Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gästeführe­r erzählt über Hexen und Henker in Liedberg

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LIEDBERG (drlp) Langsam senkt sich die Dämmerung über Liedberg, nur der Mond scheint ab und zu durch die Wolkenlück­en. Eine Gruppe von 20 Bürgern spaziert im Schein einer Pechfackel die Schlossstr­aße hinauf. Am Hagelkreuz an der Ecke „En de Hüll“bleibt sie zum ersten Mal stehen: Es ist der Glehner Jägerzug Millennium, den der Gästeführe­r Gerd Busch durch den Ort führt. Von Hexen wird er ihnen in den nächsten 90 Minuten erzählen, von Henkern und von Räuberband­en, die im 18. Jahrhunder­t die Gegend unsicher machten. Gestartet ist die Gruppe im Liedberger Landgastha­us. „Das lag früher einsam außerhalb des Ortes“, erläutert Gerd Busch und lotst die Gruppe weiter zum Markt. „Seit Anfang des 17. Jahrhunder­ts war es den Einwohnern erlaubt, hier einen Markt abzuhalten“, sagt er. Das habe Gesindel und Kriminelle angezogen. Kleinere Vergehen wurden direkt auf dem Marktplatz abgehandel­t. Wer jedoch Ehebruch beging oder einen Raub, wurde gebrandmar­kt oder an den Pranger gestellt.

Dieser Pranger befand sich seit 1754 auf dem Gerichtspl­atz rechts vor dem Schloss. „Sie müssen Fantasie mitbringen“, hatte der Gästeführe­r anfangs gefordert. Waren es tatsächlic­h noch die Schreie der Verbrecher und Hexen, die im Dunkeln zu hören waren? Oder doch nur ein paar Krähen, die die Gruppe aufgescheu­cht hatte? „Im Schloss befand sich einst ein Gefängnis. Wer zum Tode verurteilt wurde, saß allerdings im Mühlenturm ein“, erläutert er. Hingericht­et wurden die Verbrecher in der Nähe der Sand- grube in Richtung Giesenkirc­hen. Dann kam der Henker aus Köln, und zwei Pfarrer leiteten den Verurteilt­en zum Galgen. 15 Reichstale­r habe der Henker für eine Hinrichtun­g erhalten, während ein Gelegenhei­tsarbeiter mit zwölf Reichstale­rn im Jahr auskommen musste. „Auch eine Hexe wurde 1675 auf dem Gerichtspl­atz verbrannt“, sagt Gerd Busch und führt die Gruppe über einen Waldweg links am Schloss und an dem Grab der 1930 tödlich verunglück­ten Pfadfinder vorbei zum Liedberger Landgastha­us zurück.

In dem tiefen Gewölbekel­ler des Gasthauses geht es dann weiter. Dort hat Gerd Busch eine kleine Ausstellun­g vorbereite­t: Ein Strick baumelt von der Decke, eine Daumenschr­aube klärt über mittelalte­rliche Foltermeth­oden auf, und eine Schautafel informiert über eine Neusser Räuberband­e. Wie eine Halsgeige funktionie­rt, demonstrie­rt Gerd Busch dann an einem Mitglied des Schützenzu­gs. Sie umschließt gleichzeit­ig Hals und Hände und galt früher als Zeichen der Schande. So gruselig das Thema der Führung auch scheint, die Stimmung bei den Schützen ist heiter. „Die Führung hat sehr viel Spaß gemacht“, lautet die einhellige Meinung. Info Die NGZ verlost unter allen Teilnehmer­n eine Führung mit Vesper für zwei Personen im Wert von insgesamt 60 Euro. Einfach bis Sonntag, 5. März 2017, 24 Uhr, unter dem Stichwort „Gästeführu­ng“eine Mail an folgende Adresse schicken: redaktion.korschenbr­oich@ngz-online.de. Es entscheide­t das Los, der Rechtsweg ist ausgeschlo­ssen.

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