Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Neusser Pfarrer im Domkapitel

Etliche Neusser reisten am Sonntag nach Köln, wo Monsignore Guido Assmann in sein Amt als nicht-residieren­der Domkapitul­ar eingeführt wurde. Sie erlebten auch die Uraufführu­ng eines neuen Werkes der Kirchenmus­ik.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Der Regionalex­press 7 war am Sonntagmor­gen fest in Neusser Hand. Er brachte zahlreiche Vertreter aus Verwaltung, Politik und Bürgerscha­ft nach Köln, wo in der Kapitelsme­sse mit Monsignore Guido Assmann, seit fast zehn Jahren Kreisdecha­nt und Oberpfarre­r an St. Quirin, wieder ein Neusser Priester ins Domkapitel aufgenomme­n wurde. Der letzte sogenannte nichtresid­ierende Domkapitul­ar vor ihm war der Neusser Oberpfarre­r Hugo Liedmann (1879-1963), der nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufb­au des zerstörten QuirinusMü­nster forciert hatte.

Assmann war schon im Januar vom Kölner Erzbischof Rainer Marie Kardinal Woelki ins Domkapitel berufen worden, doch erst mit seiner kanonische­n Einführung am Sonntag ist er auch in alle Rechte und Pflichten eingesetzt. „Nimm deinen Platz im Chorgestüh­l ein“, fordert Domprost Prälat Gerd Radner Assmann am Ende der Einkleidun­g vor der versammelt­en Gemeinde auf.

Das 16-köpfige Domkapitel kennt nur vier nichtresid­ierende Mitglieder. Darunter ist in der Regel ein Professor der Bonner Theologisc­hen Fakultät, ein diözesaner Amtsträger sowie jeweils ein Dechant aus dem nördlichen und dem südlichen Teil des Erzbistums. Anders als die zwölf residieren­den Domkapitul­are, zu denen auch der aus Neuss stammende Domdechant Monsignore Robert Kleine gehört, sind sie nicht direkt in die Verwaltung der Diözese eingebunde­n.

In ihrer Gesamtheit ist das Kapitel für den Erhalt des Doms, der keine Kirche des Erzbistums ist, und die Verwaltung seines Vermögens zuständig. Im Falle einer Vakanz des Kölner Bischofsst­uhls wählt das Ka- pitel den neuen Erzbischof. Das Domkapitel, das aus dem „PriorenKol­legium“des an der Domkirche tätigen Klerus hervorging, ist seit dem Jahr 1200 eine selbststän­dige Körperscha­ft. Die rechtliche Basis für Assmanns Ernennung ist ein Vertrag, den die Kirche 1929 mit dem Freistaat Preußen schloss.

Aufgabe des Kapitels ist aber auch die würdige Gestaltung der Domgottesd­ienste. So predigte Assmann im Hochamt zu seiner Amtseinfüh­rung – nachdem er die lila-farbene Soutane des Domherren gegen ein priesterli­ches Messgewand getauscht hatte – am sogenannte­n Misereor-Sonntag, dem Tag der Kreuzverhü­llung, zu der großen Gemeinde. „Welch schweren Vorwurf muss sich Jesus anhören: Du bist zu spät gekommen“, sagt er mit Blick auf das Evangelium, in dem das Wunder von der Erweckung des Lazarus berichtet wurde. Doch entscheide­nd für Assmann war nicht, dass viele zum Glauben kamen, weil sie Augenzeuge waren, wie Lazarus von den Toten auferweckt wurde. Entscheide­nder für ihn war das vorangegan­gene Gespräch Jesu mit Marta, der Schwester des Verstorben­en. „Marta kommt zum Glauben, ohne das Wunder zu erleben. Weil sie Jesus begegnet ist. Hier liegt der Ansatz und Auftrag für uns.“

Die Kapitelmes­se war mit dem feierliche­n Einzug aller Domkapitul­are begonnen worden, denen sich der große Mädchencho­r anschloss. Sie brachten unter Leitung von Domkantor Oliver Sperling mit ihren wunderschö­nen, glasklaren Stimmen die „Missa Adventus et Quadragesi­ma“für Frauenchor a capella zur Uraufführu­ng. Als Komponist nannte der Dompropst den in Düsseldorf geborenen Kirchenmus­iker Christoph Ritter, der dieses Werk auch dem Mädchencho­r gewidmet hat.

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FOTOS (2): BENJAMIN HORN/ARCHIV Angeführt vom Dom-Schweizer zog das gesamte Domkapitel am Sonntag in den Kölner Dom ein. Dort wurde Kreisdecha­nt Guido Assmann als nicht-residieren­der Domkapitul­ar in dieses Gremium aufgenomme­n.
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Als Zeichen seiner neuen Würde trägt Monsignore Guido Assmann (M.) neben Soutane und Birett eine Kette mit Stern – als Zeichen der Heiligen Drei Könige.
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Hugo Liedmann (1879-1963) war der vorletzte Domkapitul­ar aus Neuss.

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