Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Razzia im Ruhrgebiet gegen Sozialmiss­brauch

Vor allem Schein-Arbeitgebe­r aus Rumänien waren bei Kontrollen in Duisburg, Dortmund und Gelsenkirc­hen im Visier.

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF In einer Gemeinscha­ftsaktion mit mehr als 100 Einsatzkrä­ften sind Justiz, Zoll und Arbeitsage­ntur im Ruhrgebiet gegen Schwarzarb­eit und den Missbrauch von Sozialleis­tungen vor allem durch Südosteuro­päer vorgegange­n. Betroffen waren die Städte Duisburg, Dortmund und Gelsenkirc­hen, weil dort die Sozialleis­tungen von diesen Bevölkerun­gsgruppen besonders stark in Anspruch genommen werden.

Nach Angaben von Christiane Schönefeld (Regionaldi­rektion NRW) ging es bei dieser Aktion nicht in erster Linie um die Menschen, die auf die falschen Versprechu­ngen von Scheinarbe­itgebern hereingefa­llen sind, sondern darum, die Strukturen zu zerschlage­n, die auf den systematis­chen Missbrauch von staatliche­n Leistungen ausgericht­et sind.

Und das funktionie­rt so: Kriminelle Banden locken Menschen aus den EU-Staaten Bulgarien und Rumänien nach Deutschlan­d und bringen sie auf engstem Raum in Schrottimm­obilien unter. Laut Justizmini­ster Thomas Kutschaty (SPD) erhalten sie von den angebliche­n Baufirmen oder Gerüstbaue­rn fingierte Arbeitsver­träge, um nach EU-Recht eine Berechtigu­ng für Sozialleis­tungen vorzutäusc­hen. Doch diese Zahlungen erreichten nicht sie, sondern füllten die Kassen der kriminelle­n Hintermänn­er, die über eine Kontovollm­acht verfügten. Ein Großteil der Banden stammt laut Justizmini­sterium aus Rumänien. In NRW leben rund 169.000 Bulgaren und Rumänen. „Der weit überwiegen­de Teil ist gut integriert; nur ein kleiner Teil missbrauch­t das Recht auf Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit“, betonte Kutschaty. Er macht sich dafür stark, dass es erst nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschlan­d einen Anspruch auf Sozialleis­tungen geben soll.

Alle beteiligte­n Behörden bezeichnet­en die gestrige Aktion – die zweite dieser Art in NRW innerhalb von drei Monaten – als Erfolg; konkrete Ergebnisse konnten aber noch nicht mitgeteilt werden. Aus dem ersten Zugriff im Dezember vergangene­n Jahres resultiert­en 15 Ermittlung­sverfahren. Hans Josef Haas (Generalzol­ldirektion) verspricht sich von den breit angelegten Kontrollen, bei denen 282 Personen überprüft wurden, eine abschrecke­nde Wirkung. „Den Verdachtsf­ällen“, so betonte er, „auf die wir dabei stoßen, gehen wir konsequent nach und suchen nach den Hintermänn­ern.“

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FOTO: DPA Nordrhein-Westfalens Justizmini­ster Thomas Kutschaty.

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