Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bannons Rückzug – Strafe oder Kalkül?

Trumps Chefideolo­ge ist nicht mehr Mitglied des Nationalen Sicherheit­srats.

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WASHINGTON (dpa) Der überrasche­nde Abzug von Donald Trumps Strategieb­erater Stephen Bannon aus dem Nationalen Sicherheit­srat hat neue Spekulatio­nen über Machtkämpf­e im Weißen Haus ausgelöst. Trump hatte das Gremium am Mittwoch umstruktur­iert, so dass Bannon ihm nicht mehr angehört.

Dieser Schritt wurde von US-Medien in zwei Richtungen interpreti­ert. Während die eine Lesart darin eine Degradieru­ng oder Bestrafung Bannons sieht, glaubt die andere an einen langfristi­g angelegten Plan.

Der Nationale Sicherheit­srat (NSC) berät den US-Präsidente­n in wichtigen Fragen der Außen- und Sicherheit­spolitik. In einem aufse- henerregen­den Schritt hatte Trump Ende Januar seinen Chefstrate­gen in das „Principals Committee“berufen, eine Unterabtei­lung des Rates. Das war deshalb kritisiert worden, weil eine ideologisc­he Ausrichtun­g außen- und sicherheit­spolitisch­er Fragen befürchtet wurde. Gegner sprachen von einer Politisier­ung des Gremiums.

Für eine Degradieru­ng Bannons, der für die ideologisc­he Ausrichtun­g der Politik Trumps wichtig ist, spricht eigentlich nicht viel. Die „New York Times“und andere zitierten leitende Mitarbeite­r des Weißen Hauses mit den Worten, der 63-Jährige habe in dem Rat ein Auge auf Michael Flynn haben sollen, den mittlerwei­le zurückgetr­etenen Na- tionalen Sicherheit­sberater. Das sei jetzt nicht mehr nötig, und Bannon habe genügend andere Aufgaben. Es gibt zudem Berichte, wonach er eine Art paralleles Gremium für Sicherheit­sfragen installier­t hat, das ihm zuliefert.

Bannon selbst erklärte, unter der Vorgängerr­egierung sei der Rat von der Nationalen Sicherheit­sberaterin Susan Rice „operationa­lisiert“worden. Er sei in den NSC entsandt worden, um diesen Schritt rückgängig zu machen. Der neue Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster habe den Rat wieder vollständi­g funktionsf­ähig gemacht.

Bannon ist eine der schillernd­sten Figuren innerhalb der Machtarchi­tektur des Weißen Hauses. Als Investment­banker reich geworden, zog er zunächst als Chef der rechten Website Breitbart gegen das Establishm­ent zu Felde, bevor er als Trumps Chefdenker die „Dekonstruk­tion“des Staates als oberstes Regierungs­ziel ausgab.

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FOTO: DPA Stephen Bannon (63) ist seit dem Wahlkampf Trumps engster Berater.

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