Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Holland zittert um die WM
Nach der peinlichen 0:2-Niederlage in Bulgarien wird Bondscoach Danny Blind entlassen.
AMSTERDAM Die Niederlande stehen vor dem Scheitern in der WMQualifikation, und der Nationaltrainer Danny Blind ist seinen Job los. Die Führung des königlichen Fußballverbandes (KNVB) traf sich gestern mit dem umstrittenen Bondscoach zur Krisensitzung. Das Oranje-Team, das bereits die EM-Endrunde 2016 in Frankreich verpasst hatte, war nach dem peinlichen 0:2 in Sofia vom zweiten auf den vierten Platz in der Gruppe A der WM-Qualifikation abgerutscht. Nur der Erste sichert sich direkt das Ticket zur WM 2018 in Russland.
„Die Ergebnisse sind enttäuschend, und die Qualifikation für Russland verläuft schwierig“, sagte
„Ich trage meine Verantwortung und bin noch sehr kampfeslustig“
Trainer Danny Blind Verbandsdirektor Jean Paul Decossaux: „Deshalb sehen wir uns gezwungen, von ihm Abschied zu nehmen.“Blind, der seit Sommer 2015 im Amt war, wollte nicht freiwillig gehen. „Ich trage meine Verantwortung und bin immer noch sehr kampfeslustig“, sagte er nach der Sitzung.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Youtube-Video von „Helmut aus Mallorca“am 10. Oktober 2017 seine Renaissance erlebt. „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“, heißt der Song dieses „Künstlers“. Der Hit stammt aus dem Jahr 2002, als die Niederlande die Endrunde in Japan und Südkorea verpasst hatten. Damals galt die verpatzte Qualifikation unter Trainer Louis van Gaal als Ausrutscher. Denn eigentlich war die Mannschaft viel zu gut. Das entscheidende Spiel gegen Irland verlor sie dennoch mit 0:1, Stars wie Edgar Davids, Clarence Seedorf oder Ruud van Nistelrooy mussten am Fernseher zusehen, wie sich in Japan ausgerechnet Erzrivale Deutschland ins Finale mogelte und gegen Brasilien 0:2 verlor.
Wenn die Holländer diesmal scheitern, ist das gar keine große sein Länderspieldebüt und war überfordert. Die Tageszeitung „De Telegraaf“gab allerdings nicht dem Youngster von Ajax Amsterdam die Schuld, sondern alleine Blind. „Die Entscheidung war völlig falsch. Es scheint das Schicksal des Trainers zu sein, Entscheidungen zu treffen, die immer nach hinten losgehen“, schrieb das Blatt. Robben (33) war nach der Pleite frustriert. „Wir sind mit guten Absichten hierher gekommen, aber es hat sich zu einem Albtraum entwickelt. Die erste Hälfte war schockierend“, sagte er.
Fünf Spiele haben die Holländer nun Zeit, zumindest die Play-offs zu erreichen. Doch selbst dieses Vorhaben dürfte schwierig werden, denn der Rückstand auf den Zweitplatzierten Schweden beträgt drei Punkte, Tabellenführer Frankreich ist mit sechs Zählern Vorsprung schon enteilt. Am 9. Juni empfangen die Niederlande Luxemburg, bevor es Ende August nach Frankreich geht. Dann folgen Spiele gegen Bulgarien, in Weißrussland und gegen Schweden. Wahrscheinlich müssen fünf Siege her. Sonst wird „Helmut aus Mallorca“schon sehr bald wieder überall zu hören sein.