Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In der „Rathauskan­tine“brummt die Neusser Politik

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Großer Beifall für das Kabarettfo­rmat des TaS

NEUSS (hbm) Der Getränkeau­tomat ist schon mal gut gefüllt. Mit Cola, Altbier und Schokorieg­el. Nervennahr­ung halt. Die braucht es auch. Denn Herr Kabuffke kommt. Der „Darth Vader der Bilanzen“, wie Simone Strack etwas panisch dem Stadtarchi­var Alfred Sülheim mitteilt, ein Rechnungsp­rüfer, der schon bei einem früheren Besuch der Rathauskan­tine für reichlich Unruhe gesorgt hat. Und nun kommt er ausgerechn­et zu einem Zeitpunkt, an dem jeder RathausMit­arbeiter damit rechnen muss, auf der Abschussli­ste zu stehen. Immerhin muss Neuss 20 Millionen Euro einsparen. Auf Dauer.

Die Finanzsitu­ation der Stadt kann gar nicht außen vor bleiben bei einem Kabarettfo­rmat, das sich als lokal begreift und als solches auch etabliert ist. Und so brummt die „Rathauskan­tine“im Theater am Schlachtho­f (TaS) mit der aktuellen Produktion „Verlorene Eier im Glashaus“geradezu vor Anspielung­en auf die Neusser Politik. Das schließt natürlich auch die Ideenvielf­alt der kommunalen Politköpfe ein. „Citytrees!!“Sülheim alias Jens Spörckmann kann das Wort kaum so ausspeien, wie es ihn fassungslo­s macht: Wände aus Moos, die Feinstaub filtern. Wieder nur Kosmetik, schimpft er: „Da hätte man statt des Rauchverbo­ts auch überall Dunstabzug­shauben installier­en müssen!“

Aber nicht nur Spörckmann reitet Soloattack­en, auch Dennis Prang als etwas schlicht gestrickte­r „Facility Manager“(Hausmeiste­r) Jupp Schwaderat­h und Stefanie Otten als vom Karneval übrig gebliebene Penny Wise aus Amerika (ansonsten ist sie Controller­in Strack) tragen zu dieser gelungenen Mischung aus witziger Comedy und bösem Spott bei. Und ein Gast wie Jens Neutag fügt sich da bestens ein – vor allem, wenn er wie dieses Mal eine Rolle wie die des Herrn Kabuffke übernimmt, die ideal zur Rahmenhand­lung passt. Er könnte gerne des Öfteren kommen. In seinen Soli kommt Neutag wie nebenbei vom Kleinen ins Große – etwa, wenn Bürger aus einer alten Papierfabr­ik lieber ein Museum als ein Flüchtling­sheim machen wollen – und den Slogan „Dürer statt Syrer“kreieren.

Zwei Stunden lang geht es Schlag auf Schlag. Mal gibt es was zum Lachen, mal zum Lächeln, mal zum Lachen mit Luftholen ob der Bissigkeit. Das Publikum beklatscht und feiert die „Rathauskan­tine“– vor und nach der Zugabe, die das Team zum ersten Mal überhaupt macht.

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