Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rheingolf – Abschlag in der Schmiedeha­lle

Mehr Mitglieder und mehr Anlagen: Der Golfsport wächst und ist ein Wirtschaft­sfaktor. Nun lockt die Rheingolf aufs Areal Böhler.

- VON ANDREAS BUCHBAUER UND TIM STAKENBORG

MEERBUSCH Die magische Grenze liegt bei vier Jahren. „Wer so lange dabei ist, bleibt dem Golfsport treu“, sagt André Pastoors. Der Geschäftsf­ührer des Golfverban­des Nordrhein-Westfalen kennt die Mitglieder­entwicklun­g in den Vereinen zwischen Rhein und Ruhr. 127.466 Golfsportl­er sind in NRW gemeldet, Tendenz steigend. „Wir schreiben schwarze Zahlen“, betont Pastoors. Das gilt nicht nur für die Mitglieder, sondern auch für die Golfanlage­n: 178 gibt es laut Pastoors in NRW, pro Jahr käme eine neue hinzu, manchmal seien es auch zwei. Das Herz des NRW-Golfsports schlägt im Großraum Düsseldorf/Köln. „Dort befinden sich etwa 60 Prozent der Anlagen“, erklärt Pastoors. Er hat die großen BoomJahre in den 1990ern miterlebt und sieht nun, wie der Sport sukzessive weiter wächst. „1990 hatten wir in NRW gerade mal 41 Anlagen“, sagt Pastoors. Analog ist die Zahl der Golfsportl­er gestiegen. Golf ist natürlich auch ein Wirtschaft­sfaktor.

Mitten im Herzen der Golfregion Rheinland treffen sich die Sportler seit gestern zum Fachsimpel­n – und um sich über die neuesten Entwicklun­gen zu informiere­n. Auf dem Areal Böhler in Meerbusch – und damit direkt an der Grenze zur Landeshaup­tstadt – findet die 19. Rheingolf-Messe Düsseldorf statt. Jan Müller ist mit seinen 17 Jahren einer der jüngsten Besucher in der alten Schmiedeha­lle. Er interessie­rt sich vor allem für Golfschuhe. „Die gibt es hier besonders günstig“, sagt der Golfspiele­r, der seinem Hobby in Grafenberg nachgeht. „Golf ist ein teurer Sport, da lohnt es sich meistens, zu vergleiche­n“, meint er.

Das lässt André Pastoors so nicht stehen. Im Vergleich zu anderen Sportarten seien die Preise nicht exorbitant. „Man kann in NRW für 800 Euro Jahresbeit­rag Golf spielen“, sagt Pastoors. Das sei zwar mehr, als zum Beispiel für einen Schwimmver­ein anfalle. Aber man dürfe nicht vergessen, dass Schwimmbäd­er stark staatlich subvention­iert würden. Bei anderen Sportarten sei es ähnlich – und das erkläre die für die Mitglieder niedrigere­n Kosten.

Vor allem aber ist Golf nicht nur Sport, sondern auch Genuss. Friedhelm Klüting (62) war gestern ebenfalls einer der ersten Messe-Besucher. Er spielt in der Nähe seiner Heimat Remscheid und wollte sich über Golfreisen informiere­n, weil er im Jahr zwei oder drei Mal samt der Golfaussta­ttung verreist. Seinen Einstieg in den Sport fand er durch eine neue Golfanlage im Bergischen Land – vor mittlerwei­le 20 Jahren. „Ich genieße es, dass beim Golf kein direkter Gegner nötig ist“, sagt er.

Neben Accessoire­s für den Golfspiele­r finden die Besucher – rund 18.000 werden bei der Rheingolf erwartet – an den nächsten beiden Tagen vieles mehr: 230 Stände von Anbietern aus 24 Nationen und Destinatio­nen werben um Kunden, stellen neue Schläger, schicke Bekleidung oder Reisen vor. Michael Jaco- by, Organisato­r der Rheingolf-Messe: „Die Messe richtet sich nicht nur an deutsche Golfspiele­r, sondern auch an ausländisc­he Gäste und vor allem an Anfänger.“Und genau die können heute und morgen noch zum Schläger greifen: Es gibt eine Vielzahl von Driving Ranges, auf denen jeder den ersten Schlag trainieren kann – ganz ohne Wetterprob­leme. Das Personal der Anbieter, aber auch Golflehrer helfen auf der Messe dabei, den ersten Schlag richtig zu platzieren. Digitale Messgeräte unterstütz­en die Berechnung von Geschwindi­gkeit, Entfernung und Flugbahn. Auf einer virtuellen Karte kann man dann sehen, wo der Ball gelandet wäre, wenn man sich auf einem Platz befunden hätte.

Auch aus der Nähe sind Aussteller vertreten, zum Beispiel der Golfpark Meerbusch oder die Golfanlage Hummelbach­aue in Neuss. „Wir wollen vor allem neue Gastspiele­r dazu gewinnen“, sagt Sonja Lindenbuß, die stellvertr­etend für ihren Mann Bernhard Lindenbuß, Geschäftsf­ührer des Meerbusche­r Golfparks, an der Messe teilnimmt. Angeboten werden Schnupperk­urse und ein Schnupperj­ahr. „Neueinstei­ger können sich ganz in Ruhe den Club und natürlich auch den Sport angucken.“Angucken ist der erste Schritt, die Leidenscha­ft entdecken der zweite. Dann geht es darum, am Ball zu bleiben. Schließlic­h gibt es da diese magische Grenze. André Pastoors weiß, dass viele Golfer in den ersten drei Jahren wieder aussteigen. Wer es bis ins vierte Jahr schafft, bleibt nicht nur dem Golfsport treu. Er ist auch ein potenziell­er Rheingolf-Besucher.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Schlägeran­bieter Volker Böttcher (l.) erklärt Inge Grässer und Günter Müller auf der Fachmesse ein Golfschläg­ermodell.

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