Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tigers ohne Druck, aber mit dem totalen Willen

Im dritten und entscheide­nden Play-off-Spiel der Halbfinals­erie um den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga tritt Neuss in Göttingen an.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Nach einer Saison voller Hinderniss­e und Widerständ­e stehen die TG Neuss Tigers genau da, wo sie seit dem ersten Spiel am 24. September gegen die Bergischen Löwen immer hinwollten: im dritten und entscheide­nden Match der Play-offRunde. Wer am Sonntag (16 Uhr) das Parkett der an Tradition reichen Sporthalle des Felix-Klein-Gymnasiums an der Böttingers­traße in Göttingen als Sieger verlässt, erreicht die Finalserie um den Aufstieg ins Bundesliga-Oberhaus.

Wie die gastgebend­en BG 74 Veilchen Ladies (74:64) haben die Neusserinn­en ihr Heimspiel glatt gewonnen (72:63) – und trotzdem sieht Tigers-Trainerin Janina Pils einen großen Unterschie­d zwischen den Vereinen: „Wir wollen gewinnen, Göttingen muss gewinnen.“Denn während die Rückkehr in Liga eins, der die Turngemein­de 1995 finanzbedi­ngt den Rücken gekehrt hatte, an der Schorlemer­straße nie wirklich ein Thema war, stellt BG-Geschäftsf­ührer Richard Crowder vor der Partie noch mal klar: „Wir wollen in die 1. Liga.“Dass die Tigers trotzdem mit ganzem Herzen bei der Sache sind, zeigte nicht zuletzt die starke Leistung im Rückspiel. Pils: „Da sind zehn Leute rausgegang­en, die unbedingt gewinnen wollten.“

Eine Einstellun­g, die die favorisier­ten Veilchen an diesem Abend nicht bringen konnten oder wollten. Vielleicht verständli­ch, galt Neuss nach schwierige­r Rückrunde doch als eine Art Freilos im Halbfinale. „Wenn du bei bet and win auf uns gewettet hättest, wäre die Quote gigantisch gewesen“, sagt die Neusser Trainerin schmunzeln­d.

Nach zwei intensiv geführten Duellen ist nun auch in der schon ganz auf die Endspiele ausgericht­eten Basketball-Hochburg an der Leine wohl jedem klar, dass auch die Tigers ernstgenom­men werden müssen. Die schlimme erste Hälfte in Neuss, in deren Verlauf die Gäste mit 35:56 ins Hintertref­fen gerieten, wertet Coach Giannis Koukos inzwischen als „eine gute Lektion für uns, dass wir in jedem Spiel von Beginn an voll konzentrie­rt sein müssen.“Den trainingsf­reien Montag nutzte er, um die Videos der bislang vier Partien gegen Neuss in dieser Spielzeit noch einmal zu sezieren. Sein Schluss: „Das ist schon eine starke Mannschaft. Aber wenn wir fokussiert ins Match gehen und mit unseren tollen Fans im Rücken, sollte der Einzug ins Finale machbar sein.“

Auch in Neuss fiel das Mannschaft­straining am Montag aus, auf dem Programm stand nur eine regenerati­ve Laufeinhei­t. Dringend nötig nach aufreibend­en Wochen, die den nur mit zwei Profis bestückten Tigers kräftig an die Substanz gegangen sind. Erst am Mittwoch zog Janina Pils wieder an und erlebte dabei eine Mannschaft, „die richtig Bock aufs Gewinnen hat.“Die gegen Göttingen überragend­en Franziska Worthmann (22 Punkte), Dara Taylor (zwölf Punkte, neun Rebounds, acht Assists) und Deanna Weaver, deren Stärke sich mit 20 Punkten und zwölf Rebounds endlich auch mal in Zahlen ausdrückte, sowieso, aber auch Jana Heinrich, die nach in diesem Spiel nur zwei Punkten nun ein bisschen in der Pflicht steht. Eine besondere Ansprache hat die ehemalige Erstligakr­aft indes nicht erhalten. Das sei unnötig, stellt Janina Pils klar. „Die Mannschaft an sich hat prima gespielt – und wenn wir am Ende gewinnen sollten, ist mir das völlig egal, wenn Jana wieder nur zwei Punkte macht.“

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