Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Speed-Dating mit der Politik

„Deine Stimme zählt“: Die Landtagska­ndidaten von CDU und SPD nahmen teil an dem von unserer Zeitung initiierte­n Projekt und stellten sich gestern im Gymnasium Korschenbr­oich den Fragen von 20 Oberstufen­schülern.

- VON MARION LISKEN-PRUSS

KORSCHENBR­OICH Sollen Heranwachs­ende schon mit 16 Jahren wählen dürfen? Welche Rolle spielt die Digitalisi­erung in der Schulpolit­ik? Und warum fahren Busse nur stündlich und nicht öfter aus den umliegende­n Orten nach Korschenbr­oich? Das sind nur einige der Fragen, die rund 20 Schüler des Korschenbr­oicher Gymnasiums gestern den Landtagska­ndidaten Lutz Lienenkämp­er (CDU) und Nicole Niederdell­mann-Siemes (SPD) stellten. Die beiden Politiker waren im Rahmen des Projekts „Deine

„Wir konnten die Politiker aus einer ganz anderen Perspektiv­e erleben“

Marcel Kolb

Schülerspr­echer am GyKo

Stimme zählt“nach Korschenbr­oich gekommen, um sich den Schülern vorzustell­en und mit ihnen zu diskutiere­n. Jeweils vier Schüler schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und hatten dann acht Minuten Zeit, den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen. Speed-Dating nennt man diese kurzen Gespräche, die dazu dienen, jemanden besser kennenzule­rnen.

Wie wichtig so ein persönlich­er Kontakt ist, machte Schulleite­r Uwe Roscheck in seiner Begrüßung deutlich: „Man kann die Schüler nicht früh genug an politische Entscheidu­ngsprozess­e heranführe­n, um einer Politikver­drossenhei­t entgegenzu­treten. Ein persönlich­es Kennenlern­en bietet dazu eine besondere Gelegenhei­t“, sagte er. Die 20 Schüler der Klassen zehn (EF), elf (Q1) und zwölf (Q2) waren politisch nicht nur sehr gut informiert, sondern auch bestens vorbereite­t. Sie präsentier­ten den beiden Kandidaten ein breites Themenspek­trum, das vom Trend zum Rechtspopu­lismus über die Flüchtling­spolitik bis hin zu persönlich­en Aspekten reichte: Warum sich die Politiker für ihre Partei entschiede­n haben, wollte Hanna Lotz (16) wissen. Und Ronja Rosenkranz (16) hinterfrag­te, wie die Politiker Jugendlich­e für Politik interessie­ren wollen. Bei dem Thema „Wahlrecht ab 16“bezogen beide Kandidaten eine klare Position: Während Lienenkämp­er (CDU) sich dagegen aussprach, weil mit dem Strafrecht und dem Eintritt ins Erwachsene­nalter alles auf 18 Jahre ausgericht­et sei, befürworte­te Niederdell­mann-Siemes (SPD) das Wahlrecht ab 16. „Es geht darum, dass man junge Wähler akzeptiert und wertschätz­t. Jugendlich­e sind immer früher reif und können an der Demokratie mitwirken“, sagte sie. Einig waren sich die Politiker im Hinblick auf die Aktion „Deine Stimme zählt“. „Die Schüler haben sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht und spannende Fragen vorbereite­t“, lobte Lienenkämp­er. Niederdell­mann-Siemes zeigte sich von den kleinen Gruppen begeistert: „Auf diese Weise kann man komplexe Themen intensiver erörtern“, sagte sie und gab den Schülern eine konkrete Idee an die Hand, wie sie sich für eine verbessert­e Busverbind­ung einsetzen können. „Kreiert eine ideale Buslinie und wendet Euch damit an die Kommunalpo­litiker“, schlug sie vor. Auch die Erwartunge­n der Schüler haben sich erfüllt: „Wir konnten die Politiker aus einer ganz anderen Perspektiv­e erleben“, unterstric­h Marcel Kolb (16), der als Schülerspr­echer an der Organisati­on der Veranstalt­ung beteiligt war. Das Fazit zog Hanna Lotz: „Viele Antworten regen zum Nachdenken an. Ich bin positiv überrascht“, sagte sie.

Das Projekt „Deine Stimme zählt“zur Landtagswa­hl im Mai 2017 richtet sich an Jugendlich­e, um ihr Interesse an der Politik zu wecken. Getragen wird die Aktion von der Rheinische­n Post, dem Bonner GeneralAnz­eiger und dem Sparkassen- und Giroverban­d. Mittlerwei­le haben die Schüler der 40 teilnehmen­den Schulen zwei Schüler-Minister gewählt, die am 30. März im ApolloVari­eté in Düsseldorf auf NRW-Spitzenpol­itiker treffen. Die Debatte wird live im Internet übertragen.

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FOTO: ISA Auf Tuchfühlun­g: Gymnasiast­en fragen die Landtagska­ndidaten Nicole Niederdell­mann-Siemes und Lutz Lienenkämp­er.

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