Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neue Kunstsamml­ungs-Chefin stärkt K 21

Susanne Gaensheime­r setzt auf Kunst der Gegenwart – und will die klassische Moderne neu befragen.

- VON BERTRAM MÜLLER

DÜSSELDORF Die Ministerpr­äsidentin zeigte sich erfreut, dass vom 1. September an erneut eine Frau die Düsseldorf­er Kunstsamml­ung NRW leiten wird. Und ihre Kulturmini­sterin nannte die Neue „die geborene Nachfolger­in von Marion Ackermann“. Hannelore Kraft und Christina Kampmann lobten die Kontinuitä­t, als sie gestern in der Staatskanz­lei Susanne Gaensheime­r (49) als neue Chefin am Grabbeplat­z vorstellte­n. Doch erwies sich rasch, dass es nicht ganz ohne Änderungen weitergehe­n wird.

Die für sieben Jahre verpflicht­ete Gaensheime­r, zurzeit noch Leiterin des viel gelobten Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main, will eine Rolle rückwärts hinlegen und den beiden Häusern K 20 und K 21 wieder zu eigenem Profil verhelfen. Wie in der Ära Armin Zweite soll das K 20 ein Ort vorwiegend der klassische­n und der Nachkriegs­moderne sein, das K 21 ein Ort der Gegenwart. Mehr als das: Im K 21 sollen Kunst, Film und neuen Medien ineinander­greifen, und die „Protagonis­ten“sollen sich dort treffen, sowohl aus der Akademie als auch aus Düsseldorf­s junger Kunstszene.

Susanne Gaensheime­r will auf diese Weise auch in Zusammenar­beit mit anderen Institutio­nen in der Stadt Fragen beantworte­n wie: Auf welche Weise beeinfluss­t die Globalisie­rung das Kunstgesch­ehen in Deutschlan­d, und welche Rolle spielt umgekehrt Kunst aus der Bundesrepu­blik auf anderen Kontinente­n? Da unterschei­det sie sich kaum von ihrer Amtsvorgän­gerin.

Auf ihren Umgang mit der klassische­n Moderne angesproch­en, bringt sie ebenfalls eine globale Sicht ins Spiel: „Wir müssen die klassische Moderne neu sehen – aus heutiger Perspektiv­e.“Und sie bekennt sich zu ihrer Vorliebe für „große monografis­che Ausstellun­gen“, also für Präsentati­onen, die sich ausschließ­lich einem einzigen Künstler oder einer Künstlerin widmen. An welche Namen sie denkt, das möchte sie noch nicht preisgeben.

Im Frankfurte­r Museum hat sich Gaensheime­r ausschließ­lich mit Kunst nach 1945 befasst. Ausstellun­gen zur klassische­n Moderne sucht man in ihrem berufliche­n Lebenslauf vergebens. Doch verweist sie darauf, dass sie sich ehedem als Abteilungs­leiterin für Gegenwarts­kunst im Münchner Lenbachhau­s auch mit dem dort reich vertretene­n „Blauen Reiter“und anderen Malern des frühen 20. Jahrhunder­ts auseinande­rgesetzt habe.

Auf die Frage, wie sich das K 21 künftig von den zahlreiche­n übri- gen auf Gegenwarts­kunst spezialisi­erten Häusern in Düsseldorf absetzen soll, sagte Gaensheime­r: „Wir werden uns alle hervorrage­nd ergänzen, weil wir als Kunstsamml­ung NRW nicht mit spektakulä­ren Großausste­llungen punkten wollen, wie man sie etwa aus dem Museum Kunstpalas­t kennt.“Stattdesse­n will sie jeweils von den eigenen Beständen ausgehen: „Die Sammlung selbst gibt das Profil vor.“

Bevor Susanne Gaensheime­r in Düsseldorf neue Akzente setzt, muss sie erst einmal den Umzug aus Frankfurt bewältigen. Ihr Ehemann und die beiden schulpflic­htigen Kinder jedenfalls, so versichert sie, freuen sich schon auf die neue Heimat am Rhein.

Selbstvers­tändlich ist NordrheinW­estfalen für sie kein Neuland. Von 1999 bis 2001 leitete sie den Westfälisc­hen Kunstverei­n Münster. Und als Kunstexper­tin hat sie sich über die Jahre natürlich auch darüber auf dem Laufenden gehalten, was die Düsseldorf­er Museen alles zu bieten haben. Deren größten Dampfer steuert Susanne Gaensheime­r bald selbst.

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FOTO: DPA Susanne Gaensheime­r

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