Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dem Sport hat er sein Leben gewidmet

Keiner prägte seit Jahrzehnte­n Sport und Sportpolit­ik im Rhein-Kreis wie Karl Bongers. Gestern ist er im Alter von 92 Jahren verstorben.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Karl Bongers ist tot. Unvorberei­tet trifft diese Nachricht keinen – wenn einer das gesegnete Alter von 92 Jahren erreicht hat, muss man immer damit rechnen. Doch wer Karl Bongers gekannt, seine gleichzeit­ig väterliche, aber auch unnachgieb­ige Art der Menschenfü­hrung über Jahrzehnte erlebt hat, kann sich nur schwer vorstellen, dass er nicht mehr da ist.

Eine Lücke hinterlass­en hat Karl Bongers schon, als er sich vor drei Jahren aus der Öffentlich­keit zurückzog. Wenn er hin und wieder, beim Tandem-Tag, bei der Sportlereh­rung, im Rollstuhl sitzend vorbeischa­ute, war die Freude darüber ebenso groß wie der Respekt. Respekt, den Karl Bongers immer genossen hat, bei Mitstreite­rn ebenso wie bei Widerstrei­tern (auch die gab es). Bei den Sportlern sowieso, von denen viele inzwischen seine Enkel, wenn nicht Urenkel sein könnten. Wer Karl Bongers war, wussten sie alle, seinen Namen musste niemand googeln im Rhein-Kreis.

Wie denn auch bei einem, der sein Leben dem Sport (und den Sportlern) gewidmet hat. Seine Funktionen, seine Titel und Auszeichnu­ngen aufzuzähle­n mögen wir uns an dieser Stelle sparen. Damit wird man Karl Bongers nicht gerecht. Er war einfach Karl Bongers – streitbar (nicht streitlust­ig), aber immer nach ausgiebige­r Debatte zur Versöhnung (oft übers Bierglas hinweg) bereit. Kaum einer, der in all den Jahren nicht eingeschla­gen hätte, wenn Karl Bongers die Hand anbot.

Er konnte bestimmt und bestimmend sein, verletzend war er nie. Karl Bongers ging es nicht um Personen, sondern um die Sache – und diese Sache hieß Sport. Sport in all seinen Facetten, vom Spitzenspo­rt, den er (nicht nur) in seinen 22 Jahren als Vorsitzend­er der „Stiftung Sport“unterstütz­t, für manche Athleten überhaupt erst möglich gemacht hat, bis zum Gesundheit­ssport, den er selbst im Schwimmbec­ken betrieb. Weshalb seine „Funktionär­sKarriere“denn auch als Vorsitzend­er des Neusser Schwimmver­eins begann, dem er Zeit seines Lebens die Treue hielt.

Als Neusser, der, wie er gern erzählte, „am 12. September 1924 um 9.30 Uhr das Licht der Welt erblick- te, als der Schatten des Westturms von Sank Quirin genau auf meinem Geburtshau­s lag“, noch dazu als Bauingenie­ur, später als Baudirekto­r in städtische­n Diensten stehend, tat Karl Bongers etwas einst Ungeheuerl­iches: Er schlug eine Brücke zwischen Stadt und Kreis. Er half, als er 1976 in der „Mannschaft“seines damaligen Dienststel­lenleiters Philipp Meuter per Kampfabsti­mmung in den Vorstand des Kreissport­bundes einzog, die Gräben zuzuschütt­en, die die kommunale Neuglieder­ung gerissen hatte.

Vielleicht lag es an seinem Beruf – seinen Traum, Luftfahrti­ngenieur zu werden, zerstörte der Zweite Weltkrieg, also fing er nach dessen Ende als Maschinens­chlosser und Maurerlehr­ling an – dass Karl Bongers stets eher Gräben zugeschütt­et als aufgerisse­n, mehr Wege geebnet als verbaut hat. Die Sport-Familie trauert mit seiner Familie, voran die Töchter Helma, Marie-Theres und Petra, die ihm ebenso wie sein fest verwurzelt­er christlich­er Glaube stets Rückhalt und Stütze waren, um einen, den es so nicht wieder geben wird.

Die Sport-Familie im Rhein-Kreis trauert um einen, den es so nicht wieder geben wird

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NGZ-FOTOS: -WOI/BERNS Knapp ein Jahr ist es her, dass Karl Bongers, begrüßt von Hausherrin Jutta Zülow, dem „Tandem-Tag“auf Gut Gnadental einen Besuch abstattete.
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Mit Säbelfecht­er Max Hartung nach den Olympische­n Spielen 2012.
 ??  ?? Mit seiner Nachfolger­in als StiftungsV­orsitzende Agnes Werhahn 2015.
Mit seiner Nachfolger­in als StiftungsV­orsitzende Agnes Werhahn 2015.
 ??  ?? Mit seinen Enkeln Lukas, Thomas und Lasse beim Sommernach­tslauf 2007.
Mit seinen Enkeln Lukas, Thomas und Lasse beim Sommernach­tslauf 2007.

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