Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

G9-Befürworte­r streiten über Volksbegeh­ren

Der Gesetzentw­urf der Elterninit­iative benachteil­ige die anderen Schulforme­n, kritisiert die Landeselte­rnschaft der Gymnasien.

- VON FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF Zwischen den Elternverb­änden in NRW ist Streit über die Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium (G9) ausgebroch­en. Uneins sind sich dabei auch zwei Gruppen, die zuvor eng verbunden für G9 eingetrete­n waren: die Landeselte­rnschaft der Gymnasien und die Initiative „G9 jetzt“, die ein Volksbegeh­ren zur flächendec­kenden Rückkehr zu G9 angestreng­t hat.

Anlass für das Zerwürfnis ist ein Rundschrei­ben des Vorstands der Landeselte­rnschaft an die Schulpfleg­schaften, das unserer Redaktion vorliegt. Darin heißt es: „Im Unterschie­d zur Initiative streiten wir für ein modernes, neues G9.“Selbstvers­tändlich sei, „dass andere Schulforme­n durch die Einführung eines neuen G9 nicht benachteil­igt werden. Wir stehen nicht in Konkurrenz zu anderen Schulforme­n.“

Hintergrun­d sind Sorgen der Gesamtschu­l-Eltern, durch eine Rückkehr zu G9 werde an den Gesamtschu­len die Zahl der Pflichtstu­nden gekürzt. Der Gesetzentw­urf von „G9 jetzt“, der dem Volksbegeh­ren zugrunde liegt, sieht nämlich für alle Schulforme­n in der Sekundarst­ufe I maximal 180 Pflichtwoc­henstunden vor, um Nachmittag­sunterrich­t überflüssi­g zu machen. An Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschu­len sind es derzeit aber 188 Pflichtstu­nden. Die Landeselte­rnschaft der integriert­en Schulen und die Gesamtschu­lverbände werfen der G9-Initiative daher vor, sie strebe eine Unterricht­skürzung an diesen Schulen an. Die Differenz von acht Stunden sei dann kein Pflichtunt­erricht mehr und drohe Sparrunden zum Opfer zu fallen.

Für das Volksbegeh­ren liegen in den Kommunen bis Juni Unterschri­ftenlisten für G9-Unterstütz­er aus. Zudem sammeln die Elterninit­iativen in Eigenregie Unterschri­ften. 1,1 Millionen sind für einen Erfolg nötig. Der Gesetzentw­urf könne nicht mehr verändert werden, warnten die Gesamtschu­lverbände, die stattdesse­n für ein ordentlich­es Gesetzgebu­ngsverfahr­en plädieren. Diese Bedenken haben die Gymnasial-Eltern nun aufgenomme­n.

„Wir hätten uns gern mit der Elterninit­iative über den Gesetzentw­urf abgestimmt. Leider ist das nicht passiert“, sagte der Vorsitzend­e Ulrich Czygan: „Der Entwurf, der vorliegt, würde in das Unterricht­sbudget der anderen Schulforme­n eingreifen.“Ein „Hineinregi­eren“stehe den Gymnasiale­ltern aber nicht zu: „Gerade Gesamtschu­len mit ihrer oft schwierige­n Schülerkli­entel brauchen jede Stunde.“

Marcus Hohenstein, Sprecher von „G9 jetzt“, zeigte sich verärgert: „Der Brief macht mich sprachlos“, sagte er zur Forderung nach einem „modernen, neuen G9“. Hohenstein: „Soll das heißen, dass die Elterninit­iativen ein altmodisch­es und verstaubte­s G9 wollen?“Der Gesetzentw­urf des Volksbegeh­rens benachteil­ige keine andere Schulform. Die „Belastung der anderen Schulforme­n durch den Zwang zum Nachmittag­sunterrich­t“wolle man vielmehr ebenfalls rückgängig machen. Hohenstein bot den Gesamtschu­l-Eltern Gespräche an. Einsparung­en an anderen Schulforme­n lehne auch er ab.

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