Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
RLT ersetzt Regisseurin von „Jenny Jannowitz“vor der Premiere
NEUSS (hbm) Nach der arg kurzfristigen Absetzung der Inszenierung „Noch ist Polen nicht verloren“ist die RLT-Spitze mit Intendantin Bettina Jahnke vorsichtig geworden. So jedenfalls begründet die Theaterchefin, warum sie gut zwei Wochen vor der Premiere von „Jenny Jannowitz“die Reißleine gezogen und die Regisseurin Franziska Maria Gramss von ihrem Auftrag entbunden hat. „Schon nach vier Wochen Probe kam die Bitte an uns, mal reinzuschauen“, sagt Jahnke, „und wir stellten uns die Frage: Ist das die Richtung, in die auch das Haus mitgeht?“Für die Inszenierung sei zwar ein Regisseur gesucht worden, der als sehr formbewusst gelte, erklärt Jahnke weiter, aber in der beabsichtigten Inszenierung „entstand die Form nicht aus dem Inhalt und hatte auch nichts mit den Schauspielern zu tun.“
Nun wird die Premiere eine Bearbeitung zeigen, die zwar noch auf dem Konzept von Gramss beruht, aber von ihrer Assistentin Nicole Erbe zu Ende geführt wird. Das Stück von Michel Decar erzählt vor allem davon, wie ein Mensch sein Leben verliert, weil er „in der Zeit ertrinkt“, wie Jahnke es sagt. Sie steht Erbe zur Seite, beide stellen den Begriff der Zeit in den Mittelpunkt.
Karlo Kolmar ist die Hauptfigur, wird gespielt von Pablo Guaneme Pinilla, und erwacht nach einem monatelangen Schlaf, nur um festzustellen, dass ihn niemand vermisst hat. Sein Chef nicht, seine Freundin nicht, aber alle verhalten sich merkwürdig. Karlo durchlebt die unterschiedlichsten Situationen, während die Zeit rennt. Bis Jenny Jannowitz erscheint. Ihr, dem „Engel des Todes“, wie Decar die Figur auch genannt hat, kann Karlo vertrauen.
„Das Stück braucht choreographische Abläufe“, betont Erbe, aber dem Stoff und seiner Tiefe komme man vor allem mit Reduktion und Klarheit näher. So hat sie am Bühnenbild vieles geändert, die Musik deutlich reduziert und „damit auch die Musikalität des Textes wieder betont“, wie Jahnke findet. Rund 90 Minuten dauert das Stück, es spielen neben Pinilla Anna Lisa Grebe, Hergard Engert, Rainer Scharenberg, Josia Krug und Linda Riebau. Info Oberstraße 95, morgen, 20 Uhr, 02131 269933