Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neue Aufgaben für Archive in einer vernetzten Welt

Frank Bischoff, Präsident des Landesarch­ivs NRW, sprach beim Forum Archiv und Geschichte über Zugang zu Archivgut.

- VON TOBIAS SCHLEMPER

NEUSS Was müssen Archive im digitalen Zeitalter ihren Nutzern bieten? Welche Aufgaben und Probleme ergeben sich aus der Digitalisi­erung von Archivgut? Unter anderem diese Fragen versuchte Frank Bischoff, Präsident des Landesarch­ivs NRW zu beantworte­n. Am Mittwochab­end sprach er beim Forum Archiv und Geschichte im Stadtarchi­v über das Thema „Offenes Archiv oder versperrte­r Zugang? Die Begegnung der Archive mit jedermann in der vernetzten Welt.“

Der Vortrag fand im Anschluss an die Jahreshaup­tversammlu­ng des Forums statt. Dabei blickte Vorstandsv­orsitzende­r Martin Flecken auf das Programm des vergangene­n Jahres zurück. Besondere Highlights seien das gut besuchte Burgunderm­ahl und die Exkursion ins belgische Leuven gewesen. Schatzmeis­ter Gregor Fabry freute sich über die steigenden Mitglieder­zahlen des Vereins. Aktuell zähle dieser 220 Mitglieder. Auch auf die neue Internetse­ite des Forums wurde hingewiese­n. Außerdem blickte Flecken auf das kommende Programm im Jubiläumsj­ahr „775 Jahre Stadtarchi­v“. Jens Metzdorf, Leiter des Stadtarchi­ves, leitete den Vortrag Bischoffs als Teil des bei der Arbeit von Archiven notwendige­n Dreisprung­s „Vergangenh­eit – Gegenwart – Zukunft“ein.

„Den Archiven muss ihr besonderer Stellenwer­t bewusst sein“, sagte Bischoff. Nicht nur zur berufliche­n oder wissenscha­ftlichen Nutzung würden die Archive dienen, sondern auch privaten Nutzern bei der Suche nach ihrer historisch­en Identität helfen. Auch in 50 Jahren müsse es den Menschen noch möglich sein, an Informatio­nen über ihre Vergangenh­eit zu gelangen, so Bischoff. Er lobte die aktuelle rechtliche Lage in NRW, wünschte sich aber auch mehr Vertrauen in die Archive bei der Übergabe sensibler Daten.

Dass die Archive mit der Zeit gingen, würden digitale Angebote wie das Archivport­al archive.nrw.de zeigen, so Bischoff. „Das Portal ist stark nachgefrag­t.“Künftig solle es modernisie­rt werden. In den sozialen Medien wie Facebook seien die Archive ebenfalls bereits vertreten. Weitere Angebote wie Chats mit Be- nutzern würden aber nur zaghaft ausprobier­t.

Künftige Aufgabe sei es, eine Austarieru­ng des Konfliktes zwischen Datenschut­z und Recht auf Informatio­n zu erreichen. Auch sollen weiterhin Anpassunge­n der Angebote stattfinde­n. Dabei sei die Einhaltung der rechtliche­n Pflichten aber nicht verhandelb­ar. „Die Archive sollen so offen wie nur irgend möglich bleiben“, sagt Bischoff.

Im Anschluss an den Vortrag wurden noch weitere Probleme wie die digitale Zugänglich­keit oder die Sicherung der Daten diskutiert.

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