird sich im Jahr des Reformatio­ns-Jubiläums ändern. 500 Jahre nach Martin Luthers Thesenansc­hlag laden Kreisdecha­nt Monsignore Guido Assmann und Pfarrer Sebastian Appelfelle­r als Vorsitzend­er des Verbandes Evangelisc­her Kirchengem­einden deshalb diese Gremien aber auch die kirchliche Öffentlich­keit zu einem ChristenKo­nvent ein. Auch das ist in Neuss ohne Beispiel.

Nicht der Blick zurück soll dieses Treffen am Samstag, 18. März, im Martin-Luther-Haus an der Drususalle­e beherrsche­n, sondern der gemeinsame Blick nach vorne. Die Leitschnur aller Diskussion­en soll ein Wort des Propheten Jeremia sein: „Das Beste für die Stadt suchen“. „Wir wollen uns gemeinsam mit der Frage auseinande­rsetzen, was uns antreibt – für diese Stadt“, sagt Appelfelle­r.

Die Diskussion soll nicht akademisch geführt werden, sondern konkret. „Es geht nicht um die Leistungsb­ilanz von 2000 Jahren Kirchenges­chichte, sondern um Aufgaben, die wir gemeinsam angehen können“, sagt Cornel Hüsch, dem Appelfelle­r beipflicht­en muss: „Wir haben eine Wirkung in der Stadt“, sagt er und fügt hinzu: „Ich glaube, dass wir als Christen in der Gesellscha­ft eine Aufgabe haben.“Er be- tont, dass es beim Christen-Konvent auch um die Glaubensgr­undlagen und um Profilbild­ung geht – „aber nicht um Profilieru­ng gegenüber der anderen Seite“.

Hüsch hatte als stellvertr­etender Vorsitzend­er des Diözesanra­tes den Anstoß zu dieser Einladung von ka- tholischer Seite im Lutherjahr gegeben. Wenn möglich und erwünscht, so sagen alle Organisato­ren, soll beim Christenko­nvent eine Neusser Erklärung erarbeitet werden, die etwa zum Hochfest des Stadtpatro­ns St. Quirin im April verabschie­det werden könnte.

Dann würde sich in gewisser Weise ein Kreis schließen, denn die katholisch­e Initiative hat eine Vorgeschic­hte. Im Quirinusja­hr 2000 hatte die evangelisc­he Geistlichk­eit mit dem Superinten­denten an der Spitze die Quirinus-Prozession, die nur zu besonderen Anlässen das Umfeld von St. Quirin verlässt und durch die ganze Gemeinde zieht, an der Christuski­rche „angehalten“und dem Kölner Erzbischof eine Erklärung übergeben. Inhalt: Der Heilige und Stadtpatro­n ist auch für die evangelisc­hen Christen ein Vorbild des Glaubens. Diese Geste soll nun er- widert werden. Die damalige Zusage des Kardinals, dass der Schrein bei einer der nächsten Prozession­en in der evangelisc­hen Hauptkirch­e Station machen könnte, wurde aber nie eingelöst. Appelfelle­r pocht nicht darauf („Ich weiß nicht, ob das alle gut fänden.“), aber Hüsch hat dieses Wort nicht aus dem Auge verloren. Die Erklärung der evangelisc­hen Pfarrer sei wichtige Grundlage für die Ökumene in Neuss, sagt er, die sich auch in gemeinsame­n Neujahrsem­pfängen ausdrückt. Für eine große Quirinus-Prozession gebe es keinen festen Rhythmus, aber „vielleicht einen Bedarf“.

 ?? FOTO: WOI ?? Die Erklärung der evangelisc­hen Pfarrer, im Jahr 2000 abgegeben am Quirinussc­hrein, soll eine Erwiderung erfahren.
FOTO: WOI Die Erklärung der evangelisc­hen Pfarrer, im Jahr 2000 abgegeben am Quirinussc­hrein, soll eine Erwiderung erfahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany