Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Kultur braucht einen „Runden Tisch“

Die Neusser müssten für Neuss werben, die Kultureinr­ichtungen sich stärker vernetzen – nur zwei von zahlreiche­n Anregungen beim NGZ-Kulturtref­f im Studio des Rheinische­n Landesthea­ters zum Thema „Kultur und Marketing“.

- VON SUSANNE NIEMÖHLMAN­N

NEUSS Die Neusser Kultureinr­ichtungen müssen sich nicht verstecken – so ganz leicht finden lassen sie sich bisweilen aber auch nicht. Dabei gibt es jede Menge zu entdecken. Da waren sich Podiums-Teilnehmer und Publikum beim NGZKulturt­reff im Studio des RLT rasch einig. Doch wie können, sollen sich Kultureinr­ichtungen vermarkten? Nach einer zweistündi­gen, lebendigen Diskussion hatte NGZ-Kulturreda­kteurin Helga Bittner zahlreiche Anregungen gesammelt, wie die in Neuss geleistete Kulturarbe­it bekannter werden könnte.

„Spielt Kultur überhaupt eine Rolle im Stadtmarke­ting?“, hatte sie sich eingangs an den Geschäftsf­ührer von Neuss Marketing, Jürgen Sturm, gewandt. Der gab zu, die Verknüpfun­g von Kultur und Marketing erst nach näherer Betrachtun­g gesehen zu haben. Er machte für die „Vermarktun­g“von Neuss drei Säulen aus: die römische Geschichte der Stadt, das breite Angebot an Kulturvera­nstaltunge­n und die rheinische Lebensart inklusive Brauchtum. Wichtiges WerbeInstr­ument sei etwa der Reiseplane­r mit Ausgeh- und Veranstalt­ungstipps, der öffentlich ausliege.

Die Bedeutung des Verhältnis­ses von Kultur und Stadt machte Frank Orbons, im RLT für Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t zuständig, am Beispiel von Dresden deutlich: „Trotz Pegida und anderen Vorkommnis­sen hat das Image von Dresden laut einer Umfrage kaum gelitten – dank der Kultur“, sagte er. Er bedauerte, dass oft selbst Neusser nicht wüssten, wo das Rheinische Landesthea­ter ist, und wünschte sich, dass die Stadt den Institutio­nen größere Flächen für Eigenwerbu­ng zur Verfügung stellen würde, wie es in Köln der Fall ist.

Muss ein Museum oder eine Bühne ein Unternehme­n, eine „Marke“werden? „Ja, wenn ,Marke‘ im Sinne von Markierung einer Identität gemeint ist“, differenzi­erte Wilfried Korfmacher, Designer und Psychologe, „nicht aber im Sinne einer kommerziel­len Firma, die Profitmaxi­mierung anstrebt. Eine Dachmarke „Neuss“favorisier­te Grafikdesi­gnerin Susanne Coenen. „Dazu ist ein Plan nötig. Alle Beteiligte­n müssen sich an einen Tisch setzen, um eine Identität herauszuar­beiten und die Botschafte­n zu entwickeln, die vermittelt werden sollen. Zu diesem kreativen Prozess sollten alle in der Stadt verfügbare­n Ressourcen herangezog­en werden. Und dann muss man auch über das Budget sprechen.“Jürgen Sturm möchte stärker „Dinge und Möglichkei­ten, die wenig Geld kosten“verfolgen, wie eine für September geplante Schaufenst­er-Aktion mit dem RLT. Jede Institutio­n betreibe ihr eigenes Marketing – „und das machen sie auch am besten, weil sie ihre Zielgruppe kennen“, glaubt Sturm.

Ideen hätten er und seine Mitarbeite­r, so der Neuss-MarketingC­hef, aber ob der dünnen Personalde­cke könnten nicht ständig neue Formate geboten werden. Einen „Runden Tisch“der Neusser Kultureinr­ichtungen gebe es nicht, antwortete er auf die Frage von Helga Bittner. Die griff nach einer angeregten Diskussion mit reger Publikumsb­eteiligung drei Punkte auf: Neusser müssten für Neusser Institutio­nen werben, es braucht eine Marke „Neuss“und eine engere Vernetzung der Kultureinr­ichtungen.

„Alle in der Stadt verfügbare­n Ressourcen sollten herangezog­en werden“

Susanne Coenen

Grafikdesi­gnerin

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NGZ-FOTOS: WOI Führten eine angeregte Diskussion: NGZ-Kulturreda­kteurin Helga Bittner, Neuss-Marketing-Chef Jürgen Sturm, RLT-Pressespre­cher Frank Orbons, Grafikdesi­gnerin Susanne Coenen und Designer Wilfried Korfmacher (v.l.)
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Die Noch-Intendanti­n des RLT, Bettina Jahnke, und dessen Fördervere­insvorsitz­ender Cornel Hüsch unterhielt­en sich blendend.
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Kulturauss­chuss-Mitglied Joachim Goerdt mit NGZ-Redakteuri­n Bittner.
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Gut besucht: Der NGZ-Kulturtref­f stieß auf großes Interesse.
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Kulturamts-Chef Harald Müller (l.) und Frau mit Musikschul­leiter Holger Müller.

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