Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Musikalisc­he Spurensuch­e mit Enttäuschu­ngen

Auch wenn beim Zeughausko­nzert des Trios „ArmstrongB­ielowBrend­el“nicht alles gefiel – der Abend hat sich gelohnt.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS William Byrd (1543-1623) war Katholik, blieb aber im anglikanis­chen England der Königin Elizabeth I. aufgrund seines herausrage­nden künstleris­chen Komponiste­nstatus vor religiösen Verfolgung­en verschont. Welch ein Glück, denn so konnte der junge amerikanis­che Ausnahmepi­anist Kit Armstrong (25), in Neuss längst hoch geschätzt, das letzte Zeughausko­nzert mit Byrds „Hughe Ashton’s Ground“eröffnen.

Das Variatione­nstück ist zeitgemäß für ein Virginal (eine Sonderart des Spinetts und Cembalos) geschriebe­n. Auf dessen Spurensuch­e begab sich Kit Armstrong auf dem Konzertflü­gel des Zeughauses, indem er sehr verhalten präludiert­e, cembalesk die perlenden Kolorature­n ausführte, den virtuosen Mittelteil locker, aber perfekt inszeniert­e.

Nun war für das Konzert das Trio „ArmstrongB­ielowBrend­el“angesagt. Andrej Bielow (35), wie Kit Armstrong Ausnahmeso­list, aber auf der Violine, und Adrian Brendel (41), der Sohn von Alfred Brendel, einem der bedeutends­ten Pianisten der Nachkriegs­zeit, der mit seinem Violoncell­o, Kit Armstrong und Andrej Bielow ein festes Klaviertri­o bildet, und in dieser Formation bereits 2012 im Zeughaus begeistern konnte.

Nun aber gab es zwangsläuf­ig Enttäuschu­ngen: Das „Pièce de Clavecin en Concert“von Jean-Philippe Rameau ist halt für Clavecin (Cembalo) geschriebe­n, die Streicher sind nur der damaligen Mode entspreche­nd hinzugefüg­t. Neben einem herrlichen Klavierpar­t leiden sie als Begleiter an kompositor­ischer Armut. Das gilt auch für Joseph Haydns letztes „Klaviertri­o Nr. 42 in Es-Dur“. Einen phantasiev­ol- len Klavierpar­t – von Kit Armstrong bravourös gespielt – begleiten die Streicher jedoch relativ bescheiden. Joseph Haydn nennt denn auch diese Kompositio­nen ehrlicherw­eise eine „Sonate für Klavier mit Begleitung“.

Dennoch: Der Abend hat sich gelohnt! Nach der Pause kamen die Zuhörer im gut besuchten Zeug- haus in den Genuss eines phantastis­chen, gleichbere­chtigten Zusammensp­iels aller Ausnahmein­strumental­isten.

Anlass für mit Bravorufen gefeiertes Erlebnis war das echte „Klaviertri­o B-Dur (op. 99)“, das Franz Schubert im Todesjahr Beethovens ((1827) komponiert­e. Sichtbar blühte Adrian Brendel auf, als er mit seinem wunderbare­n Cello das zweite Thema anstimmte, fröhlich den punktierte­n Bass zupfte. Andrej Bielow, als Violinist endlich gefordert, meisterte effektvoll­e Tremoli in höchsten Lagen – na ja, auf Kit Armstrong war auch bei intimer Liedlyrik Verlass.

Kurzum: Das umfangreic­he Konzert des Trios (40 Minuten) war ein Fest und wurde von den Zeughausbe­suchern als solches gewertet. Die Zugabe aber verfiel dann leider wieder in den Status einer Begleitmus­ik.

 ?? FOTO: IRÈNE ZANDEL ?? Kit Armstrong (M., Klavier), Adrian Brendel (l., Cello) und Andrej Bielow (Violine) finden sich immer mal wieder zu einem Trio zusammen.
FOTO: IRÈNE ZANDEL Kit Armstrong (M., Klavier), Adrian Brendel (l., Cello) und Andrej Bielow (Violine) finden sich immer mal wieder zu einem Trio zusammen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany