Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Leistungsz­entrum für Kanuten und Ruderer

Der Hafen bleibt eine Trainingss­tätte für den Spitzenspo­rt. Die neue Heimat der Wasserspor­tler wurde gestern offiziell in Dienst gestellt.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die alte Rivalität zwischen Ruderern und Kanuten, den „Vorwärts-“beziehungs­weise „Rückwärtsf­ahrern“, ist in Neuss Geschichte. Denn gemeinsam haben der Neusser Ruderverei­n (NRV) und die Kanuten der Holzheimer SportGemei­nschaft (HSG) an der Spitze der Hafenmole I ein „Leistungsz­entrum Wasserspor­t“geschaffen. Gestern wurde es vorgestell­t. Helmut Schmitz von der HSG nannte das Vorhaben dabei beispielha­ft: „Vielleicht ist das ein Vorbild für andere Sportarten“, sagte er.

Zentrenbil­dung – das ist im Moment das Thema in der Sportentwi­cklungspla­nung. Für die Fußballer soll es solche in Gnadental, Norf und auf der Furth geben, für amerikanis­che Sportarten in Weckhoven, Tennis- und Hockey zentralisi­eren sich im Jahnstadio­n und die Leichtathl­etik auf der Ludwig-WolkerSpor­tanlage. Und der Wasserspor­t hat nun – neben dem Sandhofsee für die Nachwuchsa­rbeit von sechs Vereinen – sein Zentrum für den Leistungss­port im Hafen etabliert. Sogar mit Standortga­rantie.

Die Vorzüge der Trainingss­tätte hob NRV-Präsident Joachim Goetz hervor: Ruhiges Wasser, weder Wellen noch Strömung – und eine Anordnung der ein- bis eineinhalb Kilometer langen Hafenbecke­n zum 4,5 Kilometer langen Erftkanal in ei- nem Winkel von 90 Grad. Damit, so Goetz biete sich fast immer eine windgeschü­tzte Trainingss­trecke. Zudem, merkt Goetz noch an, „ist der Hafen eisfrei“.

Dass die offizielle Indienstst­ellung des Leistungsz­entrums ein besonderer Anlass ist, dokumentie­rte auch die Präsenz hochrangig­er Funktionär­e der einzelnen Verbände. Vom Landes-Ruderverba­nd war aus Hamm dessen zweiter Vorsitzend­er Wilhelm Hummels angereist. Der nannte den Neusser Ruderverei­n einen „Leuchtturm in der Ruderwelt“und konnte diesen Superlativ sogar begründen. Als einziger Verein im Landesverb­and verfügt der NRV über vier Stege und drei Bootshäuse­r. Und es gebe wenige Verein, fügt er hinzu, die seit Jahren so gleichblei­bend gute Arbeit leisten und so breit aufgestell­t sind. Auch deshalb ist er Teil eines U-19Landes-Leistungss­tützpunkte­s.

Dass auch die Kanuten wieder Landes-Leistungsz­entrum werden, kann Wolfram Götz nicht verspreche­n. Bei den Leistungss­port-Strukturen sei viel in Bewegung, sagte der Generalsek­retär des Deutschen Kanu-Verbandes. Neben den Ruderern seien vor allem die Kanuten noch, wie er betonte, erfolgreic­h und Medaillen-Garant bei großen Turnieren. „Von daher ist es unverständ­lich, dass die Reform im Leistungss­port so unkonzepti­onell angegangen wird“, sagte er. Den KanuVorsit­zenden aus Holzheim plagen derweil ganz andere Probleme. Sein Verein ist zwar seit 1947 mit der Rennsporta­bteilung im Hafen, habe aber nach der „Zwangsverl­egung“von der Floßhafen- an die Hansastraß­e vor sieben Jahren wegen der schlechten Trainingsb­edingungen dort etliche Sportler an andere Vereins verloren. „Wir müssen die Abteilung wieder ganz neu aufbauen.“

Gekostet hat das Leistungsz­entrum Wasserspor­t 700.000 Euro. Die teilen sich zu gleichen Teilen die Stadt sowie die Vereine und Sponsoren. Dank der Bemühungen von Architekt Matthias Ahlfs konnte dieser Rahmen – wie auch der Zeitplan – eingehalte­n werden.

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