Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Eiertanz um die Koalitions­optionen

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Die Frage, mit wem welche Partei im Falle von Wahlsieg oder Niederlage eigentlich gemeinsame Sache machen möchte, wird im Wahlkampf behandelt wie der peinliche Verwandte bei einer Hochzeitsf­eier. Die Frage gehört dazu, aber man möchte sie nicht in den Vordergrun­d stellen. Hinter vorgehalte­ner Hand wird sie natürlich eifrig diskutiert. Allein die Öffentlich­keit soll glauben, dass Politiker Tag und Nacht an Inhalte und das Wohl des (Bundes-)Landes denken.

Das ist natürlich Quatsch. Die Machtfrage ist genauso zentral wie Inhalte. Denn ohne Macht – um diese Binsenweis­heit zu erwähnen – lassen sich eben auch keine Inhalte durchsetze­n. Die Saarland-Wahl zum Beispiel nutzten die Sozialdemo­kraten eindeutig, um die Option Rot-Rot beziehungs­weise Rot-Rot-

Im Wahlkampf wird in keiner Frage mehr gelogen als in dem Punkt, dass sich die Spitzenkan­didaten angeblich keine Gedanken um Koalitions­optionen machen.

Grün auszuteste­n. Der Test ist schiefgela­ufen. Kein Wunder also, dass die SPD das Projekt nun kleinlaut unter den Tisch fallen lässt. Dafür wendet sich der Blick nun auf rot-gelbe Bündnisse, die zwar immer eine Option sind, aber für beide Seiten keine ideale Kombinatio­n. Bewerben darf man sie ähnlich wie Schwarz-Grün auch nicht, da sie in beiden Lagern jeweils Wähler verschreck­en können. Diese Bündnisse über politische Lager hinweg gehören eher in die Abteilung: nicht darüber reden, im Zweifelsfa­ll einfach nach der Wahl ausloten.

Wirklich umgehen können die Spitzen der Parteien die Koalitions­frage im Wahlkampf aber nicht. Denn die Wähler wollen schon wissen, wenn sie zum Beispiel ihr Kreuz bei den Grünen machen, ob sie eine bürgerlich-ökologisch­e Regierung mit Schwarz-Grün bekommen oder

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