Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Künstlerische Repräsentanten für die Vielfalt der Spezies Mensch
KAARST (barni) Wenn eine Ausstellung „Das Telefon des Windes“heißt, kann das als Versprechen gewertet werden – als Versprechen, den Besucher interessante Exponate zu zeigen. Norika Nienstedt und Carol Pilars de Pilar enttäuschen unter diesem Aspekt nicht. Die beiden Düsseldorferinnen stellen in der Galerie Splettstößer Bilder und Skulpturen aus. Der kleinste gemeinsame Nenner der beiden Künstlerinnen ist ihr Motiv: der Mensch. Während Norika Nienstedt, Jahrgang 1952, vor allem Collagen zeigt, sind die meisten Exponate von Carol Pilars de Pilar, Jahrgang 1961, Tonskulpturen.
Norika Nienstedt zeigt vornehmlich Fantasieporträts. Ausgangspunkt ist häufig eine Zeichnung: „Wenn mir diese Zeichnung allein zu brav erscheint, zu wenig ausdrucksstark, arbeite ich Ausschnitte aus Zeitungen ein“, sagt die Künstlerin. Zu sehen sind jetzt aber auch reine Collagen. Die Künstlerin baut gern auf Zufällen auf, die ihre Fantasie beflügeln.
Die Galeristin Brigitte Splettstößer verriet in ihrer Einführungsrede, dass Humor und Groteske sie an typisch britischen Humor erinnerten. Tuschezeichnungen in Lilatönen auf Bambuspapier spiegeln vergleichsweise realistische Porträts wider. Eine Arbeit ist für Nienstedt erst dann fertig, wenn sie sich mit dem Resultat selbst überrascht. Früher standen Stofftiere im Mittelpunkt, sie porträtierte sie und machte Filme, von denen einige auf der Finissage am 5. Mai zu sehen sein werden.
Carol Pilars de Pilar ist Restauratorin, und einige ihrer Tonfiguren sehen aus den ersten Blick so aus, als hätten sie eine Restauration nötig. Das liegt daran, dass die Künstlerin sich kaum an der Realität orientiert und an Schönheitsidealen schon gar nicht. Da gibt es eine Figur mit ausladendem Becken und dicken Beinen, oder ein schmächtiger Junge mit den lilafarbenen Kopfhörern. Ein Mann trägt nichts weiter als Ringelsocken. Die Tonskulpturen werden auf zwei unterschiedlich hohen Tischen präsentiert, sie scheinen miteinander in Kontakt zu stehen, neugierig aufeinander zu sein. Es sind eigenwillige Figuren, zum Teil mit rätselhaften Verwachsungen, eigenartig und individuell, Repräsentanten der Vielfalt der Spezies Mensch. Die Figuren in Ton bilden oft auch die Grundlage für ihre Aquarelle. Mitunter arbeitet die Künstlerin, ebenso wie Norika Nienstedt, auch Fotos ein.
Die Ausstellung in der Galerie im Alten Rathaus an der Rathausstraße 3 ist bis einschließlich 5. Mai zu sehen. Die Galerie bleibt vom 13. bis zum 18. April geschlossen.