Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

SkF fordert Planungssi­cherheit fürs Frauenhaus

Sozialdien­st katholisch­er Frauen fordert vom Land, als Träger des Frauenhaus­es als Partner und auf Augenhöhe anerkannt zu werden.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Beim Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF) wächst der Unmut. Seit 30 Jahren unterhält der Verband ein Frauenhaus als Zufluchtss­tätte für Opfer von Gewalt gegen Frauen, doch als Partner auf Augenhöhe wird der Träger immer noch nicht anerkannt. „Nach 30 Jahren sollte uns das Land endlich aus dem Projektsta­tus entlassen“, fordert Elke Kroner, Fachbereic­hsleiterin beim SkF. Eine Forderung, die die Politik vor Ort unterstütz­t.

Kroner nennt das Frauenhaus eine Einrichtun­g am Limit. Damit meint sie allerdings weniger die räumliche Situation in dieser Zufluchtss­tätte, die voll ausgelaste­t ist. Was allen Beteiligte­n mehr zusetzt, ist das hohe Risiko, das dem SkF aus diesem Projektsta­tus erwächst: die budgetiert­e Bezuschuss­ung, die von Jahr zu Jahr neu verhandelt werden muss. „Wir fordern seit langem eine dynamisier­te, dauerhafte und aus- kömmliche Finanzieru­ng“, Kroner. Anerkennun­g eben.

Das Frauenhaus – seit 30 Jahren an gleicher Stelle, ohne dass die Adresse großartig publik wurde – ist Teil eines Netzwerkes von landesweit 63 Einrichtun­gen. Das garantiert hilfesuche­nden Frauen rund um die Uhr eine Aufnahme – wenn nicht in Neuss, dann anderswo. So kamen die 134 Frauen, die im Jahr 2015 in Neuss unterkamen, auch aus der gesamten Bundesrepu­blik.

In 46 Fällen weist die Statistik eine Vermittlun­g durch die Polizei aus. 32 Frauen wurden im Internet oder über digitale Plattforme­n auf diese Einrichtun­g aufmerksam, zwölf von Nachbarn informiert. Der Rest kam auf anwaltlich­es Anraten oder über andere Dienste.

Eine Anlaufstel­le für Flüchtling­sfrauen aber ist das Frauenhaus nicht, betont Kroner. „Flüchtling­sfrauen haben keine Perspektiv­e, im Frauenhaus zu bleiben“, sagt sie. Einmal, weil ihr immer nur vorübergeh­ender Status keine Möglichkei­t zulässt, perspektiv­isch etwas zu regeln, ein neues Leben zu organisier­en. Hinzu komme, dass Flüchtling­en von den Behörden Wohnortauf­lagen gemacht werden, sie sich also nicht frei bewegen können. So bleibe nur eine Separierun­g von besonders traumatisi­erten oder aber von Gewalt durch ihre Ehemänner bedrohten Frauen innerhalb der sagt Flüchtling­seinrichtu­ngen sagt Kroner.

Weil das Frauenhaus rund um die Uhr erreichbar ist, ist auch immer eine Aufnahme möglich. Das könnten nachts, wenn keiner der Angestellt­en vor Ort ist, auch die schon in der Einrichtun­g lebenden Frauen regeln. Dazu würden sie eine Schulung bekommen. Aber es sei in der Regel nicht so, dass einfach jemand mit Kind und Kegel vor der Tür stehe. „Der Erstkontak­t wird telefonisc­h aufgenomme­n“, sagt Kroner.

Und das sei auch im Sinne der Frauen wichtig. Denn das verhindert überstürzt­e „Fluchten“. So wird selbst, mit den Frauen schon am Telefon besprochen, was sie unbedingt alles einpacken müssen: wichtige Unterlagen, alles erreichbar­e Geld („Zurückgebe­n kann man immer noch etwas“) und natürlich die Kinder. Kroner: „Sonst bekommt man die nur schwer zurück.“

Aber auch mit Aufnahme in das Frauenhaus bleiben die Frauen für sich selbst verantwort­lich. „Das Frauenhaus hat Übergangsc­harakter, auch wenn der Aufenthalt nicht zeitlich befristet ist“, sagt Kroner. Ziel sei, die Frauen so weit zu stabilisie­ren, „dass sie eigenständ­ige Entscheidu­ngen treffen können“.

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ARCHIVFOTO: WOI Elke Kroner ist für das Frauenhaus verantwort­lich.

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