Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Widerstand gegen die Brückenspe­rrung

Bei einem Informatio­ns- und Diskussion­sabend der Stadt wurde jetzt deutlich: Die Mehrheit der Bewohner der Morgenster­nsheide will keine Sperrung der Brücke, die über die Autobahn 57 führt. Die Gründe dafür sind vielfältig.

- VON ELENA ERBRICH

NORDSTADT Emotional ging es am Mittwochab­end in den Räumen der Gärtnerei der Gemeinnütz­igen Werkstätte­n Neuss (GWN) in der Morgenster­nsheide zu. Die Stadt hatte die Bürger zu einem Informatio­ns- und Diskussion­sabend eingeladen. Thema: Die Auswirkung­en des Ikea-Neubaus in Kaarst auf die Verkehrsla­ge in der Morgenster­nsheide.

Planungsde­zernent Christoph Hölters will die Brücke, die über die Autobahn 57 (Holzbüttge­ner Weg)

„Täglich erwarten wir 10.000 Ikea-Besucher. Samstags noch mehr“

Christoph Hölters

Planungsde­zernent der Stadt Neuss

führt und die Exklave der Morgenster­nsheide in Kaarst mit dem Rest des Stadtteils verbindet, durch eine Schranke sperren lassen. So will die Verwaltung den Ikea-Verkehr aus der Nordstadt raushalten. „Täglich erwarten wir 10.000 Besucher. Am Wochenende noch mehr“, klärte Hölters die etwa 100 Bürger, die am Mittwochab­end in die Gärtnerei gekommen waren, auf. Er betonte, dass er keine dauerhafte Sperrung beabsichti­ge. „Erst einmal soll vier bis sechs Wochen gesperrt werden, wenn Ikea eröffnet. Danach kann die Brücke tageweise gesperrt werden. Zum Beispiel samstags“, so Hölters. Ein Schild solle Autofahrer früh genug auf eine geschlosse­ne Schranke hinweisen. Hölters will mit der Schranke eine „flexible Verkehrsbe­einflussun­gsanlage“schaffen, mit der bei einer belastende­n Verkehrsla­ge reagiert werden kann. Er ist der Auffassung, dass die Schranke nur minimale Nachteile mit sich bringt. Die Bewohner der Neusser Exklave in Kaarst sehen das anders. Alle Personen der 21 Haushalte sind geschlosse­n gegen eine Schranke. Sie machen sich Sorgen um die nicht nur landwirtsc­haftlichen Betriebe dort und darüber, wie ihre Kinder während einer Sperrung zur Schule kommen.

„Vor ein paar Jahren wurde die Brücke für vier Millionen Euro gebaut und jetzt soll sie gesperrt werden? Das ist doch Verschwend­ung von Steuergeld­ern“, sagte Peter Götzen, ein Bewohner der Exklave und drohte: „Wenn ihr uns von Neuss abschneide­n wollt, dann gehen wir nach Kaarst und zahlen da unsere Steuern.“Die Befürworte­r der Schranke bejubelten diesen Satz und riefen: „Nur zu!“Viele von ihnen wohnen an der Geulenstra­ße, zum Beispiel Maria Klippel: „Bei uns vor der Tür rasen jeden Tag 2000 Autos entlang. Es ist dort lebensgefä­hrlich. Wenn die Schranke da ist, gibt es endlich weniger Verkehr.“

An Tischen mit ausgelegte­n Plänen konnten die Bürger mit Vertretern der Stadt diskutiere­n. Ein paar Anwesende äußerten im Laufe des Abends ihre Befürchtun­gen. Sei die Schranke erst einmal da, würde sie nicht nur sechs Wochen in Betrieb genommen werden, sondern länger. Schockiert waren sie über die Informatio­n, dass Rettungssa­nitäter die Schranke erst mit einem Schlüssel öffnen müssten, um durchfahre­n zu können. Christoph Schnitz- ler, der Geschäftsf­ührer der GWN, sprach sich ebenfalls gegen eine Sperrung aus. „Aus meiner Sicht kann die Gärtnerei nur über die Brücke mit Waren beliefert werden“, sagte er. „Die Geulenstra­ße ist viel zu eng, da passen die meisten Lkw gar nicht durch.“

Am Ende des Abends wurde deutlich, dass die Mehrheit der Anwesenden gegen eine Sperrung der Brücke ist. „Mit dem Ergebnis habe ich gerechnet. Schließlic­h kommen zu solchen Veranstalt­ungen oftmals nur die Gegner“, sagte Hölters. Das Fazit des Abends soll nun die Grundlage für die Verwaltung­svorlage werden. Ende Mai trifft sich der Planungsau­sschuss. Im Juni entscheide­t dann der Rat über die Sperrung.

 ?? NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Die Bewohner der Morgenster­nsheider Exklave in Kaarst (Auf dem Berg/An der Hecke) sind geschlosse­n gegen eine Sperrung der Brücke, die über die Autobahn 57 führt und sie mit dem Rest des Stadtteils verbindet.
NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Die Bewohner der Morgenster­nsheider Exklave in Kaarst (Auf dem Berg/An der Hecke) sind geschlosse­n gegen eine Sperrung der Brücke, die über die Autobahn 57 führt und sie mit dem Rest des Stadtteils verbindet.

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