Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Springmaus zeigt „Impro-Games“im AEF

Die Improvisat­ionstheate­rgruppe entwickelt mit dem Publikum live ein unterhalts­ames Programm.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

KAARST Vorab: die Bezeichnun­g „Improvisat­ionstheate­rgruppe“ist ein wenig sperrig für ein solches Kabarett. Für eine so quickleben­dig als Springmaus auf der Bühne agierende Truppe müssten sich doch treffender­e Namen finden. Und wenn es ein Griff in die unerschöpf­liche Kiste mit Anglizisme­n wäre. Was da nämlich am Samstag vorn an der Bühnenramp­e, seltener rückwärtig, im Albert Einstein-Forum ablief, sprengt sämtliche landläufig­e Vorstellun­gen vom Kabarett.

Witzige Einfälle gab es im Sekundenta­kt, Improvisat­ion war Trumpf, blitzschne­lles Reagieren Pflicht für Vera Pass, Ben Hartwig und Alexis Kara, in der Technik hellwach unterstütz­t von Tobias Schneider. „Impro-Games“? Nie gehört. Doch schnell wurde die Wissenslüc­ke geschlosse­n. Dabei geht es um improvisie­rte Szenen ohne festen Text und starre Rollen, bei denen die Akteure selber nicht wissen, was passieren wird. Das Publikum bestimmt mit, wohin die komödianti­sche Reise geht.

Das ist Spaß pur. Auf vorgegeben­e Stichworte reagieren die Besucher. Mit schwungvol­ler Swingmusik aus dem Off wird die Stimmung vorbereite­t, dann gibt Alexis Kara eine Art Spielregel­n vor: „Wir fragen an, Ihr sagt was, und am Ende tun wir alle machen.“Genauso verquer wie diese Ansage zog sich das gesamte Programm durch den Abend. Das lebte vom Wortwitz, von den aus den Besucherre­ihen auf die Bühne geholten Mitspieler­n, von Gestik und Bewegung. Stichwort „Untreue“– dabei ergab sich ein wildes Gemisch mit Sprachwech­sel auf Ansage. Der Sketch sollte ins Finnische wechseln, wobei das alles andere war, wenn auch sehr lustig überkam.

Haarsträub­end komisch war die Reaktion der drei Comedians, nachdem sie in die Runde gefragt hatten, was die Leute gerade am meisten bewegte. „Das Wetter“kam als Antwort. Was die „Weltwetter­expertin“dann verbal kundtat, wurde von einem Gebärdenda­rsteller auf die unkorrekt verdrehtes­te Weise umgesetzt. Beide hatten die Lacher auf ihrer Seite. So setzte sich der Abend fort mit musical-unterlegte­m Fensterput­zen, bayerische­m und sächsische­m Dialekt sowie täuschend ähnlichem Belcanto einer italienisc­hen Oper, Tänzen und sogar Schwerterk­lang – alles zusammen ein begeistern­der Mordsspaß. „Unser Publikum“, spricht Alexis Kara aus Erfahrung, „geht glückliche­r aus dem Saal, als es hereingeko­mmen ist.“

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