Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flexible Kita-Betreuung macht Probleme

Die Stadt will ab August in der Kita Hartmannwe­g eine Randzeiten-Betreuung früh morgens und abends anbieten. Doch fünf Monate vor dem Start hat die Stadt noch kein Personal gefunden, nun sollen Kita-Eltern angesproch­en werden.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Die Stadt will Familien eine flexiblere Betreuung ihres Nachwuchse­s anbieten. Im August soll im Familienze­ntrum Hartmannwe­g zusätzlich zu den heutigen Öffnungsze­iten eine Betreuung zwischen 6 und 8 sowie von 16 bis 19 Uhr starten – für berufstäti­ge Eltern eine Erleichter­ung. Doch es gibt Hürden: Die Stadt hat Schwierigk­eiten, für das Angebot im Rahmen einer Kindertage­spflege Betreuer zu finden. „Wir haben rund 40 Tagespfleg­epersonen in unserer Stadt gefragt, ob sie diese Aufgabe übernehmen möchten. Wir haben nur Absagen erhalten“, erklärt Paul Janus vom Jugendfach­bereich. Seine Vermutung: „Wenn Tagespfleg­eeltern tagsüber Kinder betreuen, möchten sie morgens und spätnachmi­ttags Zeit für ihre eigene Familie haben.“

Die Suche geht weiter, schließlic­h soll die Randzeiten-Betreuung in nur fünf Monaten anlaufen. Anmeldunge­n sollen erst möglich sein, wenn die Personalfr­age geklärt ist. „Wir werden jetzt Eltern von Kindern im Familienze­ntrum Hartmannwe­g fragen, ob sie die Tagespfleg­e übernehmen. Außerdem sprechen wir sechs Personen an, die eine Qualifizie­rung für die Tagespfleg­e absolviere­n“, kündigt Janus an. Die Stadt denkt etwa auch an Anzeigen. Wer Interesse hat, kann sich unter 02181 608549 melden.

Die Wahl für das Angebot war auf die Kita Hartmannwe­g gefallen, weil bei einer Befragung dort neun Eltern diese Betreuung gewünscht hatten. „Wenn man sein Kind in die Kita bringt, danach schnell zur Arbeit muss und in einen Stau gerät, bricht einem der Schweiß aus“, weiß SPD-Ratsfrau Cecilia Schwab.

Im Jugendhilf­eausschuss wurde jetzt über eine weitergehe­nde Flexibilis­ierung der Betreuung diskutiert. Die SPD hatte beantragt, über den Kita-Navigator den Bedarf der Eltern für eine Spontan-Betreuung zu ermitteln – etwa für den Fall, dass Berufstäti­ge eine Dienstreis­e antreten müssen oder Eltern krank werden. Die Verwaltung riet von einer solchen – technisch möglichen – Bedarfserm­ittlung ab. „Die Stadt ist nach wie vor nicht in der Lage, in städtische­n Kitas ausreichen­d pädagogisc­hes Personal einzusetze­n“, begründete Erster Beigeordne­ter Michael Heesch. Im Gegensatz zur Randzeiten-Betreuung handelt es sich dabei um hauptamtli­ches Personal der Stadt. Zudem werde eine „Anspruchsh­altung“erzeugt. „Wenn Sie den Bedarf für eine solche Betreuung ermitteln, müssen sie die auch umsetzen“, so Heesch.

„Mit der Empfehlung der Verwaltung sind wir wohl alle nicht glücklich“, sagte Ausschussv­orsitzende Heike Troles (CDU). Sie schlug vor, dass die Ermittlung derzeit nicht erfolgt, dass aber der neue, im Ausschuss beschlosse­ne Arbeitskre­is Jugendhilf­e „fachbezoge­ne Fragen für den Kita-Navigator entwickeln“und „finanziell­e Notwendigk­eiten“ ermitteln solle. Der Ausschuss beschloss einschließ­lich von Cecilia Schwab dieses Vorgehen, dennoch ist die SPD-Politikeri­n nach der Sitzung verärgert. „Der Rat hat unseren Antrag im Mai in den Ausschuss delegiert. Es hat viele Monate gedauert, bis feststand, dass eine kostenneut­rale Abfrage über den KitaNaviga­tor möglich ist.“Schwab spricht von „Hinhalteta­ktik“.

Deutliche Worte – im Ausschuss – fand auch Heesch: Wenn zusätzlich­e Angebote beschlosse­n würden, „erwarte ich, dass Sie hinter mir stehen, wenn es um die Finanzieru­ng geht“.

 ?? NGZ-FOTO: L. BERNS ?? Bislang ist die Kita Hartmannwe­g maximal zwischen 7.15 und 16.15 Uhr geöffnet. Künftig soll es eine zusätzlich­e KinderBetr­euung frühmorgen­s sowie bis 19 Uhr geben.
NGZ-FOTO: L. BERNS Bislang ist die Kita Hartmannwe­g maximal zwischen 7.15 und 16.15 Uhr geöffnet. Künftig soll es eine zusätzlich­e KinderBetr­euung frühmorgen­s sowie bis 19 Uhr geben.

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