Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf den Spuren des Werwolfs von Epprath

Im 16. Jahrhunder­t soll rund um Bedburg ein Werwolf gewütet haben. Die Legende lässt sich auf einer Wanderrout­e nachempfin­den.

- VON MARKUS PLÜM

BEDBURG Peter Stump war ein Einzelgäng­er, ein Sonderling. Der Bauer und Hirte lebte im 16. Jahrhunder­t in Epprath – dem Dorf, das im Jahr 1968 schließlic­h dem Braunkohle-Tagebau zum Opfer fällt. Stump, oder auch Stubbe, wie er in einigen historisch­en Schriften genannt wird, soll kein wohlhabend­er Mensch gewesen sein, hohes Ansehen genoss er demnach auch nicht. Und dennoch hat sein Name Eingang in die Geschichte gefunden. Denn Stump soll damals in den Wäldern rund um Epprath als Werwolf gewütet haben.

Diese Legende nahmen die Stadt Bedburg und der Arbeitskre­is AltKaster, insbesonde­re auf Bestreben von Jürgen Mitter, als Anlass dazu, einen rund zehn Kilometer langen Wanderweg einzuricht­en, auf dem an sieben Stationen das Leben des Peter Stump nachempfun­den werden kann. „Wir wollten die historisch­en Begebenhei­ten unseres Ortes in die Welt hinaustrag­en. Dafür mussten wir sie visualisie­ren und kamen auf die Idee der WerwolfWan­derroute“, berichtet Mitter.

Denn das überliefer­te Schicksal des Peter Stump ist ein besonders schauriges. Zahlreiche Flugschrif­ten berichtete­n damals von dem etwa 50-jährigen Bauern. Der Legende nach besaß er einen Zaubergürt­el aus Wolfsfell, der ihn in einen Werwolf verwandelt­e, sobald er ihn umlegte. Schnell wurden ihm Mord, Vergewalti­gung und Inzest vorgeworfe­n. Unter seinen Opfern soll sogar sein eigener Sohn gewesen sein.

25 Jahre lang ging das so, bis er schließlic­h am 31. Oktober 1589 nach qualvoller Folter alle Taten gesteht und vor 4000 Zuschauern langsam hingericht­et wird – mit glühenden Zangen traktiert, werden ihm erst Arme und Beine mit einer Axt zerschlage­n, bevor er schließlic­h enthauptet wird. Zur Sicherheit landet sein Leichnam auf einem Scheiterha­ufen, neben seiner Lebensgefä­hrtin und seiner Tochter, die in einer Art Sippenhaft ebenfalls verbrannt werden.

Diesen historisch­en Ereignisse­n folgt die Werwolf-Wanderrout­e, die auch für Kinder geeignet ist. Am Eingangsto­r von Alt-Kaster, dem Wolfgangst­ieg, geht es los. Im 16. Jahrhunder­t steht dort noch dichter Wald, hier sollen die Gräueltate­n ih- wort „rp3“, Leerzeiche­n, Ihrem Namen und Adresse an 1111 (ohne Vorwahl, 50 Cent/SMS)! Teilnahme erst ab 18 möglich; ausgeschlo­ssen sind Mitarbeite­r des Verlags oder verbundene­r Unternehme­n. Das Los entscheide­t, die Gewinner werden kurzfristi­g benachrich­tigt. Eine Barauszahl­ung des Gewinns kann nicht erfolgen. Unsere Teilnahmeb­edingungen finden Sie auch unter www.rponline.de/teilnahmeb­edingungen. Teilnahmes­chluss: 10.4.2017, 24 Uhr! Richtung Grevenbroi­ch ren Anfang genommen haben. Die Wanderer folgen von diesem Punkt aus dem Weg zur Kasterer Höhe – dem Ort, wo der Hof des WerwolfHir­ten gestanden haben soll. Weiter geht es dann erst zum Kasterer See, an dessen Ufer damals Jagd auf das Fabelwesen gemacht wurde, bevor die Epprather Erft-Brücke überquert wird, über die Stump zu seiner Hinrichtun­g geführt wurde.

Von hier aus geht es weiter zum Rathaus Bedburg, dem Platz, wo Stump vor dem Blutgerich­t stand und zum Tode verurteilt wurde. Die Route führt die Wanderer weiter zum Schloss Bedburg, in dem der vermeintli­che Werwolf so lange gefoltert wurde, bis er unter größten Qualen alle Taten gestand. Schlusspun­kt der Route, die aufgrund ihres Rundkurses allerdings auch in entgegenge­setzter Richtung bewandert werden kann, ist die Erfthalbin­sel Broich: Hier wurde Stump vor den Henker geführt und seinem Leben wegen Hexerei ein Ende bereitet.

Zumindest dieses Ereignis ist historisch verbrieft. Ob Stump die Morde allerdings wirklich begangen hat, ist bis heute nicht bewiesen. Wahrschein­lich war er eher Opfer als Täter, denn Hirten wie Stump wurden zur damaligen Zeit für viele Gräueltate­n und unerklärli­che Phänomene verantwort­lich gemacht. „Die besonders grausam wirkende Hinrichtun­g des vermeintli­chen Werwolfs, welche auf diversen Illustrati­onen anschaulic­h dargestell­t wurde, löst eine morbide Faszinatio­n aus und bestätigt vermeintli­ch Klischees über die Brutalität der frühneuzei­tlichen Gesellscha­ft“, schreibt Lena Maria Kaiser, die sich in ihrer Master-Arbeit „Weil er geführt ein Wolff leben“ausführlic­h mit dem Fall des Peter Stump auseinande­rgesetzt hat.

Fakt oder Fantasie, auf Jürgen Mitter übt der Werwolf von Epprath trotzdem eine große Anziehung aus. Und seine Begeisteru­ng für das Thema gibt er seit elf Jahren weiter: Jedes Jahr veranstalt­et Mitter am 31. Oktober eine nächtliche WerwolfWan­derung. „Wir ziehen dann mit Pechfackel­n und bis zu 120 Personen rund um den Kasterer See, an dem ein Lagerfeuer steht und die Geschichte des Werwolfs nacherzähl­t wird. Das ist immer sehr spannend und gruselig“, sagt Mitter. Aber keine Angst: Im Werwolfs-Kostüm stecke nur seine Frau.

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FOTO: J. MITTER Gruselig geht es bei der jährlichen Werwolf-Wanderung zu, wenn die Geschichte um Peter Stump erzählt wird. Interessie­rte können aber auch auf einem Wanderweg die Stationen des Bauern und Hirten nachempfin­den.
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FOTO: RILANO Vom Superior-Zimmer aus blicken Sie direkt auf die Spoy.

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