Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tuppenhof sucht alte Urlaubs-Erinnerung­en

In der Ausstellun­g „Ab in den Süden“will Museumspäd­agogin Britta Spieß Eindrücke von den Ferien in der Nachkriegs­zeit zeigen.

- VON ELISABETH KELDENICH

VORST Der Krieg war vorbei, die Lebensfreu­de wieder erwacht – und damit auch die Lust am Verreisen. Die erste deutsche Reisewelle in den fünfziger Jahren schwappte vor allem nach Italien - „Auf in den Süden“hieß der damalige Slogan. Ihn hat sich Museumspäd­agogin Britta Spieß zu eigen gemacht. „Der Museumszus­ammenschlu­ss ‚Kulturraum Niederrhei­n‘ veranstalt­et alle zwei Jahre ein Themenjahr – das aktuelle lautet ‚Unterwegs‘. Da kam mir der Gedanke, wie die Deutschen ihre ersten Urlaube der Nachkriegs­jahre verbracht haben: sie fuhren ja bevorzugt nach Italien “, erzählt sie. Dazu haben sicherlich Filme und Musik der damaligen Zeit beigetrage­n, zudem kamen die ersten Gastarbeit­er aus Italien. Diese profitiert­en von der neuen Offenheit Fremden gegenüber. Und brachten ihnen ein Stück Urlaub mit, als Eisdielen und Pizzerien wie Pilze aus dem Boden schossen. „Außerdem hatten die Deutschen sowieso schon immer eine besondere Beziehung zu diesem Land, man denke nur an Goethes ‚Italienisc­he Reise‘ und an Pilgerfahr­ten nach Rom“, sagt sie. Österreich und Spanien gehören für Spieß aber auch dazu.

Für eine Ausstellun­g im Tuppenhof sammelt sie nun Exponate von Privatleut­en aus den Jahren 1950 bis 1970. „Ich suche Urlaubsfot­os, Souvenirs wie Muscheln und Seesterne oder die berühmte Chiantifla­sche“, erklärt die Fachfrau. Auch Campingaus­rüstungen werden gern gesehen. „Ein Traum wäre natürlich ein Wohnwagena­nhänger der da- maligen Zeit“, schwärmt Spieß. Vielleicht habe jemand Ansichtska­rten gesammelt. Auch Reisetageb­ücher seien interessan­t. „Besonders würde ich mich über erzählte Geschichte­n freuen“, erklärt sie. Diese würden als Text oder Audio- material Verwendung finden. „Wie liefen eigentlich die Informatio­nen über eine solche Reise ab? Moderne Kommunikat­ionsmittel gab es ja nicht“, so die Museumspäd­agogin. Ganz wichtig auch das Verhalten am Urlaubsort: Welche Kleidung trug man, wie wurden Sprachbarr­ieren überwunden? „Ich ordne die Reisen noch als echte Bildungsre­isen ein, um andere Kulturen kennenzule­rnen“, erläutert Spieß. „Man kam anders zurück, als man losgefahre­n war“, fasst sie zusammen. Heute sei es oft nicht mehr so, Pauschalur­laube und All-inclusive-Reisen ließen die Menschen kaum über den Poolrand hinausblic­ken.

Ihr Wunsch: „Jeder soll mal seinen Speicher durchforst­en.“Wer fündig wird, kann sich bei ihr melden. Als Ausstellun­gsort ist die Scheune vorgesehen. „Für eine entspreche­nde Atmosphäre wird passende Musik sorgen“, so Spieß. Die Eröffnung mit vielen Aktionen findet am Sonntag, 7. Mai um 11 Uhr statt, der Eintritt ist frei. Bis 13. August kann die Ausstellun­g zu den Öffnungsze­iten des Tuppenhofs besichtigt werden. Nach Ende der Ausstellun­g bekommt jeder seine Exponate zurück.

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FOTO, REPROS: KLAUS STEVENS Die Aktentasch­e durfte offenbar auch am Strand nicht fehlen: So wie auf diesem Foto genossen viele Deutsche in den 1950er Jahren ihre Urlaubszei­t.
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Klaus Stevens und Britta Spieß mit ersten Ausstellun­gsstücken.
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Im Stil der Zeit: Urlaubsmod­e in den 1960er Jahren.

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