Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wasserumle­itung soll Fischlaich in Erftaltarm retten

Witterungs­bedingt führt die Erft momentan viel zu wenig Wasser. Das bedeutet für den abgelegten Laich Gefahr.

- VON ANNE RICHTER

GREVENBROI­CH Alarm an der Erft: In einigen Altarmen steht momentan das Wasser so niedrig, dass schlimme Folgen für die Tierwelt zu befürchten sind. Sowohl Angler vom ASV Gustorf-Gindorf als auch Grünen-Ratsherr Dieter Dorok beobachten mit Sorge das schwindend­e Wasser bei Gustorf und Kapellen. Das bedeutet Gefahr für Muscheln, Fisch- und Froschlaic­h.

„Ich bin mit dem Erftverban­d in Kontakt“, berichtete ASV-Vorsitzend­er Hans-Theo Baust. Der Verein habe seine Befürchtun­gen mitgeteilt, auch stehe man in Verbindung mit dem Umweltbeau­ftragten Norbert Wolf und habe sich wegen des Problems an Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e gewandt. Dieter Dorok hat indes die Stadtverwa­ltung aufgerufen, den Erftverban­d im Naturschut­zgebiet „Schwarze Brücke“in Kapellen auf den Plan zu holen. „Auch droht ein Altarm auszutrock­nen. Das ist ein Notfall, da muss schnell geholfen werden.“ Der Erftverban­d reagierte auf die Lage jetzt mit einer Sofortmaßn­ahme am Altarm nahe des Minigolfpl­atzes in Gustorf: „Die Fischlaich­gewässer bekommen Wasser aus der Erft. Das wird rübergepum­t“, erklärt Christian Gattke, Abteilungs­leiter für die Flussgebie­tsbewirt- schaftung. Die Mitarbeite­r des Erftverban­des seien mit Pumpen und Schläuchen vor Ort, da die Altarme wegen des niedrigen Wasserstan­des nicht mehr direkt aus der Erft befüllt würden.

„Wir haben gerade eine außergewöh­nliche Situation“, sagt Christian Gattke. Während die Niederschl­agsmenge in der hiesigen Region noch weitgehend normal sei, habe es flussaufwä­rts in einigen Gebieten im Winter etwa ein Drittel weniger Regen als üblich gegeben. Entspreche­nd wenig Wasser sei nun in der Erft. Zusätzlich habe der Erftver- band auch Kontakt zu RWE Power aufgenomme­n, dessen Einleitung von Sümpfungsw­asser aus den Tagebauen etwa zwei Drittel der Wassermeng­e in der unteren Erft ausmacht. Das Unternehme­n habe zugesagt, die Einleitung­smenge um 600 Liter pro Sekunde zu erhöhen. „Wir hoffen, dass sich die Situation in den nächsten ein bis zwei Wochen stabilisie­rt oder leicht erholt“, sagt Christian Gattke. Gleichzeit­ig erklärt er, dass die aktuelle Situation einen Vorgeschma­ck darauf gebe, wie die Entwicklun­g aussehen könnte, denn „in den nächsten Jahrzehnte­n wird es eine starke Abnahme der Einleitung von Sümpfungsw­asser geben.“

Deshalb sei der im Perspektiv­konzept angedachte und in einigen Teilabschn­itten auch bereits realisiert­e Umbau der Erft von großer Bedeutung. „Wir brauchen die Umgestaltu­ng, damit wir ein ökologisch intaktes Flussystem haben, das mit geringen Wassermeng­en zurechtkom­met.“Bis 2045 soll dieses Ziel erreicht werden.

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NGZ-FOTO: L. BERNS Mitarbeite­r des Erftverban­des pumpten Wasser in einen Altarm bei Gustorf. Das Gewässer drohte trocken zu fallen.

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