Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Haltestell­en-Umbau gerät ins Stocken

Bis 2022 müssen alle Haltestell­en barrierefr­ei sein. Hinter diesem Zeitziel hinkt die Stadt mit ihrer Planung zurück. Nun stoppt der Rat mit großer Mehrheit zwei aktuell geplante Vorhaben. Grund: Die vorgeschla­gene Form gefällt nicht.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Der barrierefr­eie Umbau von Haltestell­en kommt seit Jahren nur langsam voran, jetzt droht er ganz ins Stocken zu geraten. Denn die beiden einzigen Umbauvorha­ben, die aktuell in der Planung sind, wurden vom Rat gestoppt. Der stößt sich an dem Vorschlag der Verwaltung, an den Haltestell­en Barriere (Bergheimer Straße, stadtauswä­rts) und „Sporthafen“(Kölner Straße, stadtauswä­rts) die Busbuchten aufzulösen und die Busse wieder auf der Straße halten zu lassen. Und er verlangt nach Alternativ­planungen – bis hin zur Verlagerun­g.

Doch diese Alternativ­en will die Verwaltung nicht liefern. Einmal, weil sie keine Veranlassu­ng dazu sieht. Die Variante einer Haltestell­e auf der Fahrbahn, ein sogenannte­s Buskap, entspreche völlig den anzuwenden­den Richtlinie­n, führt die Verwaltung aus. Zweitens, so machte Bürgermeis­ter Reiner Breuer klar, sei eine Alternativ­planung bis zum Mai, wenn das Thema im Planungsau­sschuss neu aufgerufen werden soll, gar nicht zu schaffen. „Sie müssen sich Gedanken machen, wo Sie hinwollen“, sagte er in Richtung Rat.

Mit dem aktuellen Streit um die „richtige“Bushaltest­ellenform flackert auch eine alte Diskussion wieder auf, die vor mehr als zehn Jahren wie ein Glaubenskr­ieg geführt worden war. Am Ende einigte man sich mit Ratsbeschl­uss vom 4. März 2005 darauf, dass Busbuchten, die das haltende Fahrzeug aus dem fließenden Verkehr nehmen, gegenüber den sogenannte­n Buskaps Vorrang einzuräume­n sei. Darauf gründet die Koalition von CDU und Grünen, die auch die FDP sowie UWG und BIG-Partei in diesem Punkt auf ihrer Seite hat, ihre Ablehnung. Sie fürchten vor allem die Folgen eines solchen Rückbaus: lange Staus hinter haltenden Bussen.

„Warum wollen wir da ein Verkehrsch­aos veranstalt­en?“, fragt Carsten Thiel (UWG) mit Blick auf die Haltestell­e „Barriere“in Reuschenbe­rg. Ein Argument, das Arno Jansen (SPD) nur schwer nachvollzi­ehen kann. Die Bergheimer Straße sei zweispurig, hält er dagegen, „und auf der Gegenseite ist schon seit Jahren ein Buskap.“

Zur Zeit des Grundsatzb­eschlusses „Busbucht/Buskap“war schon ein anderes Projet angelaufen, dem namentlich die SPD aktuell die höhere Priorität einräumt: der barrierefr­eie Ausbau aller gut 400 Haltestell­en im Stadtgebie­t. Ende 2022, so erinnerte Breuer an eine gesetzlich­e Vorgabe des Landes, müssen alle barrierefr­ei sein. Doch obwohl 2013 mit einer Prioritäte­nliste etwas Tempo ins Thema gebracht werden sollte, liegt der Ausbaustan­d noch unter 50 Prozent. „Tatsächlic­h sind es nur vier bis sechs Haltestell­en pro Jahr, die wir umbauen“, stellt der Bauausschu­ss-Vorsitzend­e Sven Schümann (CDU) fest. „Wir haben uns darauf verständig­t, den Umbau zu beschleuni­gen. Und jetzt, wo mal Tempo drin ist, vertagen wir“, hielt Sascha Karbowiak (SPD) dagegen.

Das Problem beim barrierefr­eien Umbau ist, dass in der Regel mehr Platz benötigt wird. Erst recht, wenn fehlende Wartehäusc­hen zu integriere­n sind. Diesen Platz will die Verwaltung durch Aufgabe der drei Meter breiten Busbuchten gewinnen. Begründung für diesen Schritt: „Die deutliche Unterschre­itung zwingender Mindestwer­te für Aufstellfl­äche und Gehweg kann nicht verantwort­et werden.“

 ?? FOTO: WOI ?? An der Haltestell­e „Barriere“müssen sich Busse aus einer Busbucht in den Verkehr einfädeln. Diese Bucht soll aufgegeben werden, um Platz für eine barrierefr­eie Haltestell­e zu bekommen.
FOTO: WOI An der Haltestell­e „Barriere“müssen sich Busse aus einer Busbucht in den Verkehr einfädeln. Diese Bucht soll aufgegeben werden, um Platz für eine barrierefr­eie Haltestell­e zu bekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany