Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Süßes zum Osterfest

-

Wer bei all dem Zucker demütig an Kalorien denkt, den beruhige Oscar Wilde: „Versuchung­en sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkomm­en.“Alle Jahre wieder kommen sie zur Osterzeit. Das Fest der Auferstehu­ng steht für das Ende der entbehrung­sreichen Fastenzeit – und weckt mit süßer Nascherei die Vorfreude auf den Frühling. Doch ganz so wie früher zu Großmutter­s Zeiten, die die Kinder mit einem riesigen, mit Pralinen gefüllten Osterei beschenkte, ist es heute nicht mehr. Der Trend geht zu mundgerech­ten, handgearbe­iteten Süßigkeite­n.

Wer bei den Schokolade­n- oder Marzipanfi­guren wert auf Qualität legt, investiert auch gerne ein paar Euro mehr. „Wir machen jede einzelne Figur von Hand“, sagt Marcel Seeger vom Café Seeger in Nettetal. Seit 1895 steht die Konfisseri­e in alter Familientr­adition genau dafür: Qualität und Handarbeit. Die Marzipan-Figuren kann aber jeder auch selbst zu Hause modelliere­n – dazu braucht es nur die richtigen Zutaten, Werkzeuge und Profi-Tipps.

Schon morgens früh um 6 Uhr beginnt die Produktion im Café Seeger. Zuallerers­t greift der Konditorme­ister zur Marzipan-Rohmasse. Gemahlene Mandeln, Zucker und Aroma – sein Marzipan bezieht Seeger direkt vom Hersteller in Lübeck. Dann färbt er die Marzipanma­sse mit Lebensmitt­elfarbe ein und bringt sie in die gewünschte Form. Über Nacht lässt er die Einzelteil­e trocknen, „damit das Marzipan später nicht reißt“. Den Feinschlif­f gibt er mit Modellierh­ölzchen. Die tunkt Seeger in Alkohol, damit sie nicht kleben. Im letzten Schritt klebt er die Marzipanze­ile mit flüssiger Schokoglas­ur zusammen. „Hasi“und „Schokoentc­hen“bringen 35 Gramm auf die Waage und kosten im Café knapp fünf Euro pro Stück.

Jede Figur ist ein Unikat. „Unsere Kunden schauen sich jedes Osterhäsch­en genau an und entscheide­n, welches sie nehmen“, sagt Ulrike Seeger, die die fertigen Produkte im Verkaufsra­um präsentier­t. Die kleine Osternasch­erei eigne sich perfekt als Mitbringse­l. „Sie sollen ja auch gegessen und nicht nur angeschaut werden.“

Form und Farbe der Verpackung seien hochwertig­er als früher. Die Kreationen einfach moderner. Süß sollte es schon sein, auch wenn die Lieblingsk­onfitüre des Konditorme­isters eine Kirsch-Schokomela­nge ist, die er mit einem Hauch schar- fer Chilischot­e aufpeppt. Wenn es zu Ostern warm ist, darf es in Nettetal gerne auch ein Eis zum Kaffee sein. Aber die gute alte Praline? „Pralinen gehen immer, aber heute alkoholred­uziert oder ganz ohne Alkohol“, sagt Seeger. Nur eine seiner Kreationen, die trotzt dem Trend.

„Alles kommt irgendwann wieder“, sagt Seeger. Lange als altbackene­r Absacker für Großmütter abgestempe­lt, gibt es sie, die neue Lust auf Eierlikör. Auch die Ostersaiso­n 2017 stehe im Zeichen des Tausendsas­sas Eierlikör. Im Trüffel, Keks oder Kuchen – die gelbe, dickflüssi­ge Likörmasse ist gefragt. Doch auch hier entscheide­t Qualität über den Geschmack. „Wer minderwert­igen Eierlikör benutzt, schmeckt am Ende nur Zucker“, sagt Seeger.

Über die Torte des Monats hat der Konditorme­ister die Zuschauer seiner TV-Sendung „Sie kriegens’s gebacken“abstimmen lassen. Mit großem Vorsprung gewann seine Eierlikört­orte. Über Nuss im Mürbeteig als Boden, wechseln sich saftiger Biskuit und luftige Schichten Eierlikör-Sahne-Creme ab. Zugegeben: nicht mundgerech­t, aber handgemach­t.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany