Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flüchtling­sunterkünf­te: Rat berät Notfalllis­te

Aktuell leben in Korschenbr­oich 564 Flüchtling­e. Damit die Stadt für mögliche Engpässe gerüstet ist, stellt der Rat eine neue Notfalllis­te auf.

- VON RUTH WIEDNER-RUNO

KORSCHENBR­OICH Die Auflistung ist für Rat und Verwaltung nicht neu. Die erste Aufstellun­g dieser Art wurde vom Stadtrat bereits am 27. Oktober beraten und verabschie­det. Seinerzeit hatten die Verantwort­lichen im Rathaus – nach sechs Bürger-Informatio­nsveransta­ltungen – neun Gebäude ausgewählt, die im Ernstfall binnen weniger Tage in eine Notunterku­nft umgerüstet werden könnten. Damals lebten im Stadtgebie­t zwischen 700 und 730 Asylsuchen­de, heute sind es noch 564 zugewiesen­e Flüchtling­e.

„Mittlerwei­le haben sich der Belegungsb­edarf und die Nutzungswü­nsche für die ausgewählt­en Gebäude geändert“, teilte der Erste Beigeordne­te Thomas Dückers dem Stadtrat mit. Aus diesem Grund wurde jetzt eine neue, überarbeit­ete Notfalllis­te verabschie­det. Für Thomas Dückers ist das Flüchtling­sthema trotz zurückgehe­nder Zuweisunge­n längst nicht erledigt. Und so erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion: „Uns fehlen Vergleichs­werte mit anderen Städten.“Die Bezirksreg­ierung Arnsberg habe ihr Info-System verändert und die gültige Erfüllungs­quote zuletzt im Oktober 2016 veröffentl­icht. Hier wünscht sich Dückers mehr Transparen­z, um den Flüchtling­szustrom beziehungs­weise die Zuweisunge­n vor Ort besser abschätzen und einordnen zu können. „Solche Zahlen brauchen wir, um einfach besser planen zu können.“Er weiß schließlic­h: „Die Kapazität der städtische­n Unterkünft­e und der angemietet­en Wohnungen ist nahezu erschöpft.“Aktuell wird ein neues Wohnhaus in Glehn geplant, das Anfang 2018 bezugsfert­ig sein soll.

Da sowohl die Zuweisungs­praxis des Landes als auch der Umfang des Familienna­chzuges für den weiteren Verlauf 2017 schwierig zu prognostiz­ieren sind, schließt Dückers einen Rückgriff auf die sogenannte Notfalllis­te auch künftig nicht aus. Sie wird nach wie vor vom Restaurant Hallenspor­tzentrum ange- führt. Raus aus der bisherigen Liste sind mit den Gymnastikh­allen in Pesch und Steinforth zwei Objekte: Die Gymnastikh­alle in Pesch wird aktuell umgebaut und soll künftig als Ogata (offener Ganztag) von der angrenzend­en Grundschul­e genutzt werden. Raus aus der Liste ist auch die Halle Steinforth, die im Oktober 2015 kurzfristi­g zu einer Flüchtling­sunterkunf­t umgerüstet worden war. Mit der Unterzeich­nung des Nutzungsve­rtrages durch den TSV Steinforth-Rubbelrath hat die Stadt keinen Zugriff mehr auf das Objekt. Dafür bleibt die Halle Lüttengleh­n auf Position zwei der Notfalllis­te. „Die örtlichen Vereine haben kein Übernahme-Interesse mehr“, teilte Dückers die Neuerung mit. Zudem wird die für insgesamt fünf Jahre angemietet­e Halle im Industrieg­ebiet Glehn-Ost neu in die Notfalllis­te aufgenomme­n.

In den früheren Büros an der Wankelstra­ße sind aktuell sieben Personen untergebra­cht. Die Halle selbst will die Verwaltung aktuell nicht herrichten. Dückers: „Wir haben uns mit der Hallen-Anmietung ein Polster geschaffen und können bei Bedarf sofort aktiv werden.“

Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e will, dass Flüchtling­e länger in den Landesunte­rkünften wohnen bleiben. „Diese Forderung ist mit uns abgestimmt“, sagt Thomas Dückers und erklärt weiter: „Auf diese Weise könnte der Druck auf die Kommunen gesenkt werden.“

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