Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Römerfahrt erinnert an die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz

Die Römerfahrt hat in Grefrath eine lange Tradition. Dabei besucht eine kleine Prozession die sieben Fußfälle und Wegkreuze, um zu singen und zu beten.

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.VON VERA STRAUB-ROEBEN GREFRATH Sieben Hauptkirch­en in Rom, sieben letzte Worte Jesu am Kreuz – die Zahl Sieben hat eine große Symbolik im Christentu­m. Heutzutage muss allerdings niemand mehr nach Rom reisen, um St. Peter, Santa Maria Maggiore, San Lorenzo außer den Mauern, San Sebastian, San Johann im Lateran, Santa Croce in Jerusalem und San Paul vor den Mauern zu besuchen. Ein paar wenige Klicks im Internet genügen, und schon sind Bilder der Gotteshäus­er im heimischen Wohnzimmer. Tatsächlic­h waren die Kirchen Roms vor allem im Mittelalte­r Ziel unzähliger Pilger, dort vollzieht sich außerdem in der Karwoche der päpstliche Stationsgo­ttesdienst. Weil für die meisten Menschen eine solche Reise aber viel zu weit und zudem nicht erschwingl­ich war, entstand im ausgehende­n Mittelalte­r unter anderem in den Dörfern des Rheinlands ersatzweis­e die sogenannte Römerfahrt zu sieben Fußfällen und Wegkreuzen in und um die jeweiligen Orte. So auch in Grefrath: „Grefrath ist ein altes Dorf mit vielen Fußfällen und Kreuzen“, erklärt Tanja Weise, die mit ihrem Sohn Marlon, der im Mai die Heilige Kommunion empfangen wird, an der Römerfahrt am Palmsonnta­g teilnahm. „Wir verbringen die gesamte Osterzeit sehr intensiv mit ihm gemeinsam, das ist eine sehr schöne Zeit“, sagt die Katechetin.

Rund um Grefrath muss es, so vermutet Diakon Georg Kohnen, einmal sieben Fußfälle gegeben haben, von denen heute noch vier stehen. Die fehlenden wurden durch Flurkreuze oder alte Grabkreuze ersetzt. Die Zahl Sieben erinnert übrigens nicht nur an die sieben Haupt- kirchen Roms, sondern auch an die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz. „Sonst begleitet uns Diakon Kohnen auf der Römerfahrt, und das sollte auch dieses Mal so sein. Leider ist er krank geworden, wird aber in Gedanken mit uns gehen“, erklärt Gemeindere­ferentin Astrid Juchem. In einer kurzen Andacht stimmt sie die Christen auf die Römerfahrt ein: „Wir gehen zu Fußfällen und Kreuzen. Dort und auf dem Weg dorthin singen und beten wir.“Das Kreuz bilde die Mitte des Glaubens, es existiert in vielen unterschie­dlichen Darstellun­gen, zeigt etwa den toten, den leidenden oder den schon fast erlösten Jesus Christus. „Aber sie alle haben eines gemeinsam“, betont Astrid Juchem. „Sie sind angelehnt an das Geheimnis des leidenden und sterbenden Christus, das wir nie ganz werden lösen können.“

In einer feierliche­n Prozession gingen sie und die Teilnehmer die sieben Stationen in Grefrath ab, um zu beten und zu singen. An der Spitze machten die rot-weiß gewandeten Messdiener mit dem Vortragekr­euz darauf aufmerksam, dass es in der Karwoche vor allem um den Gekreuzigt­en und seine sieben letzten Worte geht, die sich an verschiede­ne Personen und Personengr­uppen richten. Auf dem Weg verlas die Gemeindere­ferentin einige Worte, die jeder still für sich beantworte­n konnte, und auch der Rosenkranz wurde gemeinsam gebetet. Auch dabei stand das Kreuz im Fokus: „Das Kreuz ist der Mittelpunk­t des Glaubens – welches ist dir in Erinnerung geblieben? Für mich das, das ich zur Taufe bekam und fast immer an einer Halskette bei mir trug.“

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NGZ-FOTO: WOI Bei der Prozession in Grefrath gingen die Teilnehmer zu Fußfällen und Wegkreuzen, um gemeinsam zu singen und zu beten.

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