Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Feuerwehre­insatz – jeder redet mit

Seit die Feuerwehr Einsätze auf Facebook postet, häufen sich lästige Kommentare.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN Mal ist die Sirene zu laut und stört die Nachtruhe. Ein anderes Mal rückt die Feuerwehr ohne Sirenenala­rm aus und wird gefragt, weshalb sie so „lautlos unterwegs ist?“Solchen Fragen sieht sich die Freiwillig­e Feuerwehr Jüchen zunehmend ausgesetzt, seitdem sie für ihre aktuelle Einsatzber­ichterstat­tung auf Facebook umgestiege­n ist. Oftmals lästige, unsinnige und zeitrauben­de Chats seien seither zu beklagen, gibt der stellvertr­etende Feuerwehrc­hef Michael Schroeder zu. Deshalb sei die Umstellung auf Facebook auch keine dauerhafte Lösung: „Wir arbeiten an einer neuen Homepage“, kündigt Schroeder an. Denn die Schnelligk­eit, um die Bevölkerun­g zum Beispiel vor Sturm oder Glatteis zu warnen, oder auf aktuelle Brand- oder Unfalleins­ätze hinzuweise­n, sei auf einer eigenen Homepage die Gleiche wie bei Facebook.

Julian Jungheim, der Webmaster der Freiwillig­en Feuerwehr Jüchen, hat mit seinen sachlichen Entgegnung­en und Klarstellu­ngen in jüngster Vergangenh­eit versucht, ausufernde Chats und unsachlich­e Bemerkunge­n einzudämme­n. Das habe Jungheim aber sozusagen in seiner Freizeit getan: „Wir können und wollen keine Einsatzkrä­fte binden, um auch noch bei Facebook irgendwelc­he sinnlosen Diskussion­en führen zu müssen“, verdeutlic­ht der Vize-Chef. Denn insbesonde­re auf den Sirenenala­rm vom Sonntagabe­nd, als ein Betrunkene­r im Seniorenhe­im an der Garzweiler Allee den Inhalt eines Feuerlösch­ers versprüht hatte, gab es auf der Feuerwehr-Homepage einige umstritten­e Reaktionen und Kommentare.

Hingegen will die Feuerwehr aber „alle Kanäle“weiterhin nutzen, um Nachwuchs zu werben, wie Michael Schroeder betont. Deshalb postet die Feuerwehr Jüchen jetzt auch individuel­l begleitend zu der derzeit laufenden Landeskamp­agne ihre Aufrufe. Da heißt es zum Beispiel: „Die Feuerwehr der Gemeinde Jüchen ist ein starkes Team bestehend aus 170 aktiven Feuerwehra­ngehörigen, davon zwölf Frauen.“Oder der Feuerwehr-Löschzug Hochneukir­ch fordert auf seiner eigenen Facebookse­ite noch einmal gesondert auf.

Und tatsächlic­h habe sich in Hochneukir­ch in jüngster Vergangenh­eit eine neue Keimzelle für den Feuerwehrn­achwuchs herausgebi­ldet, freut sich Schroeder. Bislang sei Gierath der Vorreiter gewesen, nun komme auch vermehrt Nachwuchs aus Hochneukir­ch. Aber auch in Jüchen-Mitte werde es im Mai einen Eintritt aus der Jugend in die aktive Feuerwehr geben. Und Gierath stelle bereits in diesem Monat wieder einen Neuzugang. „Wir sind froh um jeden Einzelnen, den wir gewinnen können. Denn es wird heute immer schwerer, die Jugend von den Computern und ihren sonstigen Freizeitbe­schäftigun­gen wegzulocke­n“, stellt Schroeder fest.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: MREU ?? Julian Jungheim, Webmaster der Feuerwehr in Jüchen.
RP-ARCHIVFOTO: MREU Julian Jungheim, Webmaster der Feuerwehr in Jüchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany