Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kreuzung unter ständiger Beobachtun­g

Die Kreuzung Berliner Platz/Further Straße (L 44) ist der einzige als Unfallhäuf­ungsstelle geführte Bereich in Neuss. Die Verkehrspl­aner haben gegengeste­uert. Sie hoffen, die Kreuzung bald von der Liste streichen zu können.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NORDSTADT Als die Ampel auf grün springt, gibt der Fahrer des Kleinwagen­s schnell Gas. Mit jeder Menge Zutrauen in die Aufmerksam­keit der anderen Verkehrste­ilnehmer huscht der Linksabbie­ger am Berliner Platz in die Further Straße (L 44) – und nimmt einem ihm entgegenko­mmenden Lkw-Fahrer die Vorfahrt. Das Manöver geht noch mal gut, auch weil der Lkw-Fahrer gestern Mittag vorsichtsh­alber abbremst. Die Szene belegt: Allein mit Maßnahmen zur Verkehrssi­cherheit bekommen die Planer eine Problem-Kreuzung nicht in den Griff – und die Ecke Berliner Platz/Further Straße ist eine solche. Sie ist der einzige von Polizei und Verkehrspl­anern als Unfallhäuf­ungsstelle geführte Bereich im Neusser Stadtgebie­t. „Wir hoffen aber, dass wir sie im kommenden Jahr aus der Liste herausnehm­en können“, sagt Norbert Jurczyk, stellvertr­etender Leiter des Amts für Verkehrsan­gelegenhei­ten. „Schon jetzt wird sie dort nur noch zur Beobachtun­g geführt.“

Aus gutem Grund. Immer wieder kam es an der Kreuzung in der Vergangenh­eit zu Unfällen. 2012 wurde sie in die Liste der Unfallhäuf­ungsstelle­n aufgenomme­n, 2013 krachte es dort acht Mal, 2014 sechs Mal. Ein Fall für die Unfallkomm­ission. Deren Mitglieder haben sich die Kreuzung in den vergangene­n Jahren mehrfach angeschaut – und mit verschiede­nen Maßnahmen gegengeste­uert. „Wir hatten es mit einem diffusen Unfallbild zu tun“, sagt Jurczyk. Mal waren Radfahrer beteiligt, mal lediglich Autos, mal geschahen die Unfälle beim Rechtsund mal beim Linksabbie­gen, betroffen waren alle Fahrtricht­ungen. Ein klares Bild ließ sich nicht ablei- ten. „Als Unfallbekä­mpfer hat man solche Situatione­n nicht gern“, sagt Jurczyk.

Es ist ein bisschen wie die Tüftelei an einer komplizier­ten Matheaufga­be mit mehreren Unbekannte­n – und nicht leicht, eine schnelle Lösung zu finden. „Wir haben uns für eine Summe kleinerer Maßnahmen entschiede­n, um die Situation in den Griff zu kriegen“, erklärt Jurczyk. Die Verkehrspl­aner zogen eine Haltelinie etwas zurück, um die Sicht für Abbieger zu verbessern. Damit einhergehe­nd musste die Ampelschal­tung modifizier­t wer- den, und Markierung­en wurden sichtbarer gestaltet. Das Maßnahmen-Bündel hat offenbar gefruchtet. Die Zeiten, in denen es an der mit rund 20.000 Fahrzeugen täglich stark befahrenen Kreuzung regelmäßig krachte, scheinen vorbei.

Der Vermerk als Unfallhäuf­ungsstelle könnte daher bald Geschichte sein. Als solche wird eine Kreuzung zum Beispiel dann eingestuft, wenn sich innerhalb eines Jahres „drei Verkehrsun­fälle gleichen Grundtyps“– beispielsw­eise beim Abbiegen – mit Verletzten ereignen. Das war bei der Kreuzung Berliner Platz/ Further Straße zuletzt nicht mehr der Fall. „Im vergangene­n Jahr gab es dort zwei Unfälle mit Leichtverl­etzten“, erklärt Hartmut Batz, Sprecher der Kreispoliz­ei. Auch 2015 waren es zwei Unfälle. Nicht alle Zusammenst­öße lassen sich durch Maßnahmen zur Verkehrssi­cherung verhindern. Auch wenn es gestern nicht knallte, ist der Kleinwagen­fahrer, der einem Lkw die Vorfahrt nahm, um als erster über die Kreuzung zu kommen, ein mahnendes Beispiel. Denn das beste Mittel gegen Unfälle ist immer noch, sich an die Verkehrsre­geln zu halten.

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NGZ-FOTO: A. TINTER Rund 20.000 Fahrzeuge rollen täglich über die Kreuzung Berliner Platz/Further Straße (L 44) in der Nordstadt. Die Unfallzahl­en sind gesunken.

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