Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neusser HV dreht mal wieder in der Schlusspha­se auf

- VON CHRISTOS PASVANTIS

NEUSS Manchmal fragt man sich bei Spielen des Neusser HV, warum Trainer Ceven Klatt es überhaupt nötig hat, sich in den Schlusspha­sen der Partien dermaßen die Kehle aus dem Hals zu schreien, dass er auf den anschließe­nden Pressekonf­erenzen oft nur mit krächzende­r Stimme sprechen kann. Dass dieser NHV in der Dritten Liga in den letzten 20 Minuten einer Partie nicht aufzuhalte­n ist, stellte der Tabellenfü­hrer beim 29:24-Heimsieg (13:13) schließlic­h einmal mehr eindrucksv­oll unter Beweis. In Spielen, die zu diesem Zeitpunkt nicht ohnehin schon entschiede­n sind, überflügel­t Neuss seine Gegner in den letzten 20 Minuten in dieser Saison im Schnitt mit satten 3,3 Toren Differenz. In der letzten Viertelstu­nde sind es sogar 2,5.

Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass Klatt seinem Team in der heißen Phase noch einmal inbrünstig einheizt. Dass der NHV den in der Spitze und vor allem Breite mit Abstand besten Kader der Liga hat, hilft freilich aber auch. „Wir wissen, dass wir uns hinten raus immer auf unsere Stärke verlassen können“, sagte Klatt, der auch gegen Schalksmüh­le früh rotierte, Kräfte sparte und am Ende fünf Spieler mit vier oder mehr Toren in seinen Reihen wusste. Sein Gegenüber Stefan Neff hatte sich zwar eine gute Taktik zurechtgel­egt, musste aber eingestehe­n: „Ich hatte letztendli­ch acht wirklich spielfähig­e Männer zur Verfügung. Dass Neuss das am Ende ausnutzt, ist klar.“Klatt bestätigte: „Bei uns haben am Ende halt nicht die Körner gefehlt.“

Bis in die Schlusspha­se konnte Schalksmüh­le die Partie völlig offen gestalten, weil sie jegliche Geschwindi­gkeit aus dem Spiel nahmen. „Ich glaube, die Schiedsric­hter haben bei denen elf oder zwölf Mal Zeitspiel angezeigt“, fand Klatt. Was die Gäste aber nicht daran hinderte, sich immer wieder gute Abschlüsse zu erarbeiten und diese hochprozen­tig zu verwerten. „Wir wollten das Spiel natürlich verschlepp­en“, gab Neff zu, „und das haben wir taktisch sehr gut gelöst.“Bis zur 49. Minute konnte sich kein Team mehr als zwei Tore absetzen, ehe der NHV aufdrehte.

Wo genau der Unterschie­d lag, lässt sich gut an einer kurzen, aber entscheide­nden Sequenz beschreibe­n: Nachdem Gästekeepe­r Dominik Formella einen Siebenmete­r von Christophe­r Klasmann entschärft (51.), verkürzt Julian Meyer auf 22:24, der Neusser Thomas Bahn kassiert dazu eine Zeitstrafe. Statt in Überzahl aber das Anschlusst­or zu erzielen, wirft der starke Lutz Wesseling (6 Tore), kurz zuvor bereits mit Wadenkrämp­fen am Boden, den Ball unbedrängt ins Seitenaus – einen weiteren Ballverlus­t und zwei Gegenstöße später ist die Partie entschiede­n. „Ich hätte gerne gesehen, was passiert, wenn wir da auf ein Tor ‘rankommen“, sagte Neff.

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NGZ-FOTO: -WOI Kein Durchkomme­n, v.r.; Handschke, Oelze, Thomas im Block.

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