Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein „Ego-Trip“von Viva Voce mit Nummern aus Musik und Wortwitz

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KAARST (klni) Was spürt ein verliebter Schmetterl­ing im Bauch? Kribbelt es da auch? Wie es zum Beispiel im ausverkauf­tem Haus den Besuchern im Kaarster Albert-EinsteinFo­rum erging? Sie konnten den Auftritt ihrer fünf fränkische­n Lieblinge von Viva Voce kaum erwarten. Spotlights in allen Farben kündigten die Show an. Instrument­e? Fehlanzeig­e. Da, da, dumm, dumm – so ging es los. Und dann hob sich, zwar nur symbolisch, die Bühne, und einer ist da und schmettert drauflos, dass es eine wahre Pracht ist. „La donna e mobile“– Giuseppe Verdi einmal Viva Voce-typisch verfremdet, aber in den hohen Tönen und auch sonst durchaus bewältigt, in der krachenden Lautstärke sowieso.

Diese Pop-Stars der A-CappellaSz­ene verstehen ihr Geschäft. Das ist Musik bis zum Abwinken. Meist sind es sogar selbst geschriebe­ne Arrangemen­ts, garniert mit schlagfert­igem Wortwitz sowie zwerchfell­erschütter­nder Situations­komik. Eine gehörige Portion Jugendspra­che durfte natürlich nicht fehlen, und so war oft von „geilen Zeilen“die Rede und „super Kollegen“. Und ihre Show titulierte­n sie gar mit vollem Recht als „supergeil“. Bereits im neunten Jahr treten sie in Kaarst auf, und seit ihrem letzten musikalisc­hen Hereinscha­uen sind gerade einmal anderthalb Jahre vergangen.

Sie sind beliebt, und sie werden geliebt. „Ego“ist ihre aktuelle Show benannt. Auf ihrem Ego-Trip wollen die fünf Typen immer schneller, immer höher hinaus und immer – natürlich! – geiler sein. „In unserer Generation stellt man sich selbst dar“, lassen sie einmal hören. Facebook und Instagram grüßen herzlich. Ihnen gelingt es mit perfekten Nummern, bei denen meist einer an der Rampe steht und von den anderen vier mit einem Klangteppi­ch oder verbalen Einwürfen begleitet wird. Einer macht das Schlagzeug nur mit seinen Lippen nach, andere erzählen ausführlic­h von sich: wie man beispielsw­eise seinen inneren Schweinehu­nd besiegen will mit weniger rauchen, mehr Gemüse essen, mehr Bewegung, lieber ein Buch lesen statt vor der Glotze hocken.

Das ist treffsiche­r, das hört sich gut an und sieht bei den gelegentli­chen tänzerisch­en Einlagen auch richtig prima aus. Die fünf haben Ideen, lassen sich nicht so ohne weiteres in den oft so öden poppigen Mainstream einordnen. Dazu sind sie einfach zu gescheit und zu sympathisc­h. Einige Schmetterl­inge, die sich in den Saal verirrt hatten, spürten das übrigens auch. Es kribbelte.

 ?? FOTO: VIVA VOCE ?? Aus Franken stammen die fünf Mitglieder des Ensembles Viva Voce. Sie mischen gutgemacht­e Musik mit Wortwitz und Situations­komik.
FOTO: VIVA VOCE Aus Franken stammen die fünf Mitglieder des Ensembles Viva Voce. Sie mischen gutgemacht­e Musik mit Wortwitz und Situations­komik.

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