Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Misapor-Werk am Standort Delrath wird verkauft

Nach der Insolvenz von Misapor steht der Maschinenp­ark inklusive der Immobilie in Delrath zum Verkauf.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DELRATH Hoffnungsv­oll hatte das Schweizer Unternehme­n 2011 seinen einzigen Produktion­sstandort in Deutschlan­d gestartet, aber nur zwei Jahre danach war Schluss am Standort Delrath. Nach der Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens im vergangene­n Jahr soll nun der gesamte Maschinenp­ark einschließ­lich der Immobilie verkauft werden. Diese Aufgabe hat die NetBid Industrie-Auktionen AG in Hamburg übernommen. Sie wurde durch den Insolvenzv­erwalter Gregor Bräuer mit den Vorbereitu­ngen und der Umsetzung des Verkaufs betraut. Erstes Ziel: Für Immobilie und Interieur (ohne Arbeitsplä­tze) als Gesamtpake­t einen Kaufintere­ssenten finden. „Vielleicht jemanden, der dort ein anderes Konzept fährt“, hofft Thomas Schlieker von NetBid.

Denn Misapor war offenbar an der mangelnden Marktdurch­dringung gescheiter­t. „Für dieses Produkt ist der Markt schwierig“, so Schlieker, „es fehlte an der Akzeptanz im Markt, dabei ist das Produkt nicht schlecht.“Misapor war spezialisi­ert auf die Herstellun­g von Schaumglas­baustoffen. Grundlage für dieses Recyclingp­rodukt ist gemahlenes Altglas. Das Endprodukt, Schaumglas­schotter, wird in unterschie­dlichen Körnungen hergestell­t und ist als so genannte Leichtschü­ttung zur Dämmung in den Bereichen Wohnungs- oder Sportstätt­enbau entwickelt worden. Am Markt war offenbar die Rede davon, dass der in Neuss verwendete Rohstoff nicht die gleiche Qualität besessen habe wie am Standort des Firmensitz­es in der Schweiz. Erschweren­d kamen gestiegene Energiepre­ise hinzu. Im Herbst 2013 hatte Daniel Engi, Vorsitzend­er der Geschäftsl­eitung von Misapor, als Gründe angegeben: „Höhere Kosten bei den Rohstoffen, bei der Energie und ein erhebliche­r Preiskampf auf dem deutschen Markt.“Was die Qualität und den Preis der Recyclings­cherben betreffe, sei man „nicht wettbewerb­sfähig gewesen“. Der Markt im Westen und Norden Deutschlan­ds habe sich nicht so schnell entwickelt wie das vom Unternehme­n eingeschät­zt worden war.

Der Insolvenzv­erwalter hatte versucht, einen Käufer zu finden, der das Gesamtkons­trukt übernimmt Mitarbeite­r erhält. „Das ist jedoch gescheiter­t“, berichtet Schlieker. Misapor hatte 18 Millionen Euro in die Produktion­sstätte an der Edisonstra­ße in Delrath investiert. Jetzt versucht das Hamburger Unternehme­n NetBid eine Variante. „Bis Ende März warten wir, ob dies zum Erfolg führen wird“, sagt Schlieker, „dann geht es in die Einzelverm­arktung.“Er gab gestern gegenüber unserer Redaktion an, dass es schon heute Anfragen für Einzelteil­e aus der Produktion­sstätte sowie für die Immobilie selbst gebe. Noch hofft man auf die große Lösung.

Die Anlage selbst ist offenbar in einem sehr guten Zustand. Die Durchlaufö­fen, die auf bis zu 1000 Grad erhitzt werden können, sind laut Schlieker vielseitig verwendbar: neben der Herstellun­g von Schaumglas­schotter auch zur Trocknung von Sand. „Da die Öfen aufgrund fehlender Auslastung sehr geringe Betriebsst­unden aufweisen, kann man sie durchaus als neuwertig bezeichnen.“

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FOTO: NETBID Auf über 9000 Quadratmet­ern liegt die ehemalige Produktion­sstätte von Misapor an der Edisonstra­ße im Gewerbegeb­iet Delrath.

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