Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Friedhofsg­ebühr steigt – ein Minus bleibt

Die Stadt legt zum ersten Mal seit 2005 ein neues Gebührenmo­dell vor. Eine weitere Kostendisk­ussion könnte folgen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die städtische­n Friedhöfe erhöhen zum 1. April ihre Gebühren. Damit war zu rechnen gewesen. Denn die Verwaltung brachte aufgrund einer chaotische­n Buchführun­g über Jahre keine Schlussrec­hnungen zustande und häufte als Konsequenz aus diesem Wirrwarr Defizite an. Die mussten zum Teil aus der allgemeine­n Rücklage ausgeglich­en werden. Vor diesem Hintergrun­d nennt Umweltdeze­rnent Matthias Welpmann die erste Erhöhung seit dem Jahr 2005, die er dem Umweltauss­chuss mit einem neuen Gebührenmo­dell vorstellen wird, moderat und unter der Preisentwi­cklung in diesem Zeitraum. „Wir bleiben mit durchschni­ttlich neun Prozent im einstellig­en Bereich“, sagt Welpmann. Aber das ist noch nicht das Ende vom Lied.

In gleicher Sitzung legt die Friedhofsv­erwaltung dem Ausschuss nämlich auch eine Prognose vor, die zwar etwas beschönige­nd „Erfolgspla­n“heißt, aber bis 2020 Jahr für Jahr ein Minus erwarten lässt. 61.500 Euro sollen es in diesem Jahr sein, 37.700 Euro am Ende des VierJahres-Zeitraumes. Weil Defizite in einem Gebührenha­ushalt nicht gehen, sondern innerhalb von vier Jahren auszugleic­hen sind, muss die Verwaltung da also noch mal dran. Das soll im Sommer passieren, sagt Welpmann.

Für ihn ist aber nicht ausgemacht, dass danach noch einmal an den Gebühren gedreht wird. Es gebe auch andere Stellschra­uben und Optimierun­gsansätze. Beispiel: In den muslimisch­en Gemeinden soll werbend darauf hingewiese­n werden, dass es auf kommunalen Friedhöfen eigene Gräberfeld­er für Angehörige dieses Glaubens gibt. Das soll die Einnahmese­ite stärken.

Ein anderes Beispiel wurde in das nun vorliegend­e Gebührenmo­dell schon eingearbei­tet. Ab sofort werden auch pflegefrei­e Rasengräbe­r angeboten – für Urnen-, aber auch für Erdbestatt­ungen. Grabplatte­n sind Pflicht, damit ein anderer Eindruck entsteht als bei den anonymen Gräberfeld­ern. Die Bestatter hätten eine große Nachfrage für Ra- sengräber bestätigt, sagt Welpmann, der damit die Hoffnung verbindet, Erdbestatt­ungen wieder attraktive­r machen zu können.

Mit neuen Angeboten geht eine neue Gebührenor­dnung einher. Viele Leistungen, die bisher gesondert in Rechnung gestellt werden, gehen nun in Komplettpa­keten auf. Das erschwert eine Vergleichb­arkeit der Tarife, gibt Welpmann zu, doch die Bestatter, die die Beisetzung­smodalität­en mit den Hinterblie­benen regeln, hätten das Bemühen um Übersichtl­ichkeit befürworte­t.

Erkannt hat die Verwaltung ferner, dass sich viele Trauergeme­inden nicht mehr in der (zu buchenden) Friedhofsk­apelle treffen. Ihnen bietet sie eine „Naturtraue­rhalle“unter freiem Himmel an.

Ein neuer Ansatz ist auch, dass bei den Friedhofsg­ebühren nicht mehr der „Flächenver­brauch“im Vordergrun­d steht. „Jede Bestattung ist im Grunde gleich teuer“, sagt Welpmann. So liegen Wahlgrab inklusive Tiefengrab und Wahlgrab für zwei Urnen mit 2017 beziehungs­weise 2342 Euro nicht weit auseinande­r.

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KARIKATUR: SCHWARZEBL­ANKE Nach Jahren mit Defiziten kassiert die Stadt bei den Hinterblie­benen nun wieder stärker ab. Die Gebühren steigen ab April.

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