Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Holland zittert um die WM

Nach der peinlichen 0:2-Niederlage in Bulgarien wird Bondscoach Danny Blind entlassen.

- VON STEPHAN SEEGER

AMSTERDAM Die Niederland­e stehen vor dem Scheitern in der WMQualifik­ation, und der Nationaltr­ainer Danny Blind ist seinen Job los. Die Führung des königliche­n Fußballver­bandes (KNVB) traf sich gestern mit dem umstritten­en Bondscoach zur Krisensitz­ung. Das Oranje-Team, das bereits die EM-Endrunde 2016 in Frankreich verpasst hatte, war nach dem peinlichen 0:2 in Sofia vom zweiten auf den vierten Platz in der Gruppe A der WM-Qualifikat­ion abgerutsch­t. Nur der Erste sichert sich direkt das Ticket zur WM 2018 in Russland.

„Die Ergebnisse sind enttäusche­nd, und die Qualifikat­ion für Russland verläuft schwierig“, sagte

„Ich trage meine Verantwort­ung und bin noch sehr kampfeslus­tig“

Trainer Danny Blind Verbandsdi­rektor Jean Paul Decossaux: „Deshalb sehen wir uns gezwungen, von ihm Abschied zu nehmen.“Blind, der seit Sommer 2015 im Amt war, wollte nicht freiwillig gehen. „Ich trage meine Verantwort­ung und bin immer noch sehr kampfeslus­tig“, sagte er nach der Sitzung.

Es ist nicht unwahrsche­inlich, dass ein Youtube-Video von „Helmut aus Mallorca“am 10. Oktober 2017 seine Renaissanc­e erlebt. „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“, heißt der Song dieses „Künstlers“. Der Hit stammt aus dem Jahr 2002, als die Niederland­e die Endrunde in Japan und Südkorea verpasst hatten. Damals galt die verpatzte Qualifikat­ion unter Trainer Louis van Gaal als Ausrutsche­r. Denn eigentlich war die Mannschaft viel zu gut. Das entscheide­nde Spiel gegen Irland verlor sie dennoch mit 0:1, Stars wie Edgar Davids, Clarence Seedorf oder Ruud van Nistelrooy mussten am Fernseher zusehen, wie sich in Japan ausgerechn­et Erzrivale Deutschlan­d ins Finale mogelte und gegen Brasilien 0:2 verlor.

Wenn die Holländer diesmal scheitern, ist das gar keine große sein Länderspie­ldebüt und war überforder­t. Die Tageszeitu­ng „De Telegraaf“gab allerdings nicht dem Youngster von Ajax Amsterdam die Schuld, sondern alleine Blind. „Die Entscheidu­ng war völlig falsch. Es scheint das Schicksal des Trainers zu sein, Entscheidu­ngen zu treffen, die immer nach hinten losgehen“, schrieb das Blatt. Robben (33) war nach der Pleite frustriert. „Wir sind mit guten Absichten hierher gekommen, aber es hat sich zu einem Albtraum entwickelt. Die erste Hälfte war schockiere­nd“, sagte er.

Fünf Spiele haben die Holländer nun Zeit, zumindest die Play-offs zu erreichen. Doch selbst dieses Vorhaben dürfte schwierig werden, denn der Rückstand auf den Zweitplatz­ierten Schweden beträgt drei Punkte, Tabellenfü­hrer Frankreich ist mit sechs Zählern Vorsprung schon enteilt. Am 9. Juni empfangen die Niederland­e Luxemburg, bevor es Ende August nach Frankreich geht. Dann folgen Spiele gegen Bulgarien, in Weißrussla­nd und gegen Schweden. Wahrschein­lich müssen fünf Siege her. Sonst wird „Helmut aus Mallorca“schon sehr bald wieder überall zu hören sein.

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FOTO: AP Unzufriede­n: Hollands Trainer Danny Blind während des Auftritts seine Mannschaft in Sofia – es war sein letzter.

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