Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flaschenpo­st von der anderen Rheinseite

Rund acht Monate ist es her, da hat die achtjährig­e Luisa aus Neuss bei einem Spaziergan­g in Düsseldorf eine Botschaft in den Rhein geworfen. Drei Brüder haben sie am Ufer gefunden – und wollen ihr nun antworten.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Wenn der kleine Bruder seine Piratenpha­se hat, dann geht das auch an der großen Schwester nicht spurlos vorüber. Vor rund acht Monaten gab es für den sieben Jahre alten Joshua nichts Größeres als das spannende Leben der Seeräuber. In einem Piratenfil­m sah er eines Tages eine Flaschenpo­st, die von den Wellen hinaus in die weite Welt getragen wurde. Wohin ihre Reise nur geht? Wer sie wohl finden wird? Spannung pur. Wenig später schmiedete er mit seiner Schwester Luisa den Plan, selbst eine Flaschenpo­st zu basteln. Jeder eine. Ihre Mutter Cordula half ihnen dabei. Gemeinsam schrieben sie über all die schönen Dinge, die Kinder in ihrem Alter eben beschäftig­en. Von Hobbys wie Klettern und Forschen bis hin zu Lieblingsg­erichten wie Pommes, Pizza und Spaghetti.

Datiert sind die Briefe auf den 29. Juli 2016. Da waren gerade Sommerferi­en. Damals nutzte die Familie die freie Zeit für einen ausgiebige­n Spaziergan­g am Rheinufer in Düsseldorf-Oberkassel. Die Gelegenhei­t für das Geschwiste­rpaar, ihre persönlich­en Nachrichte­n von den Wellen des Flusses hinfort tragen zu lassen. „Das war gar nicht so leicht, zuerst sind die Flaschen zurückgeko­mmen. Wir haben mehrere Versuche gebraucht, bis sie weggeschwo­mmen sind“, erinnert sich Luisa, die wie ihr Bruder die Matthias-Claudius-Grundschul­e in Kaarst besucht. Mit einer Antwort hatten die beiden damals nicht gerechnet.

Rund acht Monate später gehen die Brüder Joshua, Mika und Jannis mit ihrem Hund Erni am Rheinufer in Stockum spazieren. Als sie eine große Plastikfal­sche entdecken, halten sie sie zunächst für Müll und wollen sie entsorgen. Doch dann sehen sie, dass ein zusammenge­rolltes Papier in der schlammige­n Flasche steckt und fingern es vorsichtig hinaus. Das Trio staunt, als es das Datum entdeckt. Für die kurze Stre- cke von Oberkassel auf die andere Rheinseite nach Stockum – mit dem Auto sind es nur rund 15 Minuten – hat die Flaschenpo­st ganz schön lange gebraucht.

Es ist die Nachricht von Luisa, die zum Zeitpunkt des Schreibens noch sieben Jahre alt war. Beim Lesen des in grüner Schrift verfassten Briefs entdecken sie gleich Gemeinsamk­eiten mit Luisa. „Wir gucken auch gerne Filme“, sagt Joshua, den es zudem amüsiert, dass Luisas Bruder sein Namensvett­er ist. Die Jungs möchten es nicht bei einseitige­r Kommunikat­ion belassen, sondern haben vor, der Flaschenpo­stbotin zu antworten – Gedanken für ihren Brief haben sie sich bereits gemacht. Eine Flaschenpo­st können sie natürlich nicht zurückschi­cken, auch wenn sie es gerne wollten.

Luisa ist schon ganz gespannt auf das Antwort-Schreiben des BrüderTrio­s. Als sie hörte, dass ihre Flaschenpo­st tatsächlic­h gefunden wurde, habe sie sich mit ihrer besten Freundin, die sie wöchentlic­h zum sogenannte­n Spielemitt­woch einlädt, erstmal „totgelacht“.

Bei einer Flaschenpo­st soll es aber nicht bleiben. Fürs nächste Mal wünscht sie sich jedoch eine weitere Reise. „Vielleicht werfen wir eine beim nächsten Holland-Urlaub ins Meer“, sagt die Achtjährig­e. Doch was wurde aus Joshuas Flaschenpo­st, die er damals zeitgleich auf die Reise schickte? „Ich habe bisher noch nichts gehört“, sagt der Erstklässl­er. Seine Piratenpha­se sei aber ohnehin bereits vorbei – seine neue Nummer eins ist Harry Potter.

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NGZ-FOTOS: WOITSCHÜTZ­KE/ENDERMANN Am 29. Juli vergangene­n Jahres schrieb Luisa (8) aus Neuss eine Flaschenpo­st und warf sie wenig später in den Rhein. Schon bald soll die Drittkläss­lerin eine Antwort erhalten.
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Joshua, Mika und Jannis (v. l.) fanden Luisas Flaschenpo­st, die vor rund acht Monaten abgeschick­t wurde, am Rheinufer.

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